- Kanton Graubünden
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Kanton Graubünden
Chantun Grischun (rätoromanisch)
Cantone dei Grigioni (italienisch)Wappen Basisdaten Staat: Schweiz Amtssprache: Deutsch (68 %),
Rätoromanisch (15 %),
Italienisch (10 %)Hauptort: Chur Beitritt zum Bund: 1803 Kürzel/Kontrollschild: GR ISO 3166-2: CH-GR Fläche: 7105 km² Einwohner: 191'861[1] (31. Dezember 2009) Bevölkerungsdichte: 27 Einw. pro km² Ausländeranteil: 16,5 %[2] (April 2011) Arbeitslosenquote: 1,2 %[3] (Juli 2011) Website: www.gr.ch Lage des Kantons in der Schweiz Karte des Kantons Gemeinden des Kantons Graubünden (rätoromanisch Grischun?/i, italienisch Grigioni, französisch Grisons) ist ein deutsch-, rätoromanisch- und italienischsprachiger Kanton der Schweiz und liegt vollständig im Gebiet der Alpen. Der Hauptort ist Chur.
Inhaltsverzeichnis
Name und Wappen
Der Kanton Graubünden trägt den Namen des ehemals politisch gewichtigsten der Drei Bünde, aus denen er entstanden ist. Der 1367 gegründete Graue Bund wurde 1442 erstmals genannt, vermutlich ein Spottname der Zürcher und Österreicher, der von den Bundsleuten vor 1486 übernommen wurde. Im 15. Jahrhundert erscheint der Name für die sonst Drei Bünde genannte Gesamtheit der Bünde. Im 16. Jahrhundert wurde von Humanisten der Name der römischen Provinz Rätia als Rätien auf das Gebiet der Drei Bünde übertragen. 1799 wurden die Bünde von Napoleon als Kanton Rätien der Schweiz eingegliedert. Die Bezeichnung ist heute noch für Institutionen wie die Rhätische Bahn und das Rätische Museum in Chur üblich. Seit der Konstituierung des modernen Kantons der Schweizerischen Eidgenossenschaft 1803 ist der Name Graubünden offiziell.[4][5] Das Kantonswappen setzt sich entsprechend aus den Wappen der Drei Bünde zusammen; siehe auch Fahne und Wappen des Kantons Graubünden
Geographie
- Höchste Erhebung: Piz Bernina (4'049 m ü. M.)
- Tiefster Punkt: die Moësa an der Grenze zum Kanton Tessin (260 m ü. M.)
Der Kanton bildet als grösster Kanton der Schweiz deren südöstlichen Teil und ist vor allem durch Berglandschaften geprägt. Aufgrund der geographischen Bedingungen ist er der am dünnsten besiedelte Kanton der Schweiz und belegt trotz seiner Grösse von der Einwohnerzahl her nur den 14. Rang.
Gemeinsame Kantonsgrenzen hat Graubünden im Südwesten mit dem Kanton Tessin, im Westen mit Uri, im Norden mit Glarus und St. Gallen. Graubünden bildet die Landesgrenze der Schweiz mit Liechtenstein sowie mit Österreich (Bundesländer Vorarlberg und Tirol) im Norden, dem italienischen Südtirol im Osten und der Lombardei im Süden. Neben Graubünden grenzt nur noch St. Gallen an drei verschiedene Nachbarstaaten.
Entwässert wird Graubünden zum grössten Teil vom Rhein mit seinen in Graubünden entspringenden Quellflüssen Vorderrhein und Hinterrhein. Den Osten des Landes, das Engadin, entwässert der Inn, der ebenfalls in Graubünden entspringt. Jenseits des Alpenhauptkamms liegen die zum Po entwässernden und italienischsprachigen Bündner Südtäler: das Misox mit dem Calancatal, das Bergell und das Puschlav. Der östlichste Teil des Landes, das Münstertal, entwässert zur Etsch. Die drei Einzugsgebiete der Nordsee, des Mittelmeers und des Schwarzen Meers treffen sich unweit der Inn-Quelle nahe dem Lunghin-Pass oberhalb von Maloja, der Dreiwasserscheide. Von dort fliesst Richtung Norden die Julia, die via Rhein zur Nordsee führt, nach Süden die Maira, deren Wasser über den Po ins Mittelmeer kommt, und nach Osten der Inn, der in die Donau mündet und damit ins Schwarze Meer fliesst.
Im Kanton Graubünden gibt es 150 Täler, 615 Seen (von gut 1500 Seen in der Schweiz), 937 Berggipfel bis hinauf zum Piz Bernina auf 4'049 m, sowie den grössten prähistorischen Bergsturz der Welt, welcher bei Flims immer noch sichtbar ist. Den Gesamtkomplex der Berggruppen um Rhein- und Innquellgebiet nennt man Bündner Alpen.
Fauna und Flora
Im Kanton Graubünden sind ca. 300 Vogelarten bekannt. Dokumentiert sind sie im Nachschlagewerk Die Vögel Graubündens.
Bevölkerung
Die Einwohner werden als Bündner bezeichnet.
Sprachen
Als einziger Kanton der Schweiz hat Graubünden drei Amtssprachen: Deutsch, Rätoromanisch und Italienisch. Gleichzeitig ist es der einzige Kanton, in dem Rätoromanisch Amtssprache ist. Aufgrund dieser und damit auch der kulturellen Vielfalt, aber auch wegen seiner Form und Beschaffenheit wird der Kanton auch als kleine Schweiz innerhalb der Schweiz bezeichnet.
Die Gemeinden und Kreise sind autonom, ihre eigenen Amts- und Schulsprachen festzulegen, der Kanton setzt jedoch Richtlinien, insbesondere zur Unterstützung der Minderheitensprachen Rätoromanisch und Italienisch.
Die deutschen Mundarten Graubündens gehören zu zwei Gruppen des Schweizerdeutschen:
- Dem hochalemannischen Bündnerdeutsch, das in der Region Chur, in der Bündner Herrschaft, den Fünf Dörfern und im Domleschg gesprochen wird; diese Dialekte verbreiteten sich im Hochmittelalter und der frühen Neuzeit von Norden (Bodensee und Rheintal) bzw. von Nordwesten (Walensee-Seeztal) her und überlagerten ursprünglich rätoromanisches Siedlungsgebiet.
- Dem höchstalemannischen Walserdeutsch, das in den im Hochmittelalter vom Wallis her besiedelten Walserdörfern gesprochen wird, insbesondere im Prättigau, der Landschaft Davos und dem Schanfigg sowie in mehreren Exklaven oder Sprachinseln (Avers, Mutten, Obersaxen, Rheinwald, Safien-Tschappina, Vals), die infolge des Rückzugs der rätoromanischen Sprache heute allerdings teilweise räumlichen Anschluss an das Hochalemannische gefunden haben.
- Die Mundart von Samnaun gehört hingegen, als einzige in der Schweiz, zum Tirolerischen (Bairisch-Österreichischen).
Im Bündnerromanischen, das in verschiedenen Gegenden des Kantons (vorwiegend in der Surselva, in Teilen Mittelbündens, im Engadin und im Val Müstair) gesprochen wird, existieren sowohl fünf regionale Schriftdialekte (sogenannte Idiome), nämlich Surselvisch (Sursilvan), Sutselvisch (Sutsilvan), Surmeirisch (Surmiran), Oberengadinisch (Puter) und Unterengadinisch (Vallader) als auch eine einheitliche Schriftsprache Rumantsch Grischun, die erst in den 1980er Jahren als Kunstsprache geschaffen worden ist. Münstertalisch (Jauer) hat keine schriftsprachliche Tradition. In den Münstertaler Schulen wurde bis zur Einführung von Rumantsch Grischun in Unterengadinisch unterrichtet.
Die italienischen Mundarten im Misox und Calancatal, Bergell, in Bivio und dem Puschlav gehören dem Alpinlombardischen an.
Spätestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts, als der Bund im Zug der Umsetzung des Gesetzes betreffend die Heimatlosigkeit dem Kanton Graubünden eine grosse Zahl Jenischer zwangsweise zuwies, hat Graubünden auch eine statistisch nicht erfasste (gesamtschweizerisch auf 35'000 Personen geschätzte) Population jenischer Muttersprache. Das Jenische ist anerkannte Minderheitensprache in der Schweiz[6] und somit auch in Graubünden, besitzt aber keinen Amtssprachenstatus.
Wohnbevölkerung nach Sprachen (Volkszählung 2000):
- Deutsch: 127'755 (68 %)
- Rätoromanisch: 27'038 (14 %)
- Italienisch: 19'106 (10 %)
- Andere: 13'159 (8 %)
Bis vor wenigen Jahren hat der Kanton Graubünden seine Schulbücher in sieben Sprachen herausgegeben, neben Deutsch und Italienisch auch in allen fünf rätoromanischen Schriftdialekten. 2003 entschied das Bündner Parlament, die romanischen Lehrmittel nur noch in Rumantsch Grischun herauszugeben.
Religionen – Konfessionen
Infolge der Souveränität der einzelnen Gemeinden konnte im 16. Jahrhundert jede Gemeinde ihre Konfession autonom bestimmen. Fläsch war die erste reformierte Gemeinde im Kanton, danach folgte St. Antönien und viele andere Dörfer im Kanton. Graubünden gehört somit zu den traditionell paritätischen Kantonen.
Überwiegend katholisch sind erstens das Vorderrheintal mit dem Lugnez (ohne Waltensburg und Gruob), zweitens das Oberhalbstein (ohne Bivio) und das mittlere Landwassertal (ohne Bergün), drittens das Misox und das Puschlav.
Überwiegend reformiert sind erstens das Prättigau, das Schanfigg und das obere Landwassertal, zweitens im Hinterrheintal das Schams, das Rheinwald, das Safiental und das Avers, drittens das Engadin (ohne Tarasp und Samnaun), das Bergell und das Münstertal (ohne Müstair).
Konfessionell gemischt sind die Regionen Fünf Dörfer und Imboden sowie das Domleschg und das Churwaldnertal.
In Graubünden gibt es mehrere Klöster, so in Müstair, Disentis und Cazis.
Verfassung und Verwaltung
Bisher kennt Graubünden drei kantonale Verfassungen. Die früher gültigen wurden in den Jahren 1854 und 1892 erlassen, die heutige[7] datiert von 2003.
Für das Bundesparlament entsendet Graubünden wie jeder Vollkanton zwei Vertreter in den Ständerat und gemäss seinem Anteil an der Bevölkerung fünf Abgeordnete in den Nationalrat.
Legislative
Gesetzgebende Behörde ist der Grosse Rat, der 120 Mitglieder zählt und vom Volk gemäss Majorzverfahren fest für vier Jahre gewählt wird.
Das Volk ist überdies direkt an der Gesetzgebung beteiligt: 4000 Stimmberechtigte oder ein Siebtel der Gemeinden können eine Änderung der Verfassung verlangen, 3000 Stimmberechtigte oder ein Achtel der Gemeinden können ein Gesetz oder eine Gesetzesänderung vorschlagen (Volksinitiative), 1500 Stimmberechtigte oder ein Zehntel der Gemeinden können verlangen, dass ein vom Grossen Rat erlassenes Gesetz oder eine solche Gesetzesänderung der Volksabstimmung zu unterwerfen sei (Referendum). Änderungen der Verfassung unterliegen obligatorisch der Volksabstimmung.
Exekutive
Die Regierung (früher: Kleiner Rat) zählt fünf Mitglieder und wird vom Volk ebenfalls im Majorzverfahren auf ebenfalls vier Jahre gewählt. Das Präsidium wechselt jährlich im Turnus.
Die derzeit amtierenden Regierungsräte und ihre jeweiligen Departemente sind:
- Bau-, Verkehr und Forst, Mario Cavigelli (CVP, seit 2011)
- Volkswirtschaft und Soziales, Hansjörg Trachsel (BDP, seit 2004)
- Erziehung, Kultur und Umwelt, Martin Jäger (SP, seit 2011)
- Finanzen und Gemeinden, Martin Schmid (FDP, seit 2011)
- Justiz, Sicherheit und Gesundheit, Barbara Janom (BDP, seit 2008)
Der Regierungspräsident für 2011 ist Martin Schmid, Vizepräsidentin ist Barbara Janom. Leiter der Standeskanzlei ist seit 1990 Claudio Riesen.[8]
Judikative
Die obersten Gerichte des Kantons sind das Kantonsgericht (zuständig insbesondere für Zivil- und Strafsachen) und das Verwaltungsgericht (zuständig insbesondere für öffentlichrechtliche Streitigkeiten). Über eine Zusammenlegung dieser beiden hierarchisch gleichgestellten Gerichte wird zur Zeit diskutiert. Untere Instanzen sind die elf Bezirksgerichte und die 39 Kreispräsidenten.
Verwaltungseinheiten
Hauptartikel: Kreise und Bezirke des Kantons Graubünden
Graubünden ist der Kanton, in dem die 180 Gemeinden – im Jahr 2001 waren es noch 212 – historisch bedingt die wohl ausgeprägteste Gemeindeautonomie der Schweiz haben. Autonomie geniessen auch die Kreise, die aus einer kleinen Zahl Gemeinden (ausnahmsweise aus einer einzigen Gemeinde) bestehen. Sie sind zugleich die Wahlkreise des Grossen Rates, in denen die Grossräte teilweise noch an den traditionellen Landsgemeinden gewählt werden. Die Bezirke hingegen sind reine Verwaltungsorgane des Kantons ohne innere Autonomie.
Wirtschaft und Tourismus
Die für die dauerhafte Besiedlung mancher Talschaften unabdingbare Berglandwirtschaft überlebt dank Nischenproduktion sowie Subventionen. Acht Prozent der Bevölkerung arbeiten in der Land- und Forstwirtschaft, wobei 50 Prozent der Betriebe biologisch geführt werden. Das grösste Wachstum nach der Jahrtausendwende erreicht die Exportindustrie[9], 24 Prozent der Bevölkerung arbeiten in Industrie und Gewerbe. Wichtigster Wirtschaftszweig ist der Dienstleistungssektor und insbesondere der Tourismus mit einem sehr hohen Anteil am Bündner Bruttoinlandsprodukt von rund 14 Prozent.
Der Fremdenverkehr, ursprünglich eine Sommeraktivität, wurde schon 1865 durch die Bündner Erfindung des Wintertourismus[10] ergänzt, die Brennpunkte sind die Regionen Oberengadin, Davos/Klosters, Arosa, Lenzerheide und Flims. Hervorzuheben ist auch der Bädertourismus in Vals, Scuol und Andeer sowie Alvaneu. Graubünden ist der Kanton mit der grössten Dichte an Burgen und weist mit dem Kloster von Müstair, dem Dorf Soglio und der Kirche von Zillis Kulturgüter von Weltrang auf. Neu dazugestossen ist die Anlage der Rhätischen Bahn im Albulatal. Auch die Bahnstrecke über den Berninapass ist von grosser architektonischer Bedeutung während die TektonikArena Sardona als Weltnaturerbe gelistet wird. Seit 1991 ist die Salginatobelbrücke der Verbindungsstrasse von Schiers nach Schuders das bislang einzige Weltmonument der Schweiz. Diese Auszeichnung wurde von der ASCE vergeben.
Verkehr
Der Verkehr bestimmte seit dem Altertum die Besiedelung des Kantons. Der Handelsverkehr war ein wichtiger Wirtschaftsfaktor; schon während der Römerzeit querten Karren den Julierpass. 1387 beauftragte der Bischof von Chur den Bergeller Adligen Jakob von Castelmur, den Septimerpass zu einer befahrbaren Strasse auszubauen.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es im Kanton Graubünden Strassen in der Länge von 1000 Kilometern, doch der motorisierte Individualverkehr wurde vehement bekämpft. 1903 erteilte der «Kleine Rat» der Kantons nur Autos von Ärzten und Sanitätsfahrzeugen eine Fahrbewilligung auf Bündner Strassen. Am 13. Oktober 1907 stimmten 9110 Stimmbürger gegen die Zulassung von Autos, 2074 waren dafür. Trotzdem setzte der Rat seine frühere Bewilligungspraxis fort und beschloss am 14. Mai 1910, die Strasse von der Tardisbrücke bei Landquart bis Chur ganz dem Verkehr zu öffnen. Eine weitere Volksabstimmung machte diese Bewilligung rückgängig, später wurde ein absolutes Verbot durchgesetzt. 1919 wurden auch Postautokurse auf Bündner Strassen abgelehnt. Erst am 21. Juni 1925 stimmte der Bündner Souverän knapp einer Vorlage zu, die das Befahren der Strassen mit Autos bis acht Plätzen erlaubte.[11]
Die Zulassung von Autos verlangte den Ausbau des Strassennetzes, wofür dem Kanton jedoch die finanziellen Mittel fehlten. Erst 1935 kam die Eidgenossenschaft den Alpenkantonen zu Hilfe und stellte 126 Millionen Franken zur Verfügung, 35 erhielt Graubünden. Damit wurden die vier wichtigsten Alpenstrassen ausgebaut; darunter die «Obere Strasse» über den Julierpass. Das kantonale Strassennetz umfasst heute 163 Kilometer Nationalstrassen, 597 Kilometer Hauptstrassen und 835 Kilometer Verbindungsstrassen.[12]
Die wichtigsten Talschaften und die grossen Tourismusorte Graubündens werden von der Rhätischen Bahn bedient. Zudem wird der Kanton in Nord-Süd-Richtung von der Autobahn A13 durchquert. Wichtigste Pässe zwischen Nord und Süd sind heute der San Bernardino zwischen dem Rheinwald und dem Misox und der Julierpass ins Engadin.
Geschichte
Während der Eisenzeit bestanden auf dem Gebiet des heutigen Graubünden vor allem keltische, rätische und lepontische Kulturen. Abgesehen von den italischen Südtälern gehörte das Gebiet von etwa 15 vor unserer Zeitrechnung bis zum 5. Jahrhundert zum Römischen Reich (Provinz Raetia, später Provinz Raetia I). Um 536/537 fiel Rätien (das Gebiet der ehemaligen Provinz Raetia I) an das Fränkische Reich. Um 806/807 wurde das Bistum Chur vom Erzbistum Mailand zum Erzbistum Mainz umgegliedert.
Im 10. und 11. Jahrhundert war Rätien Teil des Herzogtums Schwaben. Im Laufe des Hochmittelalters kam es zur Territorialbildung. Zu den bedeutendsten Territiorialherren erwuchsen der Bischof von Chur und das Kloster Disentis. Kleinere Territorien wurden von verschiedenen Grafen und Herren ausgebildet oder erworben. Im Süden erreichte die Familie Visconti eine starke Stellung (später Herzogtum Mailand).
Das Spätmittelalter ist gekennzeichnet durch politische Verselbständigung vieler (Gerichts-)Gemeinden, die viele Souveränitätsrechte an sich binden konnten. Sie vereinigten sich in mehreren Bünden (Gotteshausbund 1367, Oberer oder Grauer Bund 1395, Zehngerichtebund 1436). Diese Bünde fanden sich ab 1450 zu einem eigenständigen staatlichen Gebilde zusammen (Freistaat der Drei Bünde). Die Bünde wurden durch verschiedene Verträge (seit 1497) gleichberechtigter Partner der schweizerischen Eidgenossenschaft (formell als Zugewandter Ort). Seit 1512 verfügten die Bünde über die südlich anschliessenden Untertanengebiete Chiavenna, Veltlin und Bormio.
Die bündnerischen Untertanengebiete fielen 1797 an die Cisalpinische Republik. 1799/1800 kam das verbliebene Gebiet als Kanton Rätien zur Helvetischen Republik, 1803 als Kanton Graubünden zur Schweiz.
Am 5. März 1972 wurde das Frauenstimm- und Wahlrecht eingeführt.
Politische Gliederung
Städte und Orte
Folgende Gemeinden des Kantons haben mehr als 5000 Einwohner per 31. Dezember 2009:
Ort Einwohner Chur 33'377 Davos 11'248 Igis 7652 Domat/Ems 7194 St. Moritz 5175 Bezirke
Der Kanton Graubünden ist in elf Bezirke eingeteilt. Sie entsprechen im Wesentlichen den natürlichen Landschaftsräumen. (Die Bezirke sind wiederum unterteilt in 39 Kreise):
- Albula mit den Kreisen Alvaschein, Belfort, Bergün und Surses
- Bernina mit den Kreisen Brusio und Poschiavo
- Hinterrhein mit den Kreisen Avers, Domleschg, Rheinwald, Schams und Thusis
- Imboden mit den Kreisen Trins und Rhäzüns
- Inn mit den Kreisen Ramosch, Sur Tasna, Suot Tasna und Val Müstair
- Landquart mit den Kreisen Maienfeld und Fünf Dörfer
- Maloja mit den Kreisen Bergell und Oberengadin
- Moësa mit den Kreisen Calanca, Misox und Roveredo
- Plessur mit den Kreisen Chur, Churwalden und Schanfigg
- Prättigau/Davos mit den Kreisen Davos, Jenaz, Klosters, Küblis, Luzein, Schiers und Seewis
- Surselva mit den Kreisen Disentis, Ilanz, Lumnezia/Lugnez, Ruis und Safien
Siehe auch: Bezirke des Kanton Graubünden
Kultur
Bündner Küche
Der Kanton Graubünden hat eine eigenständige Küche entwickelt, welche sich von anderen Schweizer Regionalküchen unterscheidet. Typische regionale Produkte sind das luftgetrocknete Bündnerfleisch und andere Trockenfleischspezialitäten wie Salsiz oder Andutgel. Typische Gerichte sind Capuns, Plain in Pigna, Pizokel, Maluns, die Bündner Nusstorte sowie die Bündner Gerstensuppe. Als typisches Bündner Getränk gilt der Röteli.
Siehe auch
Portal:Graubünden – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Graubünden
Literatur
- Achim Walder: Graubünden entdecken, mit Rhätischer Bahn und PostAuto. Walder, Kreuztal 2005. ISBN 3-936575-26-6
Weblinks
Commons: Graubünden – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikisource: Kanton Graubünden – Quellen und Volltexte- Website des Kantons Graubünden
- Offizielle Statistik
- Graubünden im Historischen Lexikon der Schweiz
- Website von Graubünden Ferien (GRF)
- Portal zu Graubünden
- Familienforschungsseite zu Graubünden
- Links zum Thema Kanton Graubünden im Open Directory Project
Einzelnachweise
- ↑ Bevölkerung, Standeskanzlei Graubünden
- ↑ Bestand der ständigen ausländischen Wohnbevölkerung nach Wohnkanton und Ausländergruppe Ende April 2011 (PDF), Bundesamt für Migration (BFM), abgerufen am 31. August 2011
- ↑ Die Lage auf dem Arbeitsmarkt – Juli 2011 (PDF), Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), Pressedokumentation, abgerufen am 31. August 2011
- ↑ Rätisches Namenbuch. Begründet von Robert von Planta. Bd 2. Etymologien. Bearbeitet und herausgegeben von Andrea Schorta. Bern 1964, S. 713f., 810f.
- ↑ Rätien im Historischen Lexikon der Schweiz
- ↑ Schweizerische Eidgenossenschaft, Bundesamt für Kultur: Fahrende – Anerkennung als nationale Minderheit.
- ↑ Verfassung des Kantons Graubünden, Die Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft (admin.ch)
- ↑ Regierung des Kantons Graubünden auf der Website des Kantons Graubünden
- ↑ Wirtschaftliche Entwicklung der Regionen ab 1990
- ↑ Erfindung des Wintertourismus in St. Moritz
- ↑ Bündner Kalender 2010, S. 116
- ↑ http://www.tiefbauamt.gr.ch/strassennetz/index.htm
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