Kratzender Kamm-Täubling

Kratzender Kamm-Täubling
Kratzender Kamm-Täubling
Systematik
Klasse: Ständerpilze (Basidiomycetes)
Unterklasse: Hutpilze (Agaricomycetidae)
Ordnung: Sprödblättler (Russulales)
Familie: Täublingsartige (Russulaceae)
Gattung: Täublinge (Russula)
Art: Kratzender Kamm-Täubling
Wissenschaftlicher Name
Russula pectinatoides
Peck 1907

Der Kratzende Kamm-Täubling (Russula pectinatoides) ist ein Pilz aus der Familie der Täublingsartigen. Es ist ein kleinerer bis mittelgroßer Täubling, mit einem mehr graubraunem und am Rand kammartig gerieftem Hut. Das Fleisch schmeckt mild, aber unangenehm und kratzt ein wenig im Hals. Der Täubling riecht unangenehm nach Gummi oder Kartoffelbovist.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Fruchtkörper

Der Hut ist jung konvex, dann flach ausgebreitet und schließlich in der Mitte niedergedrückt. Er ist 2,5–8 cm breit. Die Oberfläche ist beim jungen Pilz und bei feuchter Witterung schleimig, sonst aber trocken. Der Hut ist blass gelb-bräunlich bis stumpf strohfarben oder zimtbräunlich. Der Rand ist auf 1–2 cm Länge kammartig höckrig gerieft und oft rosa- bis zimtbraun gesprenkelt. Die Huthaut lässt sich normalerweise leicht bis zur Hälfte abziehen.

Die Lamellen sind angewachsen. Sie stehen eng oder entfernt und sind blass cremefarben bis gelblich und manchmal bräunlich gefleckt oder bräunlich verfärbt. Das Sporenpulver ist cremefarben.

Der Stiel ist 1,5–7 cm lang und 0,5–2 cm dick. Er ist weißlich, gilbt leicht oder verfärbt sich bräunlich. An der Basis ist er oft bräunlich rot. Im Alter wird der Stiel häufig hohl.

Das Fleisch ist weiß und verfärbt sich nicht, wenn man es bricht oder anschneidet. Der Pilz riecht leicht fruchtig bis gummiartig, manchmal auch schwach nach Bittermandeln. Der Geschmack ist mild oder tranig und führt nach längerem Kauen zu einem Kratzen im Rachen.[1]

Chemische Reaktionen

Mit KOH verfärbt die Huthaut nicht oder nur schwach pink oder hell purpurn. Die FeSO4-Reaktion auf dem Stielfleisch ist negativ oder schwach positiv, das Fleisch verfärbt sich dann leicht rosa. Mit Guajak-Tinktur färbt sich das Fleisch blau/grün.

Mikroskopische Eigenschaften

Die breit-elliptischen Sporen sind (5,5) 7,5-9 µm lang und 4,5-6 µm breit. Die Warzen sind 0,4–0,6 µm sind hoch und teilweise zu einem unvollständigen Netzwerk verbunden. Die Pleurozystiden färben sich in Sulfovanillin leicht blau-violett an. In der Huthaut fehlen Pileozystidien.[2]

Ähnliche Arten

Der Kratzende Kamm-Täubling ist nicht leicht zu bestimmen, da es mit dem Milden Kamm-Täubling (Russula insignis), dem Schärflichen Kamm-Täubling (Russula pectinata) und dem Camembert-Täubling (Russula amoenolens) mehrere sehr ähnliche Arten gibt. Folgende Kennzeichen sind hilfreich. 1. Der relativ blasse meist strohgelbe Hut. 2. Der höckerig geriefte Hutrand mit den kleinen, kupferrotbraunen bis zimtbraunen Flecken zwischen den Furchen und Höckern. 3. Die meist orangegelbe oder orangerote Stielbasis. 4 Der zuerst milde und dann im Rachen kratzende Geschmack und der fruchtige bis gummiartige Geruch. All diese Merkmale können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Insgesamt ist der Pilz ist zerbrechlicher als die anderen Arten aus seiner Gruppe.[3]

Ökologie

Der Kratzende Kamm-Täubling ist ein Mykorrhizapilz, der sowohl mit Laub- als auch mit Nadelbäumen eine Symbiose eingehen kann. Zumindest in Deutschland ist sein wichtigster Mykorrhizapartner die Eiche, daneben können auch Hainbuche, Rotbuche, Linde, Kiefer und Fichte als Wirt dienen. Von Sommer bis Herbst kommt er einzeln oder gesellig in Eichen- und Eichenmischwäldern aber auch in anderen Waldformen vor. Man findet ihn aber auch außerhalb des Waldes in Parkanlagen oder an Wegrändern unter Laubbäumen gern auf sandigen Böden.[3][4]

Verbreitung

Der Kratzende Kamm-Täubling ist eine holarktische Art, die in Nordasien (Japan, Korea), Nordamerika (USA, Kanada), den Kanaren und Europa vorkommt. In Nordamerika kommt die Art im Nordosten (westlich bis Michigan und südlich bis Nord-Carolina ) vor[2], in Europa ist die Art meridional bis temperat und kann sowohl im Flachland als auch im Bergland gefunden werden.

Tabelle mit europäischen Ländern, in denen der Kratzender Kamm-Täubling nachgewiesen wurde.[5][6][7]
Süd-/Südosteuropa Westeuropa Mitteleuropa Osteuropa Nordeuropa
Spanien,
Korsika,
Italien,
Slowenien,
Kroatien[8],
Bulgarien[9]
Frankreich,
Benelux,
Großbritannien
Schweiz,
Deutschland,
Österreich,
Polen,
Ungarn
Slowakei Dänemark,
Norwegen,
Schweden

In Deutschland ist der Täubling von der dänischen Grenze bis zum Hochrhein zerstreut verbreitet. Er ist in allen Bundesländern vertreten, wobei sich Verdichtungs- und Auflockerungsgebiete häufig abwechseln.

Systematik

Der Kratzende Kamm-Täubling galt als Syn.: Russula pectinata subsp. pectinatoides lange Zeit nur als Unterart von Russula pectinata, dem Schärflichen Kamm-Täubling.

Infragenerische Einordnung

Der Kratzende Kamm-Täubling ist ein typischer Vertreter der Subsektion Pectinatae zu der kleinere bis mittelgroße Arten mit mehr bräunlicher, grauer Hutfarbe gehören. Sehr ähnlich und zumindest in älteren Pilzführern nicht sauber abgegrenzt ist der Scharfe Kamm-Täubling (Russula pectinata).

Varietäten und Formen

Folgende Varietäten und Formen des Kratzenden Kamm-Täublings wurden beschrieben:

Varietät Autor Beschreibung
Russula pectinatoides f. amarescens (Romagn.) Bertault (1978) Unterscheidet sich vom Typus durch den milden und langsam bitteren Geschmack des Stielfleisches und den widerlichen Geruch.[10]
Russula pectinatoides var pseudoamoenolens Romagn. (1962) Varietät mit dunkleren Farben, der von seinem Erscheinungsbild her an den Camembert-Täubling R. amoenolens erinnert. Die Lamellen und der Stiel werden schnell schmutzig ocker und dann gräulich. Der Geruch ist kaum wahrnehmbar oder leicht fruchtig. Das Sporenpulver ist creme- bis ockerfarben. Die Sporen (8 x 6,5 µm) sind mehr netzartig verbunden als beim Typus.[11][12]
Russula pectinatoides f. dimorphocystis Romagn. (1967) Die Lamellen stehen ziemlich eng. Der Hut mit dunkelbraunem Zentrum erinnert an Russula insignis aber der Rand ist blass und gefurcht. Die Sporen sind teilweise netzartig verbunden. Laticiferen sind reichlich vorhanden und die Zystiden sind dimorph. [11][13]
Russula pectinatoides var. pseudoconsobrina Romagn. (1967) Die Lamellen stehen sehr weit auseinander. Der Hut ist braun mit blassem, durchscheinendem Rand. Laticiferen sind ziemlich reichlich vorhanden. Die Huthaut besitzt schmale keilförmig zugespitzte Hyphenzellenden und kleine, schmale, 3–4(5) µm breite Dermatozystiden.[11][14]

Bedeutung

Der Kratzende Kamm-Täubling ist kein Speisepilz, obwohl er in seiner Originalbeschreibung als essbar bezeichnet wird.[15]

Literatur

  • H. Romagnesi: Russula pectinatoides. Les Russules d'Europe et d'Afrique du Nord (1967). In: mycobank.org The Fungal Website. Abgerufen am 30. August 2011 (französisch).
  • Russula pectinatoides. Partial Russula Database. In: cbs.knaw.nl. CBS Fungual Biodiversity Centre, abgerufen am 30. August 2011.

Einzelnachweise

  1. Marcel Bon (Hrsg.): Pareys Buch der Pilze. Franckh-Kosmos Verlag,, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-09970-9.
  2. a b Russula pectinatoides unter www.rogersmushrooms.com
  3. a b Kuo, M. (2005, January). Russula pectinatoides. unter www.mushroomexpert.com
  4. Russula pectinatoides unter www.pilzoek.de pilzoek
  5. G. J. Krieglsteiner, A. Gminder, W. Winterhoff: Die Großpilze Baden-Württembergs. 2, Eugen Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3531-0, S. 542.
  6. Russula pectinatoides in der PilzOek-Datenbank. In: pilzoek.de. Abgerufen am 21 August 2011.
  7. Weltweite Verbreitung von Russula pectinatoides. In: data.gbif.org. Abgerufen am 21 August 2011.
  8. Z. Tkalcec & A. Mešic: Preliminary checklist of Agaricales from Croatia V:. Families Crepidotaceae, Russulaceae and Strophariaceae. In: Mycotaxon. 88, 2003, ISSN 0093-4666, S. 293 (http://www.cybertruffle.org.uk/cyberliber/59575/0088/0293.htm, abgerufen am 31. August 2011).
  9. Cvetomir M. Denchev & Boris Assyov: Checklist of the larger basidiomycetes in Bulgaria. In: Mycotaxon. 111, 2010, ISSN 0093-4666, S. 279–282 (http://www.mycotaxon.com/resources/checklists/denchev-v111-checklist.pdf, abgerufen am 31. August 2011).
  10. Russula pectinatoides f. amarescens. Russulales News / mtsn.tn.it. Abgerufen am 29 August 2011.
  11. a b c Russula pectinatoides. Monographic Key to European Russulas (1988). In: The Russulales Website w3.uwyo.edu. S. 15, abgerufen am 21 August 2011 (PDF (1,4 MB), englisch, Übersetzung von M. Bons Russula-Schlüssel).
  12. Russula pectinatoides var. pseudoamoenolens. Russulales News / mtsn.tn.it. Abgerufen am 29 August 2011.
  13. Russula pectinata f. dimorphocystis. Russulales News / mtsn.tn.it. Abgerufen am 29 August 2011.
  14. Russula pectinatoides f. pseudoconsobrina. Russulales News / mtsn.tn.it. Abgerufen am 29 August 2011.
  15. Originalbeschreibung von Russula pectinatoides unter Russulales News

Weblinks

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