Laibstadt

Laibstadt

Laibstadt ist ein Gemeindeteil von Heideck im mittelfränkischen Landkreis Roth.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Dorf liegt einen Kilometer nördlich der Fränkischen Alb im Thalachtal unterhalb des 607 m hohen Schlossberges zwischen Rudletzholz und Dannhausen bzw. Aberzhausen und Reuth unter Neuhaus an der Kreisstraße RH22 und der Staatsstraße ST2389. Laibstadt gehört sowohl zum Naturpark Altmühltal als auch zum Fränkischen Seenland.

Geschichte

Das Gebiet um Laibstadt war bereits früh besiedelt, worauf etliche Hügelgräber, eine keltische Viereckschanze und ein Abschnittswall auf dem Ruppertsberg hinweisen. Die Gründung Laibstadts geht möglicherweise auf eine thüringische Splittergruppe am Ende der Völkerwanderung um 500 n. Chr. zurück. Die erste urkundliche Erwähnung erfuhr Laibstadt jedoch erst im Jahre 1080 in der sogenannten Ulrichsurkunde. Damals verlieh Kaiser Heinrich 1V. dem Bischof Ulrich von Eichstätt den sogenannten Wildbann (Jagdrechte) über ausgedehnte Waldgebiete. Laibstadt wird in diesem Schriftstück als zum bischöflichen Herrschaftsgebiet gehörig als villa laibestat aufgeführt. Das bedeutet, dass Laibstadt damals schon als Kirchendorf Bestand hatte. Der Ort stellte als Urpfarrei einen geistigen und kulturellen Mittelpunkt für die ganze Umgebung dar, das heißt von hier aus erfolgte die Christianisierung dieser Gegend. Zum Pfarrzentrum Laibstadt gehörten Liebenstadt , Altenheideck, Heideck, Hattenwinden (heute Höfen), Tautenwind, Haag, Rambach, Laffenau, Schloßberg, Rudletzholz, Selingstadt, Hofstetten (bei Hilpoltstein), Zell, Aberzhausen, Kippenwang, Kolbenhof, Ohlangen, Rabenreuth , Dannhausen, Thalmannsfeld, Bergen und Geyern, also insgesamt 22 Ortschaften. Alle diese Dörfer wurden von Laibstadt aus fast 200 Jahre lang meist von drei Geistlichen seelsorglich zentral versorgt. Erst als die Herren von Heideck hier um 1200 n. Chr. Fuß fassten und die Heideck zur Stadt ausbauten, ging die regionale Vorrangstellung Laibstadts verloren. Da Laibstadt ab dem 13. Jahrhundert auch verwaltungsmäßig dem Heidecker Herrschaftsgebiet angehörte, verlief von diesem Zeitpunkt an die Entwicklung parallel zur Geschichte der benachbarten Stadt. Der Meier auf dem sogenannten Meierbauernhof sorgte vor Ort als Ministerial der Herren von Heideck als verlängerter Arm dafür, dass die Flur gemeinschaftlich bewirtschaftet (Dreifelderwirtschaft) und der Zehnt abgeliefert wurde.

1448 rückte Laibstadt nochmals in den Blickpunkt. In diesem Jahr errichtete Konrad II. von Heideck mit Hilfe der Stadt Nürnberg in Laibstadt ein Eisenbergwerk. Es kam deswegen mit dem Markgrafen von Brandenburg-Ansbach zur kriegerischen Auseinandersetzung, in deren Verlauf Heideck erobert und das Bergwerk in Laibstadt durch ein Rollkommando zugeschüttet wurde. Dieser Krieg um das Laibstädter Bergwerk hatte die ohnehin anfällige Finanzkraft der Herren von Heideck derart erschüttert, dass sie sich schließlich gezwungen sahen 1471 ihr Land an Bayern-Landshut zu verpfänden. Mit Heideck gelangte Laibstadt 1505 nach dem Landshuter Erbfolgekrieg zum neuerrichteten Fürstentum Pfalz-Neuburg. Zusammen mit Heideck nahm Laibstadt bereits 1542 den evangelisch-lutherischen Glauben an. Von Heideck aus unternahmen die Jesuiten 70 Jahre später die Rekatholisierung des Dorfes. Bei der Neuordnung durch Napoleon wurden Heideck und Laibstadt 1806 wie alle fränkischen Gebiete dem Königreich Bayern einverleibt. Nochmals erlangte Laibstadt, mit 450 Einwohnern das größte Dorf im damaligen Bezirksamt Hilpoltstein, eine relative Selbständigkeit als eigenständige politische Gemeinde und als Schuldorf teilweise mit drei Schulklassen. Im Rahmen der Gebietsreform verlor Laibstadt diese Selbständigkeit und wurde am 1. Mai 1978 nach Heideck eingemeindet. In diesem Jahr wurde auch die Volksschule Laibstadt aufgelöst und das Schulhaus verkauft. 1996 verließ der letzte Dorfpfarrer den Ort. 2009 schloss die Stadt Heideck mit dem Kindergarten die letzte gemeindliche Einrichtung in Laibstadt. Die Einwohnerzahl liegt heute (Stand 2010) bei 330 Personen, Tendenz weiter stark abnehmend.

Namensdeutungen

Laibstadt erhielt möglicherweise von einem thüringisch-germanischen Sippenführer Laibi seinen Namen, könnte also als die Wohnstätte des Laibi übersetzt werden. Es wäre aber auch möglich, dass sich der Ortsname Laibstadt vom altgermanischen Wort laiv (= Hügel) herleitet (vgl.: Laib Brot). Laivstatt wäre demnach die Wohnstätte auf dem Hügel.

Bergwerke

In und um Laibstadt gibt es etliche Bergwerkstollen, die fachmännisch angelegt worden sind. Urkundlich erwähnt sind Bergwerke zu verschiedenen Zeiten. 1448 kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Freiherrn von Heideck und den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. Was damals gesucht oder auch geförderte wurde, ist heute ein Rätsel, denn es gibt hier kein abbauwürdiges Material in größeren Mengen. Eine Rekonstruktion eines Stollenstückes unter Verwendung von Originalbalken aus dem Jahr 1730/31 ist am Thalachübergang (Richtung Dannhausen) errichtet worden.

Sehenswürdigkeiten

  • Katholische Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt (gotischer Turm von 1472, neugotisches Schiff von 1866)
  • Altes Rathaus (erbaut 1876 mit dem sogenannten Bierpfennig, einer Sondersteuer)
  • Ehemaliges Schulhaus
  • Meierhof
  • Harrer-Anwesen 58
  • Vier Kapellen an den Ortseingängen
  • Bildstöcke Sankt Rupert und Sankt Anton
  • Keltische Viereckschanze
  • Abschnittswall auf dem Ruppertsberg

Persönlichkeiten

  • Bruder Stanislaus („Franz“) Tempelmeier OSFS (* 1921), dienstältester Oblate im Salesianum Rosental zu Eichstätt.
  • Josef Wohlmuth, (* 1938), Priester seit 1964, Theologieprofessor, Leiter des Cusanuswerkes

Vereine und Organisationen

  • Heimat- und Verschönerungsverein Laibstadt
  • DJK Laibstadt
  • Freiwillige Feuerwehr Laibstadt
  • KLJB Laibstadt
  • Krieger- und Soldatenkameradschaft Laibstadt und Umgebung
  • Frauenbund Laibstadt
  • CSU Laibstadt
  • Theaterspieler Laibstadt
  • Kirchenchor Laibstadt
  • Schola Laibstadt
  • Jagdgenossenschaft

Feste

  • Sommerkellerfest immer am 1. Sonntag im August.

Patenschaft

Seit 1991 besteht eine Dorfpatenschaft mit dem (fast) gleichnamigen Dorf Leibstadt in der Schweiz, bekannt durch sein Kernkraftwerk am Rhein. Es finden regelmäßige Besuche des jeweils anderen Dorfes statt.

Literatur

  • Norbert Herler u. a.: Laibstadt: Ein Dorf verändert sich Laibstadt, 2001, Heimatverein Laibstadt
  • Norbert Herler: Alte Ansichten von Laibstadt Laibstadt, 2011, Heimatverein Laibstadt
  • Laibstadt. In: Felix Mader (Bearbeiter): Die Kunstdenkmäler von Mittelfranken. II. Bezirksamt Hilpoltstein. München, 1928; Nachdruck München und Wien: R. Oldenbourg Verlag 1982, S. 120-124
  • Albert Struller u. a.: 900 Jahre Laibstadt Laibstadt, 1980, Heimatverein Laibstadt

Weblinks


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