Challenger (Lokomotive)

Challenger (Lokomotive)

Die Lokomotiven der Bauart Challenger sind schwere Vierzylinder-Güterzug-Dampflokomotiven mit der Achsfolge (2'C) C2' (amerikanische Schreibweise: 4-6-6-4), also mit zwei beweglich gelagert Laufachsen, drei Treibachsen (beide Achsgruppen in einem beweglichen Rahmen gelagert), drei Treibachsen und schließlich zwei beweglich gelagerten Laufachsen. Lokomotiven dieser Bauart wurden nur in den Vereinigten Staaten eingesetzt.

Lokomotiven dieses Typs wurden erstmals von der Union Pacific Railroad ab 1936 als Klasse 3900 gekauft. Diese gab den Lokomotiven auch den Namen „Challenger“. Insgesamt erhielt die Union Pacific 105 Lokomotiven dieses Typs.

Gelieferte Ausführungen und Einsatz

Weitere Bahngesellschaften bestellten ebenfalls „Challenger“. Diese wiesen jedoch anforderungsbedingt Unterschiede zur UP-Ausführung auf. Die „Challenger“-Lokomotiven wurden von den Lokomotivfabriken ALCO und Baldwin gebaut. Insgesamt wurden 252 Lokomotiven dieses Typs hergestellt.

Die Treibräder hatten Durchmesser von 1,75 m oder 1,78 m, die Größe der Zylinder schwankte zwischen 52 cm × 81 cm bis 58 cm × 81 cm. Die Gesamtmasse der Lokomotive betrug zwischen 257 Tonnen und 292 Tonnen (ohne Tender). Die Rostfläche hatte eine Größe von 10 m² bis 14 m². Die größere Rostfläche benötigten die Lokomotiven der Northern Pacific und der Spokane, Portland & Seattle, da diese schlechtere Kohle verfeuerten.

Bei späteren Ausführungen wurde auf die horizontale Beweglichkeit des vorderen Drehgestelles verzichtet. Die notwendige Ausgleichsbewegungen wurden nur durch die Federung abgefangen, da es gelang einen besseren Masseausgleich und eine stabilere Konstruktion zu erzielen.

Die Clinchfield Railroad benötigte mit Beginn des zweiten Weltkrieges schnelle und kraftvolle Lokomotiven um dem Transportaufkommen gerecht zu werden. Sie bestellte deshalb acht „Challenger“ in der Ausführung der Delaware&Hudson-Loks.

Bei der Delaware and Hudson Railway erfolgte der Einsatz der Lokomotiven für den schnellen Güterverkehr auf der Durchgangsstrecke von Binghamton (New York) und Wilkes-Barre nach Kanada und zur Boston and Maine Railroad nach Mechanicville.

Auch bei der Denver and Rio Grande Western Railroad wurden die „Challenger“ im schnellen Güterverkehr eingesetzt. Hier war ihr Einsatzgebiet die Strecke zwischen Grand Junction (Colorado) und Salt Lake City. 1943 wurden aufgrund des kriegsbedingten höheren Transportaufkommens weitere Lokomotiven benötigt. Da diese jedoch nicht wie gewünscht von Baldwin geliefert werden konnten, erhielt die D&RGW sechs Lokomotiven aus einer UP-Bestellung bei ALCO. Die Gesellschaft kaufte die Lokomotiven jedoch nicht, sondern mietete sie von der Defense Plant Corporation. 1947 wurden die Loks nicht mehr benötigt und an die Clinchfield Railroad weitergegeben.

Für den Zeitraum vom November 1937 bis 1946 (Nr. 4000) bzw. 1950 (Nr. 4001) waren die SP&S-Lokomotiven Nr. 903 und 904 zum Ausgleich von Kilometerleistungen an die Great Northern Railway abgegeben.

Etwa zur gleichen Zeit wie die UP benötigte auch die Northern Pacific Railroad eine große schnelle Güterzuglok. Auf der Grundlage des UP-Entwurfes entstanden die NP-„Challenger“. Sie erhielten 58 cm große Zylinder und eine um 40% größere Rostfläche als die UP-Loks. Zu Versuchzwecken wurden die Nr. 5104–5111 mit Rollenlagern von Timken ausgestattet. Trotz des Erfolges der Tests war die NP nicht überzeugt, ob die Rollenlager den Anforderungen des Güterverkehrs standhalten. Erst als die bisherigen Reibungslager ständig Probleme verursachten, wurden sie durch Rollenlager ersetzt. Die Typen Z-7 und Z-8 hatten 1,78 m große Räder, geschlossene Führerstände und zehnachsige Tender. Die Z-8s waren die letzten von Northern Pacifics gekauften Dampflokomotiven.

Im Rahmen der Erneuerung des Fahrzeugparks der Spokane, Portland and Seattle Railway erhielt die Gesellschaft 1937 mit der NP-Version baugleiche „Challenger“. Sie verfügten jedoch über eine Ölfeuerung. Um dem erhöhten Transportaufkommen durch den Ausbruch des zweiten Weltkrieges nachzukommen, wurden zwei weitere Lokomotiven geordert. Die letzte Fahrt einer Dampflok auf der SP&S absolvierte die Nr. 910 am 23. Juni 1956.

Um des erhöhten Transportaufkommens Ende der 1930er Herr zu werden, beschaffte die Western Maryland Railway 12 „Challenger“. Sie waren jedoch nicht die geeigneten Lokomotiven, so dass sie die meiste Zeit ihres Einsatzes als Helper dienten.

Die sieben von der Western Pacific Railroad beschafften „Challenger“ hatten Kohlefeuerung und wurden auf der Strecke Elko (Nevada) – Salt Lake City eingesetzt.

Gesellschaft Bezeichnung Nummer Anzahl Hersteller Baujahr Ausmusterung Bemerkung
UP CSA-1 3900–3914 15 ALCO 1936 1956–1962 umgez. zu 3800–3814
UP CSA-2 3915–3939 25 ALCO 1937 1956–1961 umgez. zu 3815–3839
UP 4664-5 3930–3949 20 ALCO 1944 1952–1960
UP 4664-3 3950–3969 20 ALCO 1942 1958–1961
UP 4664-4 3975–3999 25 ALCO 1936 1959–1961 3975–3984 umgez.
zu 3708–3717
Clinchfield E-1 650–657 8 ALCO 1942–1943 1954
Clinchfield E-2 660–663 4 ALCO 1947 1954
Clinchfield E-3 670–675 6 ALCO 1943 1953 1947 von der D&RGW gekauft
D&H J 1500–1539 40 ALCO 1940–1946 1952–1953
D&RGW L-97 3800–3805 6 ALCO 1943 1947 an die Clinchfield verkauft
D&RGW L-105 3700–3709 10 Baldwin 1938 1951–1956
D&RGW L-105 3710–3714 5 Baldwin 1942 1951–1956
GN Z-6 4000, 4001 2 ALCO 1937 SP&S 903 und 904,
zwischen 1937–1950 bei der GN
NP Z-6 5100–5120 21 ALCO 1936–1937
NP Z-7 5121–5126 6 ALCO 1941
NP Z-8 5130–5149 20 ALCO 1943–1944
SP&S Z-6 900–905 6 ALCO 1937 1960 baugleich mit NP Z-6
SP&S Z-8 910, 9111 2 ALCO 1944 1960 baugleich mit NP Z-8
WM M-2 1201–1212 12 Baldwin 1940–1941 1952–1953
WP M-100 401-407 7 ALCO 1938 1952

Verbleib

Zwei „Challenger“-Lokomotiven sind erhalten geblieben: die Nr. 3985 der Union Pacific ist die größte betriebsfähige Dampflokomotive der Welt und führt Sonderfahrten durch; die 3977 (1952 auf Ölfeuerung umgebaut und in 3710 umnummeriert) steht als Denkmal in einer Parkanlage in North Platte, Nebraska.

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