Kapelle St. Agatha (Disentis)

Kapelle St. Agatha (Disentis)

Die Kapelle St. Agatha steht bei Disentis/Mustér in der Surselva im schweizerischen Kanton Graubünden. Sie liegt am alten Lukmanierweg westlich des Dorfes und ist Agatha von Catania geweiht.

Ansicht von Nordosten

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

um 1818

Urkundliche Belege über den Bau der Kapelle fehlen. Aufgrund der Bauweise der rundbogigen schmalen Fenster der Apsiden vermutet Erwin Poeschel eine Erbauung um 1100. 1420 wurde die Kapelle unter Abt Peter umgebaut; unter anderem wurde die Decke erneuert sowie das Dach und der Turm um das Glockengeschoss erhöht. Um 1700 wurden an der Nordwand zwei grosse Viereckfenster eingebaut, die anlässlich einer Renovation 1979/80 wieder vermauert wurden. 1992–94 wurde die Kapelle im Inneren renoviert.

Bau

Innenraum

Bei der Kapelle handelt es sich um ein spätes Beispiel einer einschiffigen Saalkirche mit drei Apsiden. Im Gegensatz etwa zu den drei Apsiden der Kirche von Mistail sind sie hier nur als flache Nischen ausgeführt, die sich an der Aussenmauer nicht abzeichnen und nur noch dekorativen Charakter haben.

Malereien

Martyrium der heiligen Agatha

Die Malereien stammen aus vier Etappen:

Der schlecht erhaltene Freskenzyklus an der Nordwand mit Bildern aus dem Leben der heiligen Agatha stammt aus der Zeit um 1430 bis 1440; er wurde durch den Einbau der Viereckfenster empfindlich gestört. Der unbekannte Maler stammte aus dem süddeutschen Raum.

Die Bemalung der Apsiden, das grosse Anbetungsbild und die Schutzmantelmadonna an der Südseite entstanden 1450 bis 1460 und stammen von den lombardischen Malern Cristoforo und Nicolao da Seregno. In der mittleren Apsis ist Christus in der Mandorla dargestellt, in der rechten die Krönung Marias. Dazwischen stehen die Heiligen Placidus und Ulrich von Augsburg unter Medaillons von Propheten.

Die nördliche Apsis zeigt eine Verkündigung an Maria. Sie ist in einer Fensternische mit „1616 HIG“ signiert und stammt vom Bündner Maler Hans Jakob Greutter.

Die alten Fresken aus dem 15. Jahrhundert an der Nordwand wurden 1707 von Hans von Sumvitg mit Bildern aus dem Leben der Heiligen übermalt. Sie wurden zur Aufdeckung des ursprünglichen Zyklus entfernt. Oberhalb des Bildes „Agatha vor dem Richter“ hat sich ein kleines Stück davon erhalten.

Galerie

Literatur

  • Erwin Poeschel: Kdm GR, Band IV, Birkhäuser Verlag, Basel 1943; S. 352
  • Ludmila Seifert, Leza Dosch: Kunstführer durch Graubünden; Scheidegger & Spiess, Zürich 2008, S. 218

Weblinks

 Commons: Kapelle St. Agatha Disentis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
46.6947858.848811

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Disentis/Mustér — Basisdaten Staat: Schweiz …   Deutsch Wikipedia

  • Disentis — Disentis/Mustér Basisdaten Kanton: Graubünden Bezirk: Surselva …   Deutsch Wikipedia

  • Placidus und Sigisbert von Disentis — Darstellung des Placidus in der Kapelle St. Agatha bei Disentis Placidus und Sigisbert von Disentis († in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts in Disentis) waren Eremiten, Heilige und die Gründer des Klosters Disentis. Placidus war… …   Deutsch Wikipedia

  • Agathenkirche — nennt man Kirchengebäude, die dem Patrozinium der frühchristlichen Jungfrau und Märtyrin Agatha von Catania unterstellt sind. Der Gedenktag der Heiligen in der Liturgie der katholischen Kirche und der orthodoxen Kirche ist der 5. Februar… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Kulturgüter von nationaler Bedeutung im Kanton Graubünden — Diese Liste enthält alle national bedeutenden Kulturgüter (A Objekte) im Kanton Graubünden, die in der Ausgabe 2009 des Schweizerischen Inventars der Kulturgüter von nationaler und regionaler Bedeutung vermerkt sind. Sie ist nach politischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Saalkirche — Johanniskirche in Frankfurt Bornheim, eine barocke Saalkirche …   Deutsch Wikipedia

  • Nicolao da Seregno — (erstmals erwähnt 1463, letztmals 1500; auch bekannt als Nicolao de Lugano) war ein Maler aus dem Kanton Tessin. Meistens arbeitete er zusammen mit seinem Onkel Cristoforo de Seregno. Ursprünglich aus dem Ort Seregno in der Lombardei stammend,… …   Deutsch Wikipedia

  • Chiesa San Carlo di Negrentino — Ansicht von Osten Die Chiesa San Carlo di Negrentino steht auf dem Gemeindegebiet von Acquarossa im Bleniotal im Kanton Tessin. Bis 1610, dem Jahr der Heiligsprechung von Karl Borromäus, war sie Ambrosius von Mailand geweiht. Bis zum Beginn des… …   Deutsch Wikipedia

  • Mustér — Disentis/Mustér Basisdaten Kanton: Graubünden Bezirk: Surselva …   Deutsch Wikipedia

  • Liste des biens culturels d'importance nationale dans le canton des Grisons — Blason du canton des Grisons. Cette liste présente les biens culturels d importance nationale dans le canton des Grisons. Cette liste correspond à l édition 2009 de l Inventaire Suisse des biens culturels d importance nationale (Objets A) pour le …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”