- Yoshihiro Kawaoka
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Yoshihiro Kawaoka (jap. 河岡 義裕, Kawaoka Yoshihiro; * 1955[1]) ist ein japanischer Virologe, bekannt für Forschungen zu Grippeviren.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Kawaoka studierte an der Universität Hokkaido, wo er 1978 seinen Bachelor Abschluss in Veterinärmedizin machte, 1980 seinen Master Abschluss und wo er 1983 promoviert wurde. Er ist Professor für Virologie an der Schule für Veterinärmedizin der University of Wisconsin-Madison.
Kawaoka ist ein führender Experte für Grippeviren. Er untersuchte insbesondere die Übertragung von Tier auf Mensch und zwischen Tierarten sowie die molekularen Mechanismen der Pathogenität in Vögeln und Säugetieren.
2004 isolierte er in seinem Hochsicherheitslabor zwei der Gene, die für die außerordentliche Pathogenität des Influenzvirus von 1918 verantwortlich waren (wie auch gleichzeitig andere Forschergruppen). Einer codierte für Hämagglutinin, der andere für Neuraminidase. In eine vorher für die als Mäuse benutzten Versuchstiere harmlose Grippevirus-Variante eingebaut, verursachte er bei Mäusen ähnliche Symptome (massive Lungeninfektion, innere Blutungen) wie die Epidemie von 1918, die 20 Millionen Tote forderte. Der Versuch zeigte, dass die Änderung nur eines Genes aus einer harmlosen Grippevariante eine Variante mit dem Potential einer Pandemie machen konnte. Er konnte außerdem hohe Antikörper-Niveaus bei Überlebenden der 1918 Epidemie gegen die künstliche Virusvariante nachweisen. Außerdem konnte Kawaoka Hinweise finden, dass der 1918 Virus ursprünglich ein Vogelvirus war.[2]
1999 entwickelte er mit seiner Gruppe (in Fortentwicklung einer Methode von Peter Palese) eine Reverse-Genetik Technik, um künstliche Influenzaviren zu entwickeln, indem jeder der 8 Virus-RNA Gene separat in einem Plasmid kodiert und die Plasmide dann in einer Zelle zusammengefügt werden. Damit wiesen sie zum Beispiel nach, dass man nicht pathogene Virusformen entwickeln kann, indem die Hämagglutinin-Spaltstellen modifiziert werden.[3] Diese Spaltstellen sind für pathogene und nicht pathogene Virusformen verschieden, woraus Kawaoka mit anderen Ende der 1980er Jahre auch neue Marker für pathogene Grippevirusformen entwickelte. Die Technik ermöglicht auch die Entwicklung neuer Grippe-Impfstoffe, die auch gegen die Vogelgrippe eingesetzt werden können. Der ursprüngliche Virus würde die Zellen in den Eiern, in denen üblicherweise Grippeviren für Impfstoffe vermehrt werden, töten. Mit der Reversen-Genetik-Technik können aber weniger pathogene modifizierte Virusformen erzeugt werden und Impfstoffe gegen diese entwickelt werden, die auch gegen die ursprünglichen Viren wirken.
Kawaoka fand Rezeptoren im menschlichen Atemwegstrakt für Vogelgrippe-Viren (H5N1) und identifizierte 2006 Mutationen, die bei Vogelgrippe eine besondere Pathogenität erzeugen, indem sie besonders gut an diese Rezeptoren binden.
Kawaoka trug auch zur Charakterisierung des Grippevirus (H1N1) der Pandemie von 2009 bei. Er forscht auch nach neuen Grippemedikamenten, nachdem er schon um 2004 Hinweise fand, dass die Resistenzen von Grippeviren gegen einen verbreiteten Antigrippe-Wirkstoff (Neuroaminidase-Inhibitoren) zunahmen.
Außerdem befasst er sich mit dem Ebola-Virus (Pathogenese, Vermehrung).
2006 erhielt er den Robert-Koch-Preis zusammen mit Peter Palese. 2002 erhielt er den Hideo Noguchi Memorial Award, 2007 den Japan Prize for Agricultural Science/Yomiuri Agriculture Prize.
Schriften
- Herausgeber: Influenza Virology- current topics, Caister Academic Press 2006
- Herausgeber: Biology of negative strand RNA viruses: the power of reverse genetics, Springer 2004
Weblinks
- Homepage
- Kawaoka Neue Möglichkeiten der Bekämpfung der Influenza, Vortrag anlässlich des Robert Koch Preises 2006
Einzelnachweise
- ↑ Tōkyō Denryoku, Illume: Yoshihiro Kawaoka
- ↑ Kobasa, Kawaoka u.a., Enhanced virulence of influenza A viruses with the haemagglutinin of the 1918 pandemic virus, Nature, Band 431, 2004, S. 703-707 (7. Oktober 2004). Bericht darüber
- ↑ Kawaoka, Rede zum Robert Koch Preis. Tackling the Influenza Virus, University of Wisconsin.
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