- Jüdischer Friedhof Wankheim
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Der Jüdische Friedhof von Wankheim liegt an der alten Straße von Wankheim nach Kusterdingen.[1]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Im Jahr 1774 pachteten vier bis fünf jüdische Familien aus Wankheim ein Grundstück und legten darauf einen Friedhof an. Sie bezahlten eine Pacht von bis zu drei Gulden pro Jahr. Das älteste Grab stammt von 1788/89 und hat wie andere Gräber aus dieser Zeit, eine hebräische Beschriftung und keine Grabeinfassung.
Die israelitische Gemeinde Wankheim bemühte sich seit 1843, das Friedhofsgelände käuflich zu erwerben. Da der Wankheimer Gemeinderat einen hohen Betrag dafür forderte, zogen sich die Verhandlungen, auch unter Einschaltung der entsprechenden Oberbehörden, über vier Jahre hin. Die jüdische Gemeinde erwarb den Friedhof 1845-1848. 1863 wurde der Friedhof erweitert.
Um 1900 wurde der Friedhof noch einmal erweitert, da auf ihm bis 1941 auch die in Tübingen und Reutlingen verstorbenen jüdischen Personen beigesetzt wurden. Auf dem Friedhof befindet sich ein Gedenkstein für 14 aus der jüdischen Gemeinde Tübingen in der Verfolgungszeit 1933 bis 1945 umgekommene Personen. Er wurde von Viktor Marx, der die Gefangenschaft in mehreren Lagern überlebte, errichtet. Die ersten drei Namen sind die der Toten aus seiner eigenen Familie:
- Marga Marx (1909-1942), seine Frau
- Ruth Marx (1933-1942), seine 8-jährige Tochter
- Blanda Marx (1878-1942), seine Mutter
- Max Löwenstein
- Sophie Löwenstein
- Ilse Löwenstein
- Salomo Spiro
- Karoline Spiro
- Martha Spiro
- Elfriede Spiro
- Hans Spiro
- Edwin Spiro
- Anne Erlanger
Der letzte Grabstein stammt aus dem Jahr 1941. 1943 übernahm die Gemeinde Wankheim den Friedhof. 1949 wurde die Begräbnisstätte im Rahmen der Restitution an die israelitische Kultusvereinigung Württemberg in Stuttgart zurückgegeben, die heute die Eigentümerin ist.[2]
Geschichte der jüdischen Gemeinde
Im reichsritterschaftlichen Wankheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1882. Sie entstand in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. David Dessauer aus Nordstetten erhielt von den Grundherren Wankheims, den Freiherren von Saint-André, die Erlaubnis zur Niederlassung. Der Wankheimer Ortsherr Friedrich Daniel von Saint-André erlaubte vier Juden, gegen eine “Schutzgebühr”, die Ansiedlung in seinem Dorf. Ihnen folgten mehrere Familien aus Unterdeufstetten, Braunsbach und Haigerloch. Die Familien handelten mit Trödelwaren, Vieh, Hopfenstangen und anderen Waren sowie anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen.
Es gab eine Synagoge, eine Religionsschule, ein rituelles Bad und den Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war im 19. Jahrhundert zeitweise ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. 1832 wurde die Gemeinde dem Bezirksrabbinat Mühringen zugeteilt.
Durch den Zuzug weiterer Familien entstand eine jüdische Gemeinde, die 1807 insgesamt 23 Mitglieder zählte und in der Folgezeit rasch wuchs. Um 1844 gab es 118 jüdische Einwohner in 25 Haushalten. Die meisten jüdischen Familien begann bereits 1806 abzuwandern, als mit besonderer Erlaubnis des württembergischen Königs Friedrich I. fünf jüdische Familien aus Wankheim nach Esslingen umziehen konnten. Nach 1860 zogen viele Wankheimer Juden nach Tübingen und Reutlingen um. 1886 lebte nur noch ein Jude in Wankheim. [2]
Literatur
- Frowald Gil Hüttenmeister: Der jüdische Friedhof Wankheim, Theiss, Stuttgart 1997, ISBN 3-8062-1195-7 (=Beiträge zur Tübinger Geschichte; Bd. 7)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Jüdischer Friedhof auf TUEpedia.
- ↑ a b Wankheim (Gemeinde Kusterdingen, Landkreis Tübingen) Jüdischer Friedhof, Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum.
48.5084722222229.1008333333333Koordinaten: 48° 30′ 30,5″ N, 9° 6′ 3″ OKategorien:- Jüdischer Friedhof in Baden-Württemberg
- Kusterdingen
- Bauwerk im Landkreis Tübingen
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