Niederhadamar

Niederhadamar
Niederhadamar
Stadt Hadamar
Koordinaten: 50° 26′ N, 8° 2′ O50.4355555555568.035120Koordinaten: 50° 26′ 8″ N, 8° 2′ 6″ O
Höhe: 120–235 m
Fläche: 7,65 km²
Einwohner: 3.962 (31. Dez. 2006)
Eingemeindung: 1939
Postleitzahl: 65589
Vorwahl: 06433

Niederhadamar ist einer der acht Stadtteile der Kleinstadt Hadamar im Landkreis Limburg-Weilburg in Hessen. Es ist der größte Stadtteil von Hadamar, sowohl was die Gemarkungsfläche als auch, was die Bevölkerung betrifft.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Das ehemalige Niederhadamarer Rathaus
Luftbild des Orts aus Westen

Der Stadtteil geht im Norden unmittelbar in die Kernstadt Hadamar über und grenzt im Süden an die Gemeinde Elz, im Südwesten an den Elzer Ortsteil Malmeneich. Im Süden ist die Kreisstadt Limburg an der Lahn acht Kilometer entfernt. Im Osten grenzt Niederhadamar an die Gemarkungen der Limburger Stadtteile Ahlbach und Offheim, im Nordwesten an den rheinland-pfälzischen Nachbarort Hundsangen. Die Niederhadamarer Gemarkung ist in Nordwest-Südost-Richtung gestreckt. Östlich fließt der Elbbach von Norden nach Süden an Niederhadamar vorbei. Der Ort liegt nur knapp über dem Niveau des Bachs von rund 120 Metern. Beidseitig des Elbbachs steigt das Gelände sanft an und erreicht an der nordwestlichen Gemarkungsgrenze bei Hundsangen 235 Meter, im Südosten an der Grenze zu Offheim knapp 190 Meter. Der nordwestliche Gemarkungsteil ist von einem großen Waldgebiet bedeckt, die übrige Fläche wird fast ausschließlich landwirtschaftlich genutzt, wobei der Elbbach von einem breiten Auwiesengürtel umschlossen ist. Nördlich des Orts liegt ein größerer Fischteich.

Verkehr

Der Ort hat einen Bahnhaltepunkt an der Bahnstrecke Limburg–Altenkirchen.

Geschichte

Basis des Kirchturms
Kapelle St. Wendelin

Vermutlich seit 1000 vor Christus ist das heutige Niederhadamar ständig besiedelt. Damit ist es deutlich älter als die heutige Kernstadt und die Nennung von „hatimero marca“ aus einer Königsurkunde von 832 bezieht sich wahrscheinlich auf Niederhadamar. Die Bezeichnung „Niederhadamar“ zur Unterscheidung von der als „Ober-“ oder „Mönchhadamar“ bezeichneten Kernstadt setzte sich ab 1190 durch.

Für die Pfarrkirche St. Peter in Ketten lässt sich ein Baubeginn des Turms um 1130 nachweisen. Von 1885 bis 1887 wurde das Kirchenschiff neu errichtet. Ursprünglich handelte es sich bei der Kirche um eine Filiale der Urpfarrei Dietkirchen. Ab 1470 ist eine selbstständige Pfarrei Niederhadamar nachweisbar.

St. Wendelinbrücke, stromab aus Richtung Offheim gesehen

Die Straße von Niederhadamar nach Offheim führt über die St. Wendelinbrücke am Ortsrand, im Jahr 1367 erstmals erwähnt, eine der ältesten Steinbrücken in Hessen. Unmittelbar neben der Brücke steht die um 1900 erbaute Kapelle St. Wendelin.

1939 wurde Niederhadamar gemeinsam mit Faulbach nach Hadamar eingemeindet.

Bedeutende Bauwerke

Kirche St. Peter in Ketten

Kirche St. Peter in Ketten

Der viereckige Turm als ältestes Teil der Niederhadamarer Pfarrkirche fällt durch seine gedrungene, massive Bauweise und durch ein kleines Dreiblattfenster im gotischen Stil auf. Der Steinsockel trägt ein verschiefertes Obergeschoss in Fachwerk-Ausführung. In Nordostrichtung schließt sich daran das neugotische Langhaus an, das 1886 einen kleineren Vorgängerbau ersetzte. Der Innenraum weist sehr schmale Seitenschiffe auf. Das Langhaus wird von einem Kreuzrippengewölbe überspannt, der Chor von einem Baldachingewölbe.

Altes Rathaus

Das ehemalige Rathaus während der Sanierung 2008

Das markanteste profane Gebäude im Ort ist das alte Rathaus, genauer das Gemeindehaus, da es zur Zeit der Errichtung 1718 keinen Rat als Entscheidungsgremium der Gemeinde gab. Das Fachwerkgebäude schließt sich unmittelbar an den Sockel an, auf dem die Kirche errichtet wurde. Die Eingangsseite führte auf den alten Dorfplatz, der heute jedoch von Straßen durchschnitten ist. Das Gemeindehaus beherbergte im Erdgeschoss eine kleine Arrestzelle, den Gemeindebackofen und einen Amtsraum für den Gemeindevorsteher. Der erste Stock ist vom Platz vor dem Kircheneingang ebenerdig zu betreten und nahm früher die Dorfschule auf.

Die Fachwerkkonstruktion ist für die Region eher untypisch schlicht und geradlinig. Lediglich die Gefache über der Brüstung werden durch wechselnde Kreisstreben, Rauten und Rautenplatten geschmückt.

Heute beherbergt das Rathaus im Erdgeschoss eine Sparkassenfiliale und im ersten Stock die katholische öffentliche Bücherei. 2008 und 2009 wurde das Fachwerkgebäude umfassend saniert.

Glasfachschule

Glasfachschule, Neubau im Vorder-, Altbau im Hintergrund

Das 1957 fertiggestellte Gebäude der Glasfachschule ist der jüngste denkmalgeschützte Bau in Niederhadamar. Der Stahlbeton-Skelettbau ist mit einer gelblichen Klinkerfassade sowie an der Front des Eingangstrakts mit einer zum Teil farbigen Wand aus Glasbausteinen geschmückt. Flach- und Schrägdächer überdecken verschiedene Trakte der Anlage. Innen stechen die gegenschwingende Freitreppe im Eingangsgebäude, der grüne Marmorboden sowie im Baukörper integrierte Vitrinen hervor. Adresse: An der Glasfachschule 4.

Ehemalige Glasschleiferei

Als Folge des Lastenausgleichsgesetzes wurde mit Bundesmitteln 1953 dieses Betriebsgebäude errichtet, das den zahlreichen in Hadamar angesiedelten Heimatvertriebenen aus der böhmischen Glasindustrie beim wirtschaftlichen Fußfassen in der neuen Heimat helfen sollte. Büro- und Wohnhaus liegen an der Hauptstraße, von der Straße abgewandt grenzen Schleiferei und Malerei-Anbau an. Ein Lagerhaus wird von einem Werkhof von diesem Gebäudekomplex getrennt. Die nur wenig geneigten Satteldächer und Segmentbögen greifen die Architektur der 1920er und -30er Jahre auf. Einige dieser Elemente wurden in der Nachbarschaft erneut aufgegriffen, so dass die Glasschleiferei für die nähere Umgebung als prägend gelten kann. Adresse: Mainzer Landstraße 21.

Mainzer Landstraße 13

Der 1953 im zeitgemäßen Stil errichtete und mehrfach erweiterte Bau war Sitz eines frühen Franchise-Betriebs der Coca-Cola Company mit Produktionsstätte. Die auffällige Verkachelung der Straßenfassade und der heute nicht mehr vorhandene Coca-Cola-Schriftzug über dem Eingang dienten als Werbeträger.

„Vier Linden“

Dieser großformatige Dreiseitenhof wurde im späten 19. Jahrhundert an der Durchgangsstraße als Einheit aus Hofgut mit Gaststätte und großem Tanzsaal angelegt. Das Haupthaus, ein verschieferter Fachwerkbau, zeigt eine spätklassizistische Fassade. Die von der Straße abgewandte Scheune besteht aus hoch entwickeltem Bruchsteinmauerwerk mit einer Fassade aus Haustein. Der große, quadratisch angelegte Tanzsaal ist dagegen ein Klinkerbau mit einer von großen Fensterbögen durchbrochenen Fassade und vorgesetzten Strebepfeilern. Zur wertvollen Innenausstattung gehört die Zugankerdecke des Saalbaus, der heute in mehrere kleine Einheiten unterteilt ist. Adresse: Mainzer Landstraße 57/59.

Mainzer Landstraße 83

Dieses Wohnhaus einer ehemalige Hofreite trägt noch eine Wandverkleidung aus weißen und grauen Schieferplättchen, die früher in Niederhadamar häufig vorkam, ansonsten in der Region nur in Einzelfällen. Weiteres besonderes Merkmal ist die klare Strebung der Giebelseite.

Mainzer Landstraße 85

Besonders augenfällig ist die aufwändig gestaltete Giebelseite dieses Fachwerkhauses aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Das Gebälk zeigt Feuerböcke und S-Streben. Das Erdgeschoss war schon zur Bauzeit massiv errichtet worden, wie es für diese späte Form der Fachwerkarchitektur üblich ist. Zusammen mit einer allerdings erst später errichteten, quer dahinter liegenden Bruchsteinscheune bildet das Haus eine Hofreite.

Mainzer Landstraße 84/86

Das Doppelhaus mit Walmdach ist ein typisches barockes Fachwerkhaus von großem Format. Ob es sich tatsächlich um ein ehemaliges Gärtnerhaus des Hadamarer Schlosses handelt, das 1798 an diesen neuen Standort versetzt wurde, lässt sich nicht mehr mit Sicherheit nachweisen, wird aber überliefert. Die Lage am ehemaligen Ortseingang der Mainzer Landstraße lässt dem Bau eine besondere Bedeutung zukommen.

Reisstraße 4/6

Bei diesem Gebäude handelt es sich um das Wohnhaus des einstigen „Erbacher Hofs“, das vermutlich aus dem 17. Jahrhundert stammt. Der Fachwerkbau fällt durch seinen massiven überirdischen Keller und seine deutlichen Geschossüberstände auf. Die sehr kleinen Fenster deuten darauf hin, dass die ursprüngliche Fachwerkstruktur unter dem Putz erhalten ist. Die Treppe auf der Ostseite hat sich ebenfalls aus einer frühen Bauphase erhalten. Der straßenabgewandte Anbau stammt aus dem 18. Jahrhundert.

Steinstraße 8

Das einfache Bundständer-Fachwerkprofil dieses zweizonigen Wohnhauses deutet auf eine Entstehung im 18. Jahrhundert hin, während der hohe, turmähnliche Baukörper eher für das 19. Jahrhundert typisch ist.

Struthweg 1/3

Dieses Wohnhaus ist der Rest eines Hofes des Deutschen Ordens, der in Niederhadamar wohl bereits im Mittelalter existierte. Noch sichtbare Balkenköpfe lassen das Fachwerk erahnen. Das Haus mit seinen einheitlichen Proportionen und dem deutlichen Geschossüberstand stammt Überlieferungen zufolge aus dem Jahr 1614 und wurde erst später in zwei Hälften geteilt.

Bildstock Reichmannsiese

Dieses kleine Gebetshäuschen wurde um 1900 errichtet. Auch das Eisengitter und die hinter dem Bildstock wachsende Buche stammen aus dieser Zeit.

Sonstiges

Fürst-Johann-Ludwig-Schule

In Niederhadamar gibt es drei Kindergärten, eine Grundschule und die Fürst-Johann-Ludwig-Schule, eine kooperative Gesamtschule und zugleich eine der größten Schulen Hessens.

Niederhadamar beherbergt eine der beiden Glasfachschulen Deutschlands. Die Aula der Erwin-Stein-Glasfachschule wird zugleich als Mehrzweckhalle des Ortes genutzt.

In der Region wird Niederhadamar als „Mannebach“ bezeichnet. Die Benennung bezieht sich auf die mundartliche Bezeichnung „Manne“ für Körbe und die früher dort im Heimgewerbe betriebene Korbflechterei.

Vereine

Auf Ortsebene bestehen die Damengymnastikgruppe Niederhadamar, die am 16. März 1902 gegründete Freiwillige Feuerwehr (einschließlich Jugendfeuerwehr, gegründet am 1. März 1973), ein Karnevalverein, eine Katholische Frauengemeinschaft, der katholische Kirchenchor „Cäcilia Harmonie“ 1854 gegründet, ein Obst- und Gartenbauverein, der Quartettverein, der Schützenclub Diana 1967, der Sportclub Rot-Weiß 1920, der Tischtennisclub 1970, der Verein der Freunde und Förderer der Glasfachschule und ein Verschönerungsverein.

Persönlichkeiten

Weblinks


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