Kleinkastell Haselheck

Kleinkastell Haselheck
Kleinkastell Haselheck
Limes ORL Wp 4/85 (RLK)
Strecke (RLK) Obergermanischer Limes,
Strecke 4
(Wetteraustrecke)
Datierung (Belegung) ca. 110–125 n. Chr. bis 160–175 n. Chr.
Typ Kleinkastell
Einheit unbekannt
Größe ca. 61 × 64 m = 3900 m²
Bauweise Steinkastell
Erhaltungszustand Bodendenkmal, nicht sichtbar
Ort Echzell
Geographische Lage 50° 23′ 18,1″ N, 8° 54′ 5,7″ O50.3883568.901587130Koordinaten: 50° 23′ 18,1″ N, 8° 54′ 5,7″ O
Höhe 130 m ü. NHN
Vorhergehend Kleinkastell Auf der Burg
(nördlich)
Anschließend Kleinkastell Lochberg
(südlich)
Rückwärtig ORL 19: Kastell Echzell
(westlich)

Das Kleinkastell Haselheck, auch Kleinkastell Haselhecke oder nach der Nummerierung der Reichs-Limes-Kommission Wp 4/85[A 1], ist ein ehemaliges römisches Kastell an der Wetteraulinie des Obergermanisch-Rätischen Limes. Es befindet sich östlich der Gemeinde Echzell im Wetteraukreis in Hessen.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Limes verläuft, vom Kastell Inheiden kommend, östlich der Horloffsenke annähernd in N-S-Richtung. Das Kleinkastell befand sich am heutigen Waldrand 25 m hinter dem Limes und 1,3 km vom Kastell Echzell entfernt, das auf der westlichen Seite der Horloff lag.

Vom Kleinkastell ist in dem Ackergelände heute nichts mehr zu sehen. Ein Stein mit darauf angebrachter Inschriften-Plakette nördlich der Bisseser Straße weist auf die Anlage hin.

Plan im Limeswerk.
Lageplan Kastell Echzell und Kleinkastell Haselheck.
Zustand des Geländes 2007.

Kastell

Das Kastell wurde 1886 vom späteren Streckenkommisar Friedrich Kofler entdeckt und durch mehrere kleinere Schnitte dokumentiert. Das Kastell besaß eine fast 2 m breite steinerne Umfassungsmauer aus Bruchsteinen, die an den Ecken mit einem Radius von knapp unter 10 m abgerundet war. Die Mauer war zu großen Teilen ausgebrochen. Vor der Mauer befand sich ein 4,5 m breiter und bis zu 1 m tiefer Graben. Ein Tor wurde nicht nachgewiesen.[1]

Das Kastell nahm eine Fläche von ca. 61 x 64 m ein und gehört damit zu den größten bekannten Anlagen dieser Art am Obergermanischen Limes.[2] Möglicherweise handelt es sich bereits um ein kleines Numeruskastell. Da über die Innenbebauung nichts bekannt ist und keine weiteren Grabungen erfolgten, ist dies aber nicht endgültig zu klären.

Badegebäude

Näher untersucht wurde bereits von Kofler ein längliches Gebäude 20 m nordnordöstlich des Kastells. Es handelt sich um ein kleines Badegebäude vom Reihentyp (d.h. die Baderäume waren in einer Achse hintereinander angeordnet) mit fünf Räumen. In zwei Räumen konnte ein Estrichfußboden nachgewiesen werden. Die Funktion des Gebäudes ergibt sich neben der Form aus den Funden zahlreicher Hypokaustziegel. Badegebäude bei Kleinkastellen sind eher selten und erst ab einer Größe von 0,3 ha aufwärts zu finden.[2] Wenige Parallelen am Limes sind bekannt vom Kleinkastell Freimühle und möglicherweise vom Kleinkastell Haselburg sowie vom Kleinkastell Hainhaus.

Datierung

Einige der Ziegel aus dem Badegebäude waren mit Stempeln der Legio XXII Primigenia versehen. Daraus lässt sich die Anlage frühestens auf das Ende der Herrschaft Kaiser Trajans zwischen 110 und 125 n. Chr. datieren. Zwei gefundene Münzen sind ebenfalls trajanische Prägungen. Die gefundene Keramik legt nahe, dass das Kleinkastell Haselheck zwischen 160 und 175 n. Chr. aufgegeben wurde.

Limesverlauf vom Kleinkastell Haselheck zum Kleinkastell Lochberg

Der Limes verläuft auf weiten Strecken nördlich und südlich des Kleinkastells durch stark landwirtschaftlich genutztes oder überbautes Gebiet und ist nicht sichtbar. Ein kurzes Teilstück ist südlich des Kastells im Wald erhalten. Der Limes durchschneidet hier ein Grabhügelfeld der älteren Eisenzeit (Hallstattzeit) mit etwa 20 Hügeln. Die Grabhügel sind in sehenswerter Höhe erhalten und wurden zu Beginn der 1980er Jahre vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen untersucht.[3] Südlich davon verlässt der Limes ab dem Forsthaus wieder das heutige Waldgebiet und ist nicht sichtbar.

ORL[A 2] Name/Ort Beschreibung/Zustand
NN[A 3] Kleinkastell Haselheck siehe oben
Wp 4/85[A 1] Haselheck Zwischen der Nordostecke des Kleinkastells und dem Bad entdeckte Wilhelm Soldan 1899 einen Ringgraben mit einem Durchmesser auf der Sohle von 20–21,5 m[A 4]. Der Graben gehörte offensichtlich zu einer Holzturmstelle, die dem Kleinkastell zeitlich vorausging. Pfostengruben wurden nicht entdeckt. An die Stelle des Holzturms trat das Steinkastell statt einer zu erwartenden Steinturmstelle.
Wp 4/86 vermutet Möglicherweise mit einer Fundmeldung[A 5] Soldans 1901, („Scherben und Mörtelspuren“) 1000 m südlich des Kleinkastells Haselheck zu identifizieren.[4]
Wp 4/87 vermutet Vermutet[A 6] aufgrund der Entfernung zwischen den beiden Kleinkastellen Haselheck und Lochberg.[4]
Wp 4/88 vermutet Vermutet[A 7] aufgrund der Entfernung zwischen den beiden Kleinkastellen Haselheck und Lochberg.[4]
Wp 4/89 Kleinkastell Lochberg siehe separaten Artikel Kleinkastell Lochberg


Denkmalschutz

Das Kleinkastell Haselheck und die erwähnten Anlagen sind als Abschnitt des Obergermanisch-Raetischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes. Außerdem ist es ein Bodendenkmal im Sinne des Hessischen Denkmalschutzgesetzes. Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.

Siehe auch

Literatur

  • Eduard Anthes, Friedrich Kofler und Wilhelm Soldan: Strecken 4 und 5 (Die Wetteraulinie vom Köppener Tal bei der Saalburg bis zum Main bei Gross-Krotzenburg). Die Streckenbeschreibung. In: Ernst Fabricius, Felix Hettner, Oscar von Sarwey (Hrsg.): Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches/Abt. A, Bd. 2 Strecken 4 und 5 (Die Wetteraulinie vom Köppener Tal bei der Saalburg bis zum Main bei Gross-Krotzenburg), 1936, S. 134f.
  • Dietwulf Baatz in: D. Baatz und Fritz-Rudolf Herrmann (Hrsg.): Die Römer in Hessen. 3. Auflage. 1989. Lizenzausgabe Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-58-9, S. 407f.
  • Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. 4. Auflage. Gebr. Mann, Berlin 2000, ISBN 3-7861-2347-0, S. 164.
  • Christian Fleer: Typisierung und Funktion der Kleinbauten am Limes. In: E. Schallmayer (Hrsg.): Limes Imperii Romani. Beiträge zum Fachkolloquium „Weltkulturerbe Limes“ November 2001 in Lich-Arnsburg. Bad Homburg v.d.H. 2004, ISBN 3-931267-05-9 S. 75–92, bes. S. 86 (Saalburg-Schriften 6).
  • Vera Rupp und Heide Birley: Wanderungen am Wetteraulimes. Archäologische Wanderungen am Limes vom Köppener Tal im Taunus bis zur Drususeiche bei Limeshain. Theiss, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1551-0 (= Führer zur hessischen Vor- und Frühgeschichte, 6) S. 166–179.

Anmerkungen

  1. a b Wp = Wachposten, Wachturm. Die Ziffer vor dem Schrägstrich bezeichnet den Limesabschnitt, die Ziffer hinter dem Schrägstrich in fortlaufender Nummerierung den jeweiligen Wachturm.
  2. ORL = Nummerierung der Limesbauwerke gemäß der Publikation der Reich-Limes-Kommission zum Obergermanisch-Rätischen-Limes.
  3. KK = nicht nummeriertes Klein-Kastell.
  4. Bei 50° 23′ 20″ N, 8° 54′ 7,71″ O50.3888888888898.9021416666667.
  5. Ungefähr bei 50° 22′ 50,06″ N, 8° 54′ 1,65″ O50.3805722222228.9004583333333.
  6. Ungefähr bei 50° 22′ 26,91″ N, 8° 53′ 56,33″ O50.3741416666678.8989805555556.
  7. Ungefähr bei 50° 22′ 0,08″ N, 8° 53′ 51,33″ O50.3666888888898.8975916666667.

Einzelnachweise

  1. Beschreibung des Ausgrabungsbefundes bei Eduard Anthes, Friedrich Kofler und Wilhelm Soldan: Strecken 4 und 5 (Die Wetteraulinie vom Köppener Tal bei der Saalburg bis zum Main bei Gross-Krotzenburg). Die Streckenbeschreibung. In: Ernst Fabricius, Felix Hettner, Oscar von Sarwey (Hrsg.): Der obergermanisch-raetische Limes des Römerreiches/Abt. A, Bd. 2 Strecken 4 und 5 (Die Wetteraulinie vom Köppener Tal bei der Saalburg bis zum Main bei Gross-Krotzenburg), 1936, S. 134-138.
  2. a b Christian Fleer: Typisierung und Funktion der Kleinbauten am Limes. In: Egon Schallmayer (Hrsg.): Limes Imperii Romani. Beiträge zum Fachkolloquium „Weltkulturerbe Limes“ November 2001 in Lich-Arnsburg. Bad Homburg v.d.H. 2004, S. 86 (Saalburg-Schriften 6).
  3. Zu den Grabhügeln siehe Fritz-Rudolf Herrmann, Albrecht Jockenhövel: Die Vorgeschichte Hessens. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1990, ISBN 3-8062-0458-6, S. 350; Vera Rupp, Heide Birley: Wanderungen am Wetteraulimes. Archäologische Wanderungen am Limes vom Köppener Tal im Taunus bis zur Drususeiche bei Limeshain. Theiss, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1551-0 (Führer zur hessischen Vor- und Frühgeschichte 6) S. 168f.
  4. a b c Eduard Anthes, Friedrich Kofler und Wilhelm Soldan: Strecken 4 und 5 (Die Wetteraulinie vom Köppener Tal bei der Saalburg bis zum Main bei Gross-Krotzenburg). Die Streckenbeschreibung. In: Ernst Fabricius, Felix Hettner, Oscar von Sarwey (Hrsg.): Der obergermanisch-raetische Limes des Römerreiches/Abt. A, Bd. 2 Strecken 4 und 5 (Die Wetteraulinie vom Köppener Tal bei der Saalburg bis zum Main bei Gross-Krotzenburg), 1936, S. 138.

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