Weltjugendtag 2005

Weltjugendtag 2005
Logo des Weltjugendtages 2005

Der XX. Weltjugendtag in Köln (italienisch XX. Giornata mondiale della gioventù Colonia GMG) war ein katholisches Jugendtreffen, das vom 16. bis zum 21. August 2005 im Erzbistum Köln stattfand.

Im Vorfeld fanden vom 11. bis zum 15. August die Tage der Begegnung in allen deutschen Diözesen statt.

Der Papst lud die Jugend der Welt zum zwanzigsten Weltjugendtag (WJT) nach Deutschland ein. Das Leitwort aus dem Matthäus-Evangelium hieß:

Wir sind gekommen, um IHN anzubeten (Mt 2,2 EU).

Dieser Satz wird den Heiligen Drei Königen zugesprochen, deren Reliquien im Dreikönigenschrein des Kölner Doms aufbewahrt werden.

Am Weltjugendtag nahmen nach Angaben der Veranstalter neben rund 800.000 registrierten Pilgern aus 193 Ländern auch 759 Bischöfe, darunter 60 Kardinäle, sowie 10.000 Priester teil. Außerdem waren 7700 Journalisten akkreditiert. Die Teilnehmerzahl stieg bei der Abschlussmesse auf 1,1 Millionen. Damit war die Abschlussmesse des Weltjugendtages die bis dahin größte je zelebrierte Messe in Deutschland.

Die Stimmung war getrübt vom Attentat auf Frère Roger, das sich am 16. August in Taizé in Frankreich ereignet hatte. Aus diesem Anlass wurde kurzfristig noch ein Gebetsabend in Groß St. Martin zelebriert, bei dem viele Taizé-Lieder gesungen wurden.

Inhaltsverzeichnis

Programm

Pilger vor dem Kölner Dom

Wege nach Köln

Für viele Pilger und feiernde Papstbegeisterte begann der Weltjugendtag schon viel früher. Sie nutzten die Gelegenheit zu einer mehrtägigen Wallfahrt.

Ein von Papst Johannes Paul II. 1984 gestiftetes, 3,80 Meter hohes Holzkreuz wurde seit April 2004 als Weltjugendtagskreuz unter dem Motto „kreuzbewegt“ zur Vorbereitung des Weltjugendtages von einer deutschen Diözese zur nächsten weitergegeben.

Zwischen dem 8. Juli und dem 15. August wurde das Kreuz in einer 40-tägigen Pilgerwanderung von Dresden über den Ökumenischen Pilgerweg im Verlauf der historischen Via Regia nach Köln getragen. Etwa 40 Bischöfe gingen bei den einzelnen Etappen mit. Die Strecke wurde mit Bedacht gewählt:

  • Das Bistum Dresden-Meißen ist das Partnerbistum der Erzdiözese Köln
  • So wie die Sterndeuter aus dem Osten nach Betlehem gekommen sein sollen, gingen auch die Pilger von Osten nach Köln
  • Die Wahl fiel bewusst auf den von katholischen und evangelischen Christen gemeinsam ausgearbeiteten Ökumenischen Pilgerweg, um ökumenisches Interesse zu bekunden und das Bemühen um die Einheit der Christen als ein vorrangiges Ziel des Weltjugendtages zu benennen.

Tage der Begegnung

Vor dem eigentlichen Weltjugendtag in Köln fanden in den deutschen Diözesen die Tage der Begegnung statt. Die einheimischen Jugendlichen trafen sich in diesen Tagen mit ihren Gästen aus aller Welt, um sich gemeinsam mit Vertretern der Kirche und sozialer Einrichtungen auf das große Ereignis vorzubereiten und einzustimmen. Die Gruppen reisten anschließend gemeinsam in die Gemeinden des Erzbistums Köln.

Papstbesuch

Pilger vor dem Willkommens-Poster für Benedikt XVI. am Dom
Schifffahrt auf dem Rhein

Der Veranstaltungsort Köln wurde in der Amtszeit von Johannes Paul II. festgelegt. Der im April 2005 verstorbene Papst, der dieses Fest des Glaubens und der Begegnung nach den beiden Jugendtreffen in Rom 1984 und 1985 am Weihnachtsfest 1985 als Weltjugendtag initiiert hatte, hatte selbst in die Domstadt kommen wollen. Die Organisatoren hatten angesichts seines schlechten Gesundheitszustandes bereits entsprechende Vorkehrungen getroffen. Sein Nachfolger, Benedikt XVI., bestätigte kurz nach seiner Wahl seine Teilnahme am Weltjugendtag. Für den deutschen Papst war der Besuch seines Heimatlandes die erste offizielle Auslandsreise als Oberhaupt der katholischen Kirche.

Benedikt XVI. war vom 18. bis zum 21. August in Köln. Am Tage seiner Begrüßung waren nach Angaben des Veranstalters insgesamt 600.000 Pilger in Köln anwesend, um den Papst am Rhein oder in der Innenstadt zu begrüßen. Während der ersten Tage standen repräsentative Aufgaben auf dem Programm, bevor er am Wochenende den zentralen Gottesdienst leitete. Zu den repräsentativen Aufgaben zählten ein Treffen mit Bundespräsident Horst Köhler in der Villa Hammerschmidt am 19. August sowie am darauffolgenden Tag eine Audienz für Bundeskanzler Gerhard Schröder, Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, die CDU-Vorsitzende Angela Merkel und NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers.

Veranstaltungen

Gottesdienste

Der Eröffnungsgottesdienst auf der Hofgartenwiese in Bonn
Logo als Blumenteppich
Pilger vor dem Kölner Dom
Der Eröffnungsgottesdienst in der LTU arena in Düsseldorf

Offiziell wurde der Weltjugendtag am Dienstag, dem 16. August 2005, um 17:00 Uhr mit drei dezentralen Gottesdiensten in Bonn, Köln und Düsseldorf eröffnet, während im ganzen Erzbistum Köln für 15 Minuten die Kirchenglocken festlich läuteten. In Bonn zelebrierte Jugendbischof Franz-Josef Bode (Bischof von Osnabrück) vor 100.000 Menschen auf der Hofgartenwiese vor dem kurfürstlichen Schloss, im RheinEnergieStadion Köln Joachim Kardinal Meisner (Erzbischof von Köln) (50.000 Besucher) und in der LTU arena Düsseldorf Karl Kardinal Lehmann (Bischof von Mainz und damaliger Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz) (60.000 Besucher). Die Besucherangaben sind nicht offiziell bestätigt.

Höhepunkt des Weltjugendtages war die Vigil und die Heilige Messe mit dem Papst. Am Abend des 20. August feierte der Papst auf dem Marienfeld mit den Pilgern von 20:30 bis 22:30 Uhr die Vigil (etwa 800.000 Besucher). Am folgenden Tag zelebrierte er zwischen 10:00 und 12:45 Uhr die feierliche Papstmesse zum Abschluss des Weltjugendtages (etwa 1,1 Millionen Besucher). Das Marienfeld, welches zwischen Kerpen-Türnich und Frechen-Habbelrath in der Nähe von Köln liegt, war früher ein Braunkohletagebau und wird heute landwirtschaftlich genutzt. Als Bühne für den Altar wurde eigens ein zehn Meter hoher Hügel errichtet, den Kardinal Meisner auf den Namen Berg der 70 Nationen taufte. Dieser Hügel war mit zahlreichen Kerzen verziert, so dass man ihn auch vom hinteren Teil des Marienfeldes sehen konnte. Pilger aus diesen Ländern hatten beim Bau des Hügels symbolisch kleine Säckchen mit mitgebrachter Erde ausgeschüttet. Großleinwände erlaubten auch Pilgern in den hinteren Bereichen des Feldes die Sicht auf das Geschehen. Der Papst lud zum Ende der Heiligen Messe zum nächsten Weltjugendtag 2008 nach Sydney ein.

Geistliche Veranstaltungen

Für die Teilnehmer bestand zum einen die Möglichkeit, an täglichen Katechesen teilzunehmen. Die Wallfahrt zum Dreikönigenschrein im Kölner Dom, für die jeder Pilger einen Terminvorschlag erhielt, galt als eine dieser Katechesen. Nach Angaben der Veranstalter wurden etwa 400 weitere solcher Glaubensunterrichtungen in mehr als 30 Sprachen an 249 Orten der Erzdiözese Köln angeboten. Dabei sprach jeweils ein Bischof und antwortete auf Fragen der Jugendlichen. Die Katechesen wurden begleitet von musikalischen Gruppen oder einem anderen Rahmenprogramm. Über die ganze Woche hinweg waren sämtliche Kirchen, darunter auch viele rund um die Uhr, für Stille, Gebet, Gesang und Gespräch geöffnet. Unter diesen Kirchen waren 20 Innenstadtkirchen (16 in Köln und je zwei in Düsseldorf und Bonn), die dem sog. Geistlichen Zentrum angehörten. Hier wurde den Pilgern ein ständiges geistliches Programm wie Eucharistische Anbetung, Andachten und Stundengebet garantiert. Täglich wurden in den vielen Kirchen unzählige Hl. Messen gefeiert und rund um die Uhr das Sakrament der Buße (Beichte) gespendet. Hierfür gab es zusätzlich ein zentrales Angebot in den Hallen 6, 7 und 8 der Koelnmesse. Von 8 Uhr bis 24 Uhr standen jeden Tag über 100 Priester zu Gesprächen in über 30 verschiedenen Sprachen zur Verfügung.

Gesellschaftspolitische Veranstaltungen

In ca. 50 Begegnungszentren verteilt in der ganzen Region wurden Räume zur Förderung des Dialogs von unterschiedlichen Gruppierungen und Nationalitäten geschaffen. Diverse Verbände, Gemeinschaften, Bewegungen und Interessengruppen sorgten für ein reichhaltiges Informationsprogramm zum Beispiel in Podiumsdiskussionen, Bühnenpräsentationen oder Cafétreffpunkten.

Auf Initiative des BDKJ fand am Mittwoch, dem 17. August, im Kölner Bürgerhaus Stollwerck das International Youthhearing for Justice and Peace statt, das der Dachverband der katholischen Jugendverbände gemeinsam mit dem kirchlichen Hilfswerk Misereor und der Deutschen Kommission von Justitia et Pax ausrichtete. Rund 300 Jugendliche aus siebzehn Nationen diskutierten über Fragen weltweiter Gerechtigkeit aus christlicher Perspektive und formulierten Forderungen an die Staatengemeinschaft, die im September 2005 von Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul auf der UN-Vollversammlung vorgestellt wurden. Der BDKJ setzt sich für eine Fortsetzung des Youthhearings beim XXIII. Weltjugendtag 2008 in Sydney ein.

Kulturelle Veranstaltungen

Neben den geistlichen Inhalten gab es auch zahlreiche kulturelle Veranstaltungen, wie spezielle Ausstellungen in Museen. In Köln und den zum Bistum Köln gehörenden großen Nachbarstädten Düsseldorf und Bonn fanden im Anschluss an die Eröffnungsgottesdienste Konzerte statt. Dabei traten lokale Gruppen wie die Höhner, die Bläck Fööss und der Kölner Jugendchor Sankt Stephan ebenso auf wie internationale Stars und spirituelle Musiker.

Am 17. August wurde für die Pilger ein großes Musik-Picknick in den drei großen Städten Köln, Bonn und Düsseldorf organisiert. Dabei gab es kostenlos Kuchen und Kakao, während Sänger und Musikgruppen aus verschiedenen Ländern für die Gäste musizierten.

Im Vorfeld des Weltjugendtages gab es das Lied Du für mich von Kathi Stimmer-Salzeder, welches das WJT-Kreuz auf seinem Weg durch ganz Deutschland nach Köln begleitete. Das offizielle Lied des Weltjugendtages lautete Venimus adorare eum und ist die lateinische Übersetzung des Mottos.

Wahrnehmung in Medien und Öffentlichkeit

Benedikt XVI. bei der Anfahrt zur Vigilfeier am 20. August

Entgegen den Erwartungen vieler Beobachter wuchs Papst Benedikt XVI. beim Weltjugendtag in Köln sichtbar in seine neue Rolle hinein, spiritueller Bezugspunkt für Hoffnungen einer globalisierten Kirche zu sein. Begegnungen mit den Spitzenvertretern anderer christlicher Konfessionen, des Judentums und des Islams, aber auch der Politik wurden als Schritt in Richtung Ökumene gewertet.

Die Jugendlichen bereiteten dem Papst einen begeisterten Empfang, sogar während der Gottesdienste waren immer wieder Benedetto-Chöre und rhythmisches Klatschen zu hören.

Der WDR berichtete sowohl im Fernsehen als auch im Radio (Weltjugendtagsradio von WDR 5) intensiv vom Geschehen rund um den Weltjugendtag. Die wichtigsten Veranstaltungen wurden live in der ARD, im ZDF und bei Phoenix gezeigt, insgesamt belief sich die Dauer der Ausstrahlungen auf ca. 120 Stunden. Die Fernsehbilder wurden von den internationalen Medien übernommen. Den feierlichen Abschlussgottesdienst auf dem Marienfeld sahen weltweit ca. 250 Millionen Menschen.

Im Zuge des Weltjugendtages wurde auch ein WebTV Sender eröffnet, der exklusiv über das Geschehen während des Weltjugendtages berichtete. Der Verlag DuMont Schauberg verteilte täglich kostenlose Sonderausgaben seines Tabloid-Magazins Kölner Stadt-Anzeiger DIREKT.

Organisation

Lokale Organisation

Ein mobiles Restaurant im Einsatz (Siegburg-Kaldauen)
Marienfeld, 13 Tage vor der Papstmesse

Die lokale Organisation und Durchführung des Weltjugendtags war Aufgabe der Weltjugendtag gGmbH in Köln, die in ständigem Kontakt zum Päpstlichen Rat für die Laien im Vatikan stand, der der eigentliche Veranstalter dieses Großereignisses war. Ein Manko ist, dass jede lokale Organisation eines Weltjugendtags nahezu bei null beginnt, da es keine personelle Kontinuität bei den Organisatoren gibt; man kann in nur sehr beschränktem Umfang auf die Erfahrungen der Vorgänger zurückgreifen, da jeder Weltjugendtag mit seiner ortseigenen Infrastruktur eine neue Herausforderung darstellt. Trotzdem gibt es immer einige Vertreter eines kommenden Weltjugendtages, die den Organisatoren des aktuellen Weltjugendtages in den letzten Wochen vor dem Event über die Schultern schauen und so versuchen, mögliche Fehler in Zukunft zu vermeiden.

Mobilitätskonzept

Um die An- und Abreise der Pilger möglichst geordnet abwickeln zu können, hatte die WJT gGmbH eigens ein Mobilitätskonzept erarbeiten lassen. Dazu wurden in Zusammenarbeit mit den betroffenen Kommunen und den öffentlichen Verkehrsunternehmen für die ganze Woche Maßnahmen zur Abwicklung der zusätzlichen Verkehrsmengen zusammengestellt, wobei insbesondere die Großveranstaltungen, wie die Willkommensfeier für den Papst und die Abschlussmesse, zu denen alle Pilger und die Bevölkerung eingeladen waren, die Planer vor eine außergewöhnliche Aufgabe stellten. Neben den Planungen zum Transport der Pilger, wurden von den mit dem Mobilitätskonzept beauftragten Verkehrsplanern aus Aachen (IVV) auch Maßnahmen zum Schutz der umliegenden Gemeinden vor dem Verkehrsansturm erarbeitet. Dazu waren spezielle Aufstellkonzepte an Bahnhöfen, provisorische Fußwege und temporäre Pkw- und Busparkplätze für ca. 8000 Reisebusse zu planen und herzurichten. Weiterhin wurde ein Sperrkonzept erarbeitet und umgesetzt sowie ein weiträumiges Umleitungssystem eingerichtet. Allein für die Sperrung der Autobahn A1 als Parkplatz für rund 1800 Busse wurden schon im Umkreis von 70 km Umleitungsschilder aufgestellt.

Um die Besuchermassen im Großraum Köln zu bewältigen arbeitete die Weltjugendtag gGmbH eng mit den Kölner Verkehrs-Betrieben zusammen, die ihrerseits mit anderen lokalen Verkehrsunternehmen kooperierten. So wurde zum Beispiel während der Stoßzeiten der Straßenbahntakt auf zwei Minuten herabgesetzt und ein Pendelverkehr in Richtung Marienfeld aufgebaut. Hierfür standen mehrere hundert Busse zur Verfügung, die Routen zum Marienfeld befuhren. Obwohl zur Abschlussveranstaltung mehr als 1,1 Mio. Menschen gekommen waren (das Mobilitätskonzept war für 900.000 Pilger ausgelegt worden) konnten die prognostizierten Abreisezeiten von rund 10 bis 11 Stunden eingehalten werden.

Unterkunft und Verpflegung

„Musik-Picknick“: Ausgabe von Kuchen an die Pilger in Bonn

Für den Weltjugendtag 2005 wurden insgesamt mehr als eine halbe Million Unterkünfte im Gebiet des Erzbistums Köln gesucht. Rund 440.000 Quartiere werden für die Gäste in Gemeinschaftsunterkünften wie Schulen und Turnhallen zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus suchte das Weltjugendtagsbüro 80.000 Privatunterkünfte. Zur Gewinnung dieser Unterkünfte wurde am 1. Juli 2004 durch den Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, die Kampagne „Herberge gesucht“ gestartet.

Rund 300 mobile Restaurants sorgten auf dem Weltjugendtag für das leibliche Wohl der Pilger.

Papstprogramm

Das Besuchsprogramm von Benedikt XVI. ist im Vatikan selbst vorbereitet worden. Kardinal-Staatssekretär Angelo Sodano, der das päpstliche Gefolge anführte, hielt Kontakt zur römischen Zentrale und nahm für Papst Benedikt zusätzliche Gesprächstermine wahr. Ihm zur Seite stand der vatikanische „Innenminister“, Erzbischof Leonardo Sandri. Eine wichtige Funktion besaß auch der zuständige Abteilungsleiter im Staatssekretariat, der Eichstätter Prälat Christoph Kühn, als Ansprechpartner für die staatlichen Stellen, den Bundespräsidenten und die Bundesregierung. Höchste Bedeutung kamen dem Zeremonienmeister, Erzbischof Piero Marini und seinem Assistenten Giulio Viviani zu. Sie waren schon Stunden vor den Gottesdiensten am Ort, legten die Messgewänder zurecht, überprüften Texte und Geräte und kontrollierten, ob die Planer vor Ort an alles gedacht haben. Der Reisemarschall des Papstes, Bischof Renato Boccardo, hatte den Reiseablauf minutiös vorbereitet. Bereits seit 2003 inspizierte er bei Lokalterminen Plätze, wählte Transportmittel aus, legte die Fahrtrouten fest, klärte Sicherheitsfragen und stellte Zuständigkeiten klar. Während des Besuchs trugen er und sein Co-Organisator Alberto Gasbarri die größte Verantwortung.

Freiwillige Helfer

Ein rotes Meer von Volunteers. Hier beim Eröffnungsgottesdienst für die Freiwilligen in der BayArena Leverkusen

Neben den kirchlichen Helfern und den Mitarbeitern (zumeist Langzeit-Freiwillige) der Weltjugendtag gGmbH waren in der Hauptwoche des Weltjugendtages über das gesamte Erzbistum Köln verteilt rund 23.000 Freiwillige (Volunteers) aus mehr als 160 Staaten im Einsatz, die sich bemühten den reibungslosen Ablauf des Weltjugendtages so weit wie möglich zu gewährleisten. Ihre Einsatzorte waren überall dort, wo Pilger sein konnten: von der Ankunft über die Registrierung, die Unterkunft, die Verpflegung, an Info-Points, den geistlichen und weltlichen Programmangeboten, bei der Domwallfahrt, auf dem Marienfeld bis hin zur Abreise. Zum ersten Mal wurden beim Weltjugendtag in Köln auch „Volunteer Support Manager“ eingesetzt. Deren Aufgabe bestand (nach der Planung) vor allem darin, sich um die psycho-sozialen Angelegenheiten der Freiwilligen zu kümmern. Die roten (Volunteer) und grünen (Volunteer-Support-Manager) T-Shirts waren überall zu sehen. Kardinal Joachim Meisner verglich beim Abschlussgottesdienst für die Freiwilligen am Tag nach dem offiziellen Ende des Weltjugendtages in seiner Predigt den Einsatz der Freiwilligen mit den Fundamenten des Kölner Doms: Ohne die Fundamente, gäbe es den Dom nicht und ohne die Freiwilligen hätte es den Weltjugendtag in Köln nicht gegeben (sinngemäß). „Ich als Erzbischof von Köln bin stolz auf euch und danke euch.“

Probleme

„Today no food left in Köln“ – Engpass und Improvisation bei der Versorgung der Pilger
Pilger auf der Autobahn in Richtung Köln nach der Abschlussmesse

Aufgrund des unerwartet hohen Besucheraufkommens kam es während des gesamten Weltjugendtages, vor allem in Köln und beim Abschlussgottesdienst auf dem Marienfeld, zu teils chaotischen Zuständen. Bei Großveranstaltungen wie dem Eröffnungsgottesdienst am Dienstag, 16. August und dem Papst-Besuch am Donnerstag, 18. August kam das Verkehrsnetz praktisch zum Erliegen. So kam es in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag zu einem Zwischenfall am völlig überfüllten Kölner Hauptbahnhof, bei dem 19 Pilger durch die drückende Masse Kreislaufzusammenbrüche erlitten.

Nach den Eröffnungsgottesdiensten in Düsseldorf, Köln und Bonn war das öffentliche Verkehrsnetz bis zum frühen Morgen fast völlig zusammengebrochen. Straßenbahnen stauten sich und Züge wurden auf Grund von Kontrollen durch die Bundespolizei nicht in die Bahnhöfe gelassen, was zu erheblichen Verspätungen und Staus führte. Durchsagen auf Bahnhöfen in der Umgebung von Köln erfolgten ausschließlich auf deutsch und waren für Gäste aus dem Ausland daher nicht bis kaum verständlich, was für weitere Desorientierung sorgte.

Besonders die Essensausgabe war schwierig. Angedacht war, die Pilger nahe ihren Quartieren im gesamten Rheinland zu versorgen. Diese fuhren jedoch meist zu den zentralen Veranstaltungsorten in Köln, Düsseldorf und Bonn, wo es dann zu Engpässen kam. Dazu kam, dass auch die Quartiere nicht rechtzeitig mit der geplanten Anzahl an Mahlzeiten versorgt wurde.

Ein weiteres Problem war die Abreise der Pilger vom Marienfeld. So gab es insbesondere auf der Autobahn in Richtung Köln kilometerlange Staus.

Marienfeld/Abschlussmesse

Hunderttausende Pilger schlafen wie geplant in der Nacht vom 20./21. August unter freiem Himmel

Auch auf dem Marienfeld gab es einige Schwierigkeiten. Hauptauslöser hierfür war die nicht erwartete hohe Anzahl an Pilgern. Da seitens der Organisatoren die Anreise dieser zu einem späteren Zeitpunkt erwartet wurde, kamen tausende der Pilger ohne Einlasskontrollen auf das Marienfeld. Zwar führte dies einerseits dazu, dass sie recht zügig das Feld betreten konnten und somit keine langen Schlangen durch die Kontrolle von über einer Million Menschen entstanden. Andererseits allerdings hielt sich dadurch ein Teil der Pilger und Besucher nicht an die ihnen zugeteilten Felder. Dies führte vor allem auf nahe am Papsthügel gelegenen Bereichen dazu, dass diese schnell überfüllt waren. Die oben beschriebenen Probleme mit der Essensausgabe setzten sich hier fort. Gegen Samstagabend wurde schließlich die geordnete Essensausgabe aufgelöst und das Essen palettenweise von den LKWs abgeladen. Die Catering-Firma war ab diesem Moment nicht mehr aktiv tätig und eine kontrollierte Essensausgabe war nicht mehr möglich. Beschwerden gab es hier vor allem, da die Pilger für das so genannte „Pilgerpaket“ mit Platzreservierungen und Essensmarken viel Geld gezahlt hatten.

In einigen Bereichen des Marienfelds gab es außerdem Beschwerden über die vorhandenen Sanitäranlagen (so genannte Dixi-Klos) und Müllbehälter wegen Überfüllung derselben und auch fehlenden Toilettenpapiers nach den nur ersten drei Stunden am Samstag. Diese Probleme wurden in der Nacht von Samstag auf Sonntag außerplanmäßig behoben, nachdem rund 5000 Volunteers, die ursprünglich nicht für die Arbeit am Marienfeld eingeteilt waren, mobilisiert wurden.

Jedoch konnte durch das disziplinierte und ruhige Verhalten der Pilger erreicht werden, dass es nur zu relativ wenigen Notfalleinsätzen kam (meist wegen Erschöpfung oder Unterkühlung). Der Sanitäts- und Rettungsdienst wurde federführend vom Malteser Hilfsdienst unter Mitwirkung aller Hilfsorganisationen betrieben.

Auch bei der Abreise kam es zu größeren Problemen, so dass am Sonntag noch Notquartiere für ca. 6000 gestrandete Pilger eingerichtet werden mussten. Wegen nur einer einzigen Spur für alle Zubringerbusse mussten alle Busse die gleiche Schleife drehen und beim Einsteigen auf jeden einzelnen Bus warten. Weder der Polizei noch der lokalen Organisation kann hierbei ein Vorwurf gemacht werden, da das Verkehrsnetz nicht für die schnelle An- und Abreise von 1,1 Mio Menschen ausgelegt war.

Polizei

Das Einsatzkonzept und das Auftreten der Polizei gaben zahlreich Anlass zur Kritik. Es hatte oft den Anschein, dass hier, angesichts 'friedlicher Pilger', lediglich Einsatzkonzepte und -taktiken für andere Großereignisse 'ausprobiert' werden sollten. So wurden beispielsweise vor der Kölner Domplatte aufwändige Einlasskontrollen durchgeführt, die dafür sorgten, dass Pilger, auch kleine Kinder, stundenlang in der prallen Sonne ausharren mussten. Doch seltsamerweise wurden diese Kontrolle dann irgendwann einfach aufgegeben. Der Eindruck entstand, dass hier wohl lediglich ermittelt werden sollte, ob und wie viele Personen sich bei derartigen Massenveranstaltungen kontrollieren lassen. Der Eindruck wurde noch durch den Umstand genährt, dass in Deutschland mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 ein weiteres Großereignis bevorstand. Da die allermeisten Pilger die gleichen Bahnlinien zu ihren Unterkünften benutzten, ging die Polizeiführung zunächst richtigerweise davon aus, dass diese Züge hoffnungslos überlastet sein würden. Allerdings riegelte die Polizei ganze Bahnhöfe statt der betroffenen Gleise ab, so dass auch Reisende mit anderen Richtungen nicht auf die folglich völlig menschenleeren Bahnsteige gelangen konnte. Etliche Züge fuhren gänzlich leer, etliche Reisende, darunter viele Familien mit kleinen Kindern, saßen in Köln fest, ohne Hoffnung, noch irgendwo ein Unterkunft finden zu können. Ein weiterer Kritikpunkt war, dass die aus dem gesamten Bundesgebiet zusammengezogenen Polizeikräfte ganz offensichtlich nicht bis nur unzureichend auf ihren Einsatz vorbereitet waren. Keiner der eingesetzten Beamten vor Ort verfügte über eine Karte, um wegsuchenden Pilgern helfen zu können, oder wusste über die Gesamtlage Bescheid: so wurden Pilger falsch- und fehlgeleitet, Hilfs- und Versorgungsfahrzeuge ebenfalls, was teilweise erst überhaupt für Chaos sorgte.

Finanzierung

gesponserte Wasserstation für die Pilger

Die geschätzte Summe der Ausgaben des Weltjugendtages liegt bei 115 Millionen Euro gegenüber einem ursprünglichen Budget von 100 Millionen Euro. Gründe für die höheren Kosten sind u. a. die höhere Zahl an Pilgern die zum Weltjugendtag kamen, sowie die Neuplanung des Geländes für die Abschlussveranstaltung. Das ursprünglich vorgesehene Gelände – der Flugplatz Hangelar und eine angrenzende ehemalige Kiesgrube –, wurde im Sommer 2004 nach Androhung einer „Prozesslawine“ durch verschiedene Naturschutzorganisationen wegen der Beeinträchtigung geschützter Natur aufgegeben, um rechtliche Planungssicherheit für die Großveranstaltung zu bekommen.

Die Katholische Kirche Deutschland beteiligte sich an den Ausgaben mit 30 Millionen Euro. 15 Millionen Euro kamen aus öffentlichen Mitteln, wobei allein das Land Nordrhein-Westfalen drei Millionen Euro beisteuerte. Ein weiterer Teil der Finanzierung wurde durch Spenden und Einnahmen aus Aktionen für den Weltjugendtag gewonnen. 40 % der Finanzierung sollten über die Pilgerbeiträge gedeckt werden, wobei die Teilnehmer nach ihren Herkunftsländern gestaffelt unterschiedlich hohe Beiträge zahlten.

Einen Teil der Ausgaben finanzierte der Weltjugendtag auch mit dem Verkauf von Merchandising-Artikeln, wie zum Beispiel Rosenkränzen, T-Shirts, Mützen und Kerzen. Genaue Zahlen über Ein- und Ausgaben sind derweil nicht bekannt.

Kritik

Weltjugendtag als Event und Papstkult

Papst-Merchandising

Auch eine zu große Nachahmung von Großveranstaltungen nach Art des Baptisten-, Fernseh- und Massenpredigers Billy Graham warfen Kritiker dem 20. Weltjugendtag vor. Ein Eventcharakter sei einem christlichen Glaubensereignis nicht angemessen. Geteilt wurde auch von traditionalistischer Seite die Ansicht, dass der Einsatz von Elementen des Sakropop der Würde der Heiligen Messe widerspreche.

Den Veranstaltern des Weltjugendtages wurde weiterhin vorgeworfen, weniger einen katholischen Weltjugendtag, als einen katholischen Weltpapsttag organisiert zu haben. Kritisiert wurde hierbei vor allem die mediale Ausrichtung auf den Papst.

Weitere Kritik

In einigen großen Zeitungen, so zum Beispiel in der FAZ, wurde die Belanglosigkeit von Teilen der musikalischen Neuschöpfungen (Sakropop) für den Weltjugendtag kritisiert. Die Kirche habe ihre Rolle als treibende Kraft musikalischer Entwicklungen vollständig verloren.

Gegen- und kritische Veranstaltungen während des Weltjugendtages

Das „Dino-Mobil“ der Kritiker von „Religionsfreie Zone“

Die Aktion Religionsfreie Zone der Giordano Bruno Stiftung bot als Protest gegen den Weltjugendtag und die Katholische Kirche Veranstaltungen wie eine Kirchenaustritts-Party und Informationen auf den Arealen des WJT an. Die Bewegung Wir sind Kirche lenkte mit ihrer Aktion Gute Katholiken verwenden Kondome die Aufmerksamkeit auf das Verbot empfängnisverhütender und einer HIV-Infektion vorbeugender Mittel durch die Amtskirche. Die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) hatte ein eigenes Themenportal mit Veranstaltungen über die Homosexuellen-Problematik erstellt. Weiterhin bot das Jugendzentrum anyway eine Anlaufstelle für lesbische und schwule Teilnehmer an.

Insgesamt war das mediale Echo auf die Gegenveranstaltungen gering.

Literatur

  • Forschungskonsortium WJT, / Gebhardt, Winfried / Hepp, Andreas / Hitzler, Ronald / Pfadenhauer, Michaela / Reuter, Julia / Vogelgesang, Waldemar / Engelfried-Rave, Ursula / Hunold, Jörg / Krönert, Veronika: Megaparty Glaubensfest. Weltjugendtag: Erlebnis – Medien – Organisation. Aus der Reihe: Erlebniswelten 12, VS Verlag, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-531-15464-0
  • Johannes Loy, Jürgen Peperhowe: Feste des Glaubens 2005. Münster – Köln – Rom. Bistumsjubiläum – Papstwahl – Weltjugendtag – Seligsprechung. Aschendorff, Münster 2005, ISBN 3-402-00407-0
  • Christian Klenk: Ein deutscher Papst wird Medienstar. Benedikt XVI. und der Kölner Weltjugendtag in der Presse. Aus der Reihe: Religion – Medien – Kommunikation, Bd. 4, Lit-Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-8258-0930-0

Ehrungen und Auszeichnungen

Weblinks

 Commons: Weltjugendtag 2005 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikinews Wikinews: Weltjugendtag 2005 – in den Nachrichten

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