- Kreuzblumen des Kölner Domes
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Die Kreuzblumen des Kölner Domes bilden die Spitzen der beiden Westtürme in 149 bis 157 Metern Höhe. Eine Kopie dieser Kreuzblumen in Originalgröße, aber in Beton ausgeführt, steht seit 1991 unterhalb der Treppenstufen vor der Westfassade des Doms.
Inhaltsverzeichnis
Form und Konstruktion
Die Kreuzblumen bestehen aus einem zentralen Schaft, der von zwei unterschiedlich großen Blattkränzen umrankt ist. Sie stammen aus der letzten Bauphase des Kölner Doms um 1880. Allerdings gehen die Planungen noch auf Baumeister Ernst Friedrich Zwirner († 1861) zurück, der sich auf den originalen, mittelalterlichen Fassadenriss F stützte. In diesem Entwurf sollten die Kreuzblumen einen Durchmesser von 5,20 Metern haben.
Zwirners Nachfolger als Dombaumeister war Karl Eduard Richard Voigtel, der als Vollender des Doms gilt. Er plante bereits einen kleineren Durchmesser von zunächst 5,02 Metern, später 4,75 Meter, für den unteren Blattkranz. Den Ausschlag gaben schließlich die natürlichen Begrenzungen des im Obernkirchener Steinbruch zu gewinnenden Materials: Der endgültige Durchmesser des unteren Blattkranzes beträgt 4,58 Meter, die Höhe rund acht Meter.
Eine Herausforderung stellte im 19. Jahrhundert neben der Größe der Steinblöcke auch der Transport auf die Höhe von über 150 Metern dar: Nicht nur waren Baugerüste und (Hanf-)Seilzüge zu schwach, auch der dampfgetriebene Lastenaufzug trug maximal vier Tonnen Gewicht. Ein aus einem Stück bestehender unterer Blattkranz hätte allein über 17 Tonnen gewogen. Auch deshalb sind die Kreuzblumen mit ihren jeweils circa 37 Kubikmetern Stein aus insgesamt 24 einzelnen Steinen zusammengesetzt.
Um die Konstruktion auf der Turmspitze zu stabilisieren, entwickelte man ein System aus Halterungen und Armierungen, meist aus Kupfer, um der Korrosionsgefahr zu begegnen. Die in der Mitte auf vergleichsweise geringer Fläche zusammengefügten Blätter des unteren Blattkranzes ragen bis zu 2,30 nach außen.[1] Sie werden deshalb einerseits von unten durch Steinkonsolen gestützt, oben aber von einem achteckigen Kupferband am Schaft und mit Metallstangen festgehalten.
Durch das Zentrum des Schaftes führte man zur Stabilisierung durch eine Kupferhülle eine schmiedeeiserne Stange von 10 Zentimetern Durchmesser und 21 Metern Länge. Diese Stange hängt nach unten in den Turmhelm und ist nach Art eines Pendels mit einem Gewicht beschwert.
Leitern aus Kupfer führen von einem Ausstieg etwa 17 Meter unterhalb bis auf die Spitzen der Kreuzblumen, wo sich ein Blitzableiter befindet.
Aufbau und Modifikation
Die Kreuzblumen wurden im Winter 1879/80 in der Steinmetzwerkstatt der Dombauhütte gefertigt; das Aufziehen und Setzen begann am 16. Juli 1880, nachdem man die Aufzugsgerüste vorsorglich verstärkt hatte. So wurden beispielsweise die Hanfseile durch Stahlseile ersetzt.
Die Kreuzblume des Nordturmes wurde am 23. Juli 1880 fertiggestellt und aufgesetzt, die des Südturmes am 14. August 1880 – allerdings ohne den Schlussstein, der zur Feier der Vollendung des Domes am 15. Oktober 1880 eingesetzt wurde.
Bereits kurz nach der Fertigstellung mehrten sich jedoch die Proteste der Bevölkerung, da die Kreuzblumen trotz der Entfernung zu kompakt und klotzig wirkten. Deshalb beschloss man kurz darauf eine manuelle Nachbearbeitung der Blattkränze.
Im Winter 1880/81 wurden Holzgehäuse um die Kreuzblumen montiert, um den Arbeitern in der Kälte einen beheizten Arbeitsraum zu schaffen. 40 Steinmetze arbeiteten bis zum 12. Februar 1881 daran, die Blattkränze nachträglich filigraner zu gestalten.
Modell an der Domplatte
Schon Dombaumeister Voigtel hatte ursprünglich die Fertigung einer dritten Kreuzblume als „Denkmal der Domvollendung“ angestrebt. Er sah in einer Skizze und einem Entwurf von 1879 eine 10,5 Meter hohe Nachbildung der Kreuzblumen vor, die auf der südöstlichen Ecke der Domterrasse aufgestellt werden sollte. Voigtel konnte sich mit dieser Idee jedoch nicht durchsetzen.[2]
Im Domjubiläumsjahr 1980 fertigte der Bildhauer Uspelkat auf Basis von Konstruktionszeichnungen ein Kunststoffmodell an, das am 18. März 1980 vor dem Dom aufgestellt wurde.[3] Wenngleich nicht ganz maßstabs- und vorlagentreu, erfreute es sich doch großer Beliebtheit, bis es im Jahre 1990 durch den Orkan Wiebke stark beschädigt wurde.[4][5]
Am 11. Oktober 1991 ließ das Verkehrsamt der Stadt Köln ein neugeschaffenes Modell der Kreuzblume vor dem Dom aufstellen.[5]⊙50.94126096256.9564291088889 Das Betonmodell der südlichen Kreuzblume im Maßstab 1:1 wurde 50 Meter vor der Westfassade des Doms zwischen der Straße Unter Fettenhennen und der Domplatte platziert. Die originalgetreue Plastik demonstriert Dimension und Details ihres Vorbildes.
Im Bestreben, das Modell durch eine haltbare Konstruktion zu ersetzen, fiel die Wahl aufgrund der im Vergleich zu Naturstein erheblich niedrigeren Kosten auf einen Betonguss. Zunächst wurde die Kreuzblume des Südturmes neu vermessen und aus der Luft abfotografiert. Anhand eines Gipsmodells im Maßstab 1:10 wurden Segmentierung, Bewehrung, Schalung und Betonierungsabläufe entwickelt. Auf einem 1:1-Rohmodell aus Polystyrolschaumblöcken wurde die spätere Schalhaut aus Silikonkautschuk aufgetragen, die für den Guss einen Stützkörper aus Epoxidharz erhielt. Die fertige Konstruktion umfasste 13 Fertigteile aus dunkelgrau durchgefärbtem Stahlbeton. Bis auf die massiven Blattkränze und den Schlussstein sind alle Teile aus Gründen der Gewichtsersparnis als Hohlkörper mit Wandstärken zwischen 15 und 20 Zentimetern ausgeführt.
Die mittels eines Krans fertig montierte Kreuzblume ist fast 10 Meter hoch, 5 Meter breit und wiegt 35 Tonnen, weniger als die Hälfte des Naturstein-Vorbildes.[4] Sie ist in ein kreisrundes Blumenbeet eingefasst und trägt am Sockel erklärende Schrifttafeln in 15 Sprachen.
Das Modell der Kreuzblume hat sich zum beliebten Treffpunkt vor der Kathedrale entwickelt und bildet den Ausgangspunkt zahlreicher Stadtführungen rund um den Kölner Dom.
Literatur
- 70. Dombaubericht von Karl Eduard Richard Voigtel in: Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins, Nr. 325, 14. April 1882, S. 19
- Thomas Schumacher: Großbaustelle Kölner Dom. Technik des 19. Jahrhunderts bei der Vollendung einer gotischen Kathedrale Verlag Kölner Dom, Köln 1991, ISBN 978-3-922442-20-2, S. 359ff
- Arnold Wolff: Eine Kreuzblume aus Beton vor der Westfassade des Domes. In: Kölner Domblatt, Jahrbuch des Zentral-Dombauvereins, Bd. 57, Verlag Kölner Dom, Köln 1992, ISBN 3-92244-215-3, S, 331-332
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Heiko Steuer: Technik am Dom; in: Hugo Borger (Hrsg.): Der Kölner Dombau im Jahrhundert seiner Vollendung. Katalog zur Ausstellung der Historischen Museen in der Josef-Haubrich-Kunsthalle Köln. Band 1, Köln 1980, S. 85
- ↑ Judith Breuer, Hiltrud Kier: Die Domumgebung; in: Hugo Borger (Hrsg.): Der Kölner Dombau im Jahrhundert seiner Vollendung. Katalog zur Ausstellung der Historischen Museen in der Josef-Haubrich-Kunsthalle Köln. Band 1, Köln 1980, S. 121
- ↑ Werner Schäfke: Das neue Köln 1945–1995, Ausstellungskatalog, 1995, ISBN 3927396621, S. 219
- ↑ a b Rolf Kampen, Arnold Wolff, Wilhelm Zehe: Kreuzblume aus Beton für Kölner Domplatte, in: Zeitschrift Beton 4/92, S. 200–203, online
- ↑ a b Schäfke, S. 249
50.9411299791676.9571942091667Koordinaten: 50° 56′ 28″ N, 6° 57′ 26″ O
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