Kuwer

Kuwer

Kuwer oder Kuber (bulg. Кубер; * vor 635; † nach 680) war ein bulgarischer Khan, Sohn des Khan Kubrat[1] und Bruder von Khan Asparuch. Er gehörte der bulgarischen Herrschaftsdynastie Dulo an.

Nach dem Tod von Khan Kubrat und angesichts der aussichtslosen Kriege gegen die Chasaren, teilten seine fünf Söhne das Reich und das Volk der Bulgaren. Jeder Sohn zog in eine unterschiedliche Himmelsrichtung und gründete ein weiteres Reich (Khaganat), außer Khan Batbajan, der Thronnachfolger von Kubrat wurde. Alle diese Reiche trugen den Namen Bulgarien – Donaubulgarien, Wolgabulgarien, Großbulgarien.

Khan Kuwer war der vierte Sohn Kubrats. Er zog mit einigen Stammesverbänden gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Alzek in Richtung Westen. Er ließ sich in Pannonien nieder.[1] Laut der byzantinische Quelle „Wunder des Dimitrios von Thessaloniki [2]“ wurde Khan Kuwer 635 Herrscher der Region Syrmien, jedoch musste er die Vorherrschaft des Awaren-Khaganats akzeptieren und dessen Vasall werden.

Zwischen 678-680 rebellierten die Protobulgaren unter Khan Kuwer gemeinsam mit der Sermesianoi, Nachfahren der römischen Provinzialbevölkerung des Balkans erfolglos gegen die Awaren. Nach der misslungenen Revolte gegen die awarische Stammesführung trennten sich die Wege von Khan Kuwer und Khan Alzek. Alzek zog weiter Richtung Westen, bis er die Langobardischen Ländereien erreichte. Dort bekam er das Herzogtum Benevent zugesprochen.

Khan Kuwer zog Richtung Süden, zusammen mit Teilen der Sermesianoi und den von den Awaren 626 verschleppten in Pannonien angesiedelten römischen Gefangenen. Nach einer erfolglosen Belagerung Thessalonikis (682–684)[1], schloss er einen Vertrag mit dem byzantinischen Kaiser Konstantin IV. Pogonatos[2] und ließ sich im unbesiedelten Gebiet vom Bitola (das heutige Westmakedonien und Ostalbanien) nieder, das zum byzantinischen Thema Thesalonika gehörte[3]. Dort errichtete Kuver 680 ein Khaganat[4], das auch den Namen Bulgarien trug. Die Bezeichnung dieses Reiches als Westbulgarisches Reich ist jedoch umstritten.

Weitere Informationen über Khan Kuver wurden nicht überliefert, lediglich wird angenommen, dass es sich in einer von W. Beschewliew in der Nähe vom Madara-Reiter[5][6] gefundenen Inschrift um die Kuverbulgaren handelt. In dieser Inschrift beschreibt Terwel seine Beziehungen zu dem byzantinischen Kaiser und zu seinem Verwandten (Onkel), der in der Nähe von Thessaloniki sesshaft war. Dabei handelt es sich um den Onkel von Terwel, Khan Kuwer, den Bruder seines Vaters Khan Asparuch:

„[…] zu den Bulgaren […] und kamen zu Terwel. Meine Onkel um Thessaloniki glaubten dem Kaiser mit der abgeschnittenen Nase nicht und gingen nach Kisinas[7] zurück […] einer von seinen […] mittels Vertrag Terwel der Archont dem Kaiser gab […] 5 tausend […] der Kaiser siegte mit mir gut.“[6]

Als ein besonders dramatisches Ereignis wird die Ankunft der Bulgaren in Makedonien von einem späteren Autoren aus dem 11. Jahrhundert beschrieben:[8]

„Als dieses Volk die Awaren abgezogen war, kam ein anderes, noch zügelloseres und wilderes, die sogenannten Bulgaren, aus den skythischen Landen; dieses überquerte den Istros genannten Fluß und kam wie eine Geißel Gottes über die westliche Gebiete … Und da sie das illyrische Land unterwarfen, das alte Makedonien sogar bis zu der Stadt Thessalonike und einen Teil des alten Thrakien … ließen sie sich als ständige Bewohner dieses Landes nieder. Sie siedelten die Einwohner jedes Landesteils um: die Einwohner der tief gelegenen Städte siedelten sie in den höher gelegenen an und die aus den letzteren in den tieferen gelegenen Städten.“

Literatur

  • В. Бешевлиев: Първобългарски надписи. Издателство на Българската академия на науките, София 1979
  • В. Бешевлиев: Прабългарски епиграфски паметници. Издателство на Отечествения фронт, София 1981
  • V. Beschevliev: Die protobulgarischen Inschriften. Akademie-Verlag, Berlin 1963
  • Dimităr Angelov: Die Entstehung des bulgarischen Volkes. Akademie-Verlag, Berlin 1980 (Veröffentlichungen des Zentralinstituts für Alte Geschichte und Archäologie der Akademie der Wissenschaften der DDR, Band 10)
  • J. Fine: The Early Mediaval Balkans. The University of Michigan Press, 1983, ISBN 0-472-10025-4
  • W. Zlatarski: Geschichte der Bulgaren I: Von der Gründung des bulgarischen Reiches bis zur Türkenzeit (679–1396). Bulgarische Bibliothek, 5, Leipzig 1918.
  • Ив. Дуйчев (Hrsg.): Гръцки извори за българската история. Band 3, Academia Litterarum Bulgarica, Sofia 1954–65, V 195–207, S. 159–166 (djvu)
  • Warren Treadgold: A History of the Byzantine State and Society. Stanford University Press, 1997, ISBN 0-8047-2630-2
  • Tadeusz Wasilewski: Dzieje Bułgarii. Ossolineum, Wrocław 1970, S. 33–35.

Einzelnachweise

  1. a b c Lexikon des Mittelalters. Band V, Artemis Verlag, München 1991, ISBN 3-8508-8905-0 (formal falsche ISBN), Sp. 1558
  2. a b "Acta Sancti Demetrii" (in Гръцки извори за българската история)
  3. Raymond Detrez: Historical dictionary of Bulgaria. Scarecrow Pr., 1997, ISBN 0-8108-3177-5, S. 267
  4. Zlatarski's Auffassung nach sollten sie sich um 687 westlich vom Fluss Struma niedergelassen haben.
  5. Бешевлиев, 1979, S. 94
  6. a b Бешевлиев, 1981, стр. 56–61 (in dig. Form); Beschevliev, 1963, S. 97, 102–111
  7. Kisinas oder Pelagonia ist der antike Name der Region um Bitola
  8. Theophylakt: Die Leiden der Märtyrer von Tiberiopolis, In: (Dimiter Kossew (Hrsg.), Woin Boschinow (Hrsg.), Ljubomir Panajotow (Hrsg.): Makedonien - eine Dokumentensammlung, Bulgarische Akademie der Wissenschaften, Sofia, 1982)

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