Kloster Bethlehem (Bergheim)

Kloster Bethlehem (Bergheim)

Das Kloster Bethlehem war ein 1655 eingeweihtes und erstmals bezogenes Franziskanerkloster 1,5 km südwestlich von Oberaußem bei Bergheim im Rheinland. Es wurde 1648 gegründet, 1964 endgültig aufgegeben und 1967 wegen des Braunkohleabbaus abgerissen.

Nach einer sehr bewegten wechselhaften Geschichte gab es am Ende des 19. Jahrhunderts nur noch Reste der alten Klosteranlage; diese gehörten dem Baron Pius von Bongart. 1898 wurden diese Reste und die dazugehörigen Ländereien vom Orden Barmherzige Schwestern von der hl. Elisabeth (gegründet 1843 von sieben ehemaligen Beginen) aus Essen gekauft. 1899 wurde das Gut Bethlehem dazugekauft.

Vor dem Kauf des Anwesens hatte man den Elisabetherinnen ausdrücklich versichert, dass der in den Anfängen befindliche Braunkohle-Tagebau wohl kaum eine größere Entwicklung nehmen würde.

Die kirchliche Genehmigung zur Errichtung einer Niederlassung des Ordens in der Bürgermeisterei Bergheim erhielten die Schwestern vom Kölner Erzbischof Antonius Hubert Fischer am 25. Januar 1899. Zwecke waren

  • die Betreuung und Pflege erholungsbedürftiger Mitschwestern und anderer Menschen und
  • eine Haushaltungsschule für junge Frauen ("Haushaltspensionat").

Die ersten Ordensschwestern zogen 1900 von Essen aus ins Kloster Bethlehem.

Im September 1900 fand der erste öffentlich zugängliche Gottesdienst im neu gegründeten Kloster statt. Die Reste des alten Klosters wurden schnell zu einem großen Anwesen mit Kapelle, Gärten und Park ausgebaut.

Infolge der um die Jahrhundertwende rasch voranschreitenden Industrialisierung mit ihrem steigenden Energiebedarf hatte wuchs die Grube Fortuna rasch; ebenso wuchsen die benachbarte Bergarbeitersiedlung „Fortuna“ (auch um 1898 gegründet) sowie Außem, Bergheim und andere benachbarte Dörfer.

Die Siedlung Fortuna hatte zunächst keine eigene Kirche; viele Gläubige kamen zur Sonntagsmesse ins Kloster. Am 1921 bis 1923 wurde in Fortuna eine Kirche gebaut. Ihr Namensgeber war die hl. Barbara, die Schutzpatronin der Bergleute.

Die Kindergärten in Oberaußem und Fortuna wurden von 1920 bis 1939 von Schwestern aus dem Kloster geleitet. Die Nationalsozialisten verboten dies 1939.

Der Zweite Weltkrieg brachte das Kloster große Umstellungen. Im Kloster wurde 1939 eine Flak-Einheit der deutschen Wehrmacht stationiert. Auf dem Dach des Klosters wurde ein Beobachtungsturm angelegt. Während der Fliegerangriffe auf die Kraftwerke Fortuna wurden die Bewohner zerstörter Hauser im Kloster untergebracht. Die Kraftwerke und die Braunkohlenbetriebe in unmittelbarer Nähe des Ortes waren Ziel vieler Fliegerangriffe, das Kloster und der Ort nicht. Gleichwohl landeten einige Bomben in direkter Klosternähe.

1944 verschärfte sich die Kriegslage im Westen immer mehr; das Kloster wurde immer mehr vom Militär belegt. Im Kloster selber war ein ganzer Flakstab mit ranghohen Offizieren; die Besatzung eines in der Nähe gelegenen Munitionshauses wurde im Kloster beköstigt. Als die Front näherrückte wurden die Flüchtlings-Ströme durch Fortuna immer größer und länger. Man erwog auch, Kloster und Fortuna vollständig zu evakuieren. Der Kanonendonner wurde täglich lauter; die Front rückte immer näher an das Kloster und Fortuna heran. Vom Kloster sah man in Richtung Südwesten am Abend einen Himmel, der gerötet war vom Feuerschein von brennenden Dörfern und Gehöften.

Im Bethlehemer Wald mussten die Bewohner von Bergheim, Oberaußem und Fortuna Schützengräben ausheben; in den Dörfern wurden Panzersperren errichtet. Der Bergrücken von Bedburg bis Horrem sollte nach einem Befehl der deutschen Wehrmacht zu einer Verteidigungslinie ausgebaut werden. Das Kloster Bethlehem sollte hierbei Hauptstützpunkt sein. Das schnelle Anrücken der Amerikaner verhinderte diese Pläne. Der Flakstab zog sich eilig über den Rhein zurück. Nur eine kleine Besatzung musste im Kloster Bethlehem zurückbleiben, um, wie es hieß, die Verteidigung des Erftriegels zu gewährleisten. Mittlerweile rückten die Amerikaner von Elsdorf über die Erft weiter vor. Am 28. Februar 1945 rückten sie in Bergheim und Quadrath ein. Einen Tag später, am 1. März, kamen die Amerikaner früh morgens in den Bethlehemer Wald. Um das Kloster wurde hart und erbittert gekämpft. Da die Alliierten nicht wussten wie stark der deutsche Widerstand sein würde, ging dem Vorrücken ein starker Artilleriebeschuss voraus. Die noch verbliebenen deutschen Soldaten, vor allem im Kloster, wehrten sich heftig und es gab ein sinnloses Blutvergießen. Am Freitag dem 2. März rückten die Amerikaner dann in das Kloster Bethlehem, in Fortuna und auch in Oberaußem ein; ein Oberleutnant und 12 Soldaten gaben sich gefangen. Das Kloster hatte stark gelitten. Es musste auf Befehl der Amerikaner vollständig geräumt werden und diente Besatzungstruppen dann eine kurze Zeit als Unterkunft.

Nach dem Ende des Krieges normalisierte sich das Leben im Kloster Bethlehem recht schnell.

Da sich das Kloster im Braunkohlen-Abbaugebiet des Tagebaus Bergheim befand und Rheinbraun beschlossen hatte, die unter ihm lagernde Braunkohle auch abzubauen, wurde das Kloster 1964 vom Orden geschlossen und 1966 an Rheinbraun verkauft. 1967 wurden die Klostergebäude abgerissen. Das Klostergelände, der daran angrenzende Bethlehemer Wald und der Ort „Fortuna“ wurden in den 1980-ziger Jahren 'weggebaggert'.

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Siehe auch

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