Wilhelm Kreußler

Wilhelm Kreußler

Wilhelm Kreußler (* 1597; † 1673) war ein deutscher Fechtmeister und Reformator des akademischen Fechtwesens in Deutschland.

Kreußler war Sohn eines Dorfschullehrers in Niederhadamar in Nassau. Er lernte am 1618 in Frankfurt am Main bei den Marxbrüdern das Fechten und ließ sich 1620 als Fechtmeister in Jena nieder, wo er einen privaten Fechtboden unterhielt. 1669 wurde er mit zwei seiner Söhne zum privilegierten fürstlich sächsischen Fecht- und Exercitienmeister ernannt und begründete so die bis Anfang des 19. Jahrhunderts tätige Fechtmeisterdynastie. Kreußler brachte durch die Überführung des bisher gemischten Hieb- und Stoßfechtens zum reinen Stoßfechten die im Dreißigjährigen Krieg darniederliegende studentische Fechtkunst in ein neues System, das von seinen Nachkommen auf andere Universitätsstädte übertragen wurde. Zu den wesentlichen Elementen der Reform gehörte die Reduzierung des gekünstelten Zeremoniells der französischen Fechtschule auf einfache Bewegungen. Zur Parade ließ er nur noch die Klinge zu, nicht mehr, wie noch in Italien einen Dolch oder die umwickelte linke Hand. Vermutlich entwickelte er auch den bisher bei Studenten verbreiteten Raufdegen zum Stoßrapier mit großem Stichblatt weiter.

Kreußlers Fechtmethode wurde in mehreren Lehrbüchern weitergegeben, unter anderem "Versuch über das Kontrafechten auf die rechte und linke Hand nach Kreußlerschen Grundsätzen" von Heinrich Friedrich Roux (Jena 1786), "Anweisung zum Stoßfechten nach Kreußlerschen Grundsätzen" von Karl Friedrich Bauer (1834) und die "Kreußlersche Stoßfechtschule" von F. R. A. L. W. Roux (1857).

Literatur

  • Henner Huhle, Helma Brunck: 500 Jahre Fechtmeister in Deutschland. Ältester privilegierter Berufsstand. Frankfurt am Main 1987

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Friedrich August Wilhelm Ludwig Roux — F.A.W.L. Roux in Pekesche Friedrich Wilhelm August Ludwig Roux (* 20. Mai 1817 in Gotha; † 2. Juni 1897 in Jena) war ein deutscher Fechtmeister. Nach seiner Gymnasialzeit in Meiningen war er zunächst Geheimschreiber beim Herzog von Sachsen… …   Deutsch Wikipedia

  • Niederhadamar — Stadt Hadamar Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Fechtkunst — Fechtkunst, vollendete Anwendung der blanken Waffe, besonders beim Kampf zu zweien. Schon die alten Griechen und Römer hatten Fechtmeister (armaturae doctores). In den Fechterschulen des spätern Rom wurden Sklaven in der F. unterrichtet (s.… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Fechtmeister — ist die Bezeichnung für eine Person, die studentisches, szenisches oder historisches Fechten unterrichtet. Anderssprachige Bezeichnungen sind Maître d Armes, Maestro di Scherma und Fencing Master. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1.1 Fechtmeister… …   Deutsch Wikipedia

  • Passow [1] — Passow, 1) Franz, geb. 20. Septbr. 1781 in Ludwigslust, studirte 1804 in Leipzig Theologie u. Philologie, privatisirte seit 1806 in Dresden, wurde 1607 Professor der Griechischen Sprache in Weimar, 1810 Director am Conradinum in Jenkau bei Danzig …   Pierer's Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”