Oberaußem

Oberaußem
Oberaußem
Stadt Bergheim
Koordinaten: 50° 58′ N, 6° 41′ O50.9688888888896.6866666666667101Koordinaten: 50° 58′ 8″ N, 6° 41′ 12″ O
Höhe: 101 m ü. NN
Fläche: 10,72 km²
Einwohner: 5.404 (31. Dez. 2010)
Eingemeindung: 1. Jan. 1975
Postleitzahl: 50129
Vorwahl: 02271
Blick auf Oberaußem

Oberaußem ist ein Stadtteil der Stadt Bergheim im Rhein-Erft-Kreis. Der Ort liegt im nördlichen Stadtbereich. Bis 1974 war Oberaußem-Fortuna eine eigenständige Gemeinde im Kreis Bergheim. Zu dieser Gemeinde gehörte auch der Ortsteil Fortuna, der aufgrund des Braunkohleabbaus des Tagebaus Bergheim umgesiedelt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Antike

Schon in der Frühzeit sind Funde aus der näheren Umgebung belegt. So war bis ca. 1950 ein Grabhügel im Bethlehemer Wald erhalten. Eine Besiedelung der Region um Oberaußems liegt aus der Zeit der römischen Herrschaft des Rheinlandes ab ca. 50 v.Chr. vor. Dies lässt sich durch zahlreiche Funde belegen. Zum einen ist eine Wasserleitung nachgewiesen, die vom Oberaußemer Bohnenbach bis nach Niederaußem verlegt war, wo auf dem Gebiet der Brikettfabrik Fortuna-Nord Grbkisten aus dieser Zeit gefunden wurden. Zum anderen kann davon ausgegangen werden, dass eine römische Straße von Quadriburgum ausgehend bestand und mit der heutigen Reutergasse identisch ist. 1898 wurde auf einem benachbarten Feld ein halber Follis gefunden, der aus der Zeit um 527-565 n.Chr. stammt. Da jedoch 355 n.Chr. die Römer von den Franken aus dem heutigen Bergheimer Stadtgebiet vertrieben wurden, lässt sich mutmaßen, dass die von den Franken weitergenutzte Straße einen wichtigen Handelsweg darstellte. Spätestens in der Frankenzeit wurde Oberaußem besiedelt. Aus dieser Epoche stammen vermutlich auch einige, teilweise heute niedergelegte Oberaußemer Güter.

Mittelalter

Oberaußem und Niederaußem wurden 962 unter dem gemeinsamen Namen Ouleshem erwähnt. Im Mittelalter unterhielt hier die Abtei Kornelimünster einen Fronhof mit zahlreichen abhängigen Gütern sowie eine Mannkammer mit 31 Lehnsgütern, deren Lehensträger dem Abt zur Heeresfolge verpflichtet waren.

Neuzeit

In den Napoleonischen Kriegen wurde der Oberaußemer Fleurshof als Lazarett für verwundete französische Offiziere genutzt. Nach alten Oberaußemer Überlieferungen hat Napoleon bei seinem Aufenthalt in Bergheim auch seine Offiziere in Oberaußem besucht.

19./20. Jahrhundert

Wie auch in Niederaußem vollzog sich der Wandel des Ortes durch die Braunkohle und die daraus resultierende Industrialisierung. Die Brikettfabrik Fortuna und das Kraftwerk Fortuna wurden im mittlerweile durch den Tagebau Bergheim aufgegebenen Ortsteil Fortuna gebaut, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Nähe des Kraftwerks als Bergarbeitersiedlung entstand. Mit dem Aufschluss des Tagebaus Bergheim endete aber zu Beginn der 1980er Jahre die Geschichte Fortunas. Der Ort fiel dem Tagebau zum Opfer. 1988 schloss das Kraftwerk.

Heute erinnert noch die Barbarakapelle, die Kirchturmspitze der Barbarakirche auf dem Vorplatz von St. Vinzentius und die Kraftwerksturbine auf dem Theodor-Bondü-Platz an die Siedlung und das Kraftwerk Fortuna.

Am 1. Januar 1975 wurde die Gemeinde Oberaußem-Fortuna in die Kreisstadt Bergheim eingegliedert.[1]

Oberaußem heute

Der Braunkohlenbergbau brachte aber auch Naherholungsgebiete mit sich. Direkt hinter Oberaußem beginnt die Glessener Höhe, eine bepflanzte (rekultivierte) Abraumhalde mit zahlreichen Rad- und Wanderwegen.

Das 1980 entstandene Bürgerhaus und die anschließenden Bergheimer- und Büsdorfer Straße bilden den heutigen Mittelpunkt des Ortes.

St. Vinzentius

Oberaußem verfügt über eine Grundschule, mehrere Kindergärten, eine Realschule und ein Schwimmbad an der Ortsgrenze zu Niederaußem, sowie ein privates Alten- und Pflegeheim am Sandberg. Der Ausländeranteil liegt bei 8,3 % (Stand: 31. Dezember 2010).

Übrigens fand Oberaußem auch Eingang in die Weltliteratur. Im Roman „Die Blechtrommel“ berichtet Literaturnobelpreisträger Günter Grass, der auch nach dem Zweiten Weltkrieg kurze Zeit im Ort wohnte, von der Aussicht vom Friedhof auf die Kraftwerke Fortuna. Anfang 2006 wurde an der Friedhofswand eine Bronzetafel mit Inschrift angebracht, die daran erinnert. Die Gedenktafel beruht auf einem Entwurf eines ehemaligen Studienkollegens von Grass an der Kunstakademie Düsseldorf, des Oberaußemer Bildhauers Heinz Klein-Arendt, der im Juli 2005 verstarb und die Tafel nicht mehr fertigstellen konnte.[2]

Ratsvertreter und Ortsbürgermeister ist Willi Weck (CDU) weiterer Ratsvertreter ist Franz Schallenberg (SPD). Im Kreistag des Rhein-Erft-Kreises sind die Abgeordneten Elisabeth Hülsewig, Achim Hermes, Lothar Kauffels, Thomas Klausnitzer(alle CDU) sowie von der SPD Dieter Hunke, Horst Adler vertreten (Stand 2010). Bundestagsabgeordneter der Region ist Willi Zylajew (CDU).

Mehrere Vereine engagieren sich vor Ort und bereichern das Ortsleben mit zahlreichen Veranstaltungen. Beliebter Veranstaltungsort ist das 1980 errichtete Bürgerhaus.

Besonders aktiv ist auch das Stadtteilforum und die Interessengemeinschaft der Oberaußemer Gewerbetreibenden. Seit neuester Zeit haben sich interessierte Bürger zu einem Heimatverein zusammengeschlossen. Von ihm werden Publikationen über die Historie des Ortes veröffentlicht. Im Jahre 2008 wurde auf dem Bürgerhausvorplatz vom Heimatverein ein Wappenbaum errichtet, der mittlerweile über 30 Wappen von Ortsvereinen und Gruppierungen trägt.

Bauwerke

Weblinks

 Commons: Oberaußem – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  • Heimatkunde der Gemeinde Oberaußem, 1912, Josef Dürbaum; Neuauflage 2000, Hans-Josef Weck, Hans-Joachim Mörs, Carsten Meyer
  • 100 Jahre Pfarrkirche St. Vinzentius, 1981, Christian Kämmerling
  • Stadtteilforum Oberaußem

Einzelnachweise

  1. Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.
  2. Erinnerung an Günter Grass, Berichte auf der Website des Stadtteilforums Oberaußem vom 20. Dezember 2005 (Abgerufen am 17. Oktober 2009).

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