Chambre ardente

Chambre ardente

Die Chambre ardente (franz. glühende Kammer) war zu verschiedenen Zeiten in Frankreich ein außerordentlicher Gerichtshof, der sehr harte Strafen, meist den Feuertod, verhängte. Die Kommission wurde als „glühende/brennende Kammer“ bezeichnet, da ihre Verfahren in einem schwarz verhängten, durch Fackeln oder Kerzen erhellten Raum stattfanden.

Unter König Franz I. wurde von 1535 an die Chambre ardente als außerordentliches Inquisitionstribunal zur Verfolgung der französischen Protestanten (Hugenotten) eingesetzt und galt als zweite Instanz der Inquisitionstribunale. Die vom Papst ernannten Mitglieder wurden „Spürhunde des Herrn“ (domini canes) genannt, sie sollten Ketzerei aufdecken.

Die Chambre ardente übernahm den letzten Urteilsspruch und den Vollzug der Strafe. Auch unter König Heinrich II. war die Chambre ardente aktiv. Dessen Nachfolger Franz II. errichtete 1559 bei jedem Parlement eine besondere Kammer gleichen Namens, die den Vollzug der Ketzeredikte von 1555 und 1559 zu überwachen hatte. Diese Kammern wurden im Mai 1560 im Edikt von Romorantin aufgehoben. Die Chambres ardentes von 1535-1560 waren typische Werkzeuge der Gegenreformation.

Im Jahr 1677 richtete König Ludwig XIV. bei der so genannten Giftaffäre erneut eine Chambre ardente – genannt Cour de Poison (Gift-Gerichtshof) – ein; deren Aufgabe war es, Gerüchten nachzugehen, die nach der Hinrichtung der Marquise de Brinvilliers aufgekommen waren (diese Kammer hatte mit den Auseinandersetzungen der Gegenreformation nichts mehr zu tun). Es wurde behauptet, ein weitverzweigter Ring von Giftmischern um Catherine Monvoisin sei verantwortlich für den rätselhaften Tod einiger Mitglieder des französischen Adels. Bei den Untersuchungen der Kammer gerieten durch den Einsatz brutaler Foltermethoden zahlreiche Personen aus allen Gesellschaftsschichten (darunter der Herzog von Luxemburg, einer der Pairs von Frankreich) in Verdacht. Diese Kammer wurde 1680 nach der Hinrichtung der Hauptbeschuldigten offiziell aufgelöst.

Der Dichter E.T.A. Hoffmann bezieht sich in der Erzählung „Das Fräulein von Scuderi“ auf die Chambre ardente Ludwigs XIV. Er kritisierte hiermit versteckt die ihm aus seiner Berufserfahrung als Richter bekannte Sondergerichtsbarkeit in Preußen.[1]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bernd Hesse, Die Kriminalerzählung „Das Fräulein von Scuderi“ als Spiegel des Richteramts E.T.A. Hoffmanns, NJW 2008, 698.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • CHAMBRE ARDENTE — Nom générique désignant l’une des formes les plus usuelles du tribunal d’exception au XVIe et au XVIIe siècle français. De 1547 à 1679 1680, la monarchie française a recours à la chambre ardente comme moyen commode pour se débarrasser de cas… …   Encyclopédie Universelle

  • Chambre Ardente — Une Chambre ardente était une cour de justice investie d un pouvoir extraordinaire pour juger des faits exceptionnels. La salle des audiences était tendue de noir et éclairée par des flambeaux, même de jour. Telles furent : la commission… …   Wikipédia en Français

  • Chambre ardente — (franz., spr. schāngbr ardāngt , »glühende Kammer«), in Frankreich zu verschiedenen Zeiten ein außerordentlicher Gerichtshof, so genannt wahrscheinlich wegen der harten Strafe (gewöhnlich Feuertod), die von ihm verhängt wurde. Insbesondere hießen …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Chambre ardente — (fr., spr. Schangbr ardangt, d.i. heiße Kammer), unter Franz I. u. Heinrich II., seit 1535, ein in Paris gegen die Protestanten niedergesetzter Gerichtshof, dessen Mitglieder von dem Papst ernannt wurden u. welcher meist zum Feuertode verdammte.… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Chambre ardente — (Schambr ardangt), Gluthkammer, hieß der Gerichtshof der franz. Parlamente zu Franz I. Zeit, der in einem mit schwarzen Tüchern umhängten und mit Kerzen erleuchteten Saale über Ketzer u. Staatsverbrecher richtete und von dessen Ausspruch keine… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Chambre Ardente — A Chambre ardente (French pronunciation: [ʃɑ̃bʁ aʁdɑ̃t], burning chamber) was an extraordinary court of justice in Ancien Régime France, mainly held for the trials of heretics. The name is perhaps an allusion to the fact that the proceedings …   Wikipedia

  • Chambre ardente — Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom. La Chambre ardente est un tribunal inquisitorial institué en France du XVIe au XVIIIe siècle La Chambre ardente est un roman policier américain de… …   Wikipédia en Français

  • Chambre ardente — Cham|bre* ar|dente [ʃãbrar dã:t] die; <aus gleichbed. fr. chambre ardente, eigtl. »brennendes Zimmer«, weil in dem mit schwarzem Tuch ausgeschlagenen Raum bei Kerzenlicht verhört wurde> franz. Sondergerichtshof im 16. u. 17. Jh …   Das große Fremdwörterbuch

  • Chambre ardente (tribunal) — Pour les articles homonymes, voir Chambre ardente. La Chambre ardente a été à différentes époques en France un tribunal extraordinaire, créé pour juger les crimes concernant l État. Cette commission donnée par le roi et relevant du parlement de… …   Wikipédia en Français

  • Chambre ardente — в старинном французском судоустройстве так назывались многие чрезвычайные суды: 1) трибунал для суда над знатными государственными преступниками; 2) при Генрихе II особые суды при каждом парламенте для дел об еретиках протестантах, которых… …   Энциклопедический словарь Ф.А. Брокгауза и И.А. Ефрона

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”