Lazy65

Lazy65

Lazy65 (bürgerlich: Matthes Straetmans; * 7. Februar 1965 in Aachen) ist ein Aachener Graffiti-Innovationskünstler.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Matthes Straetmans wurde Sonntag, den 7. Februar 1965 in Aachen geboren. Sein Design-Studium absolvierte er an der Aachener Fachhochschule. Seine Diplom-Arbeit lautete Throbbing Hood. Lazy avanciert zum Aachener Graffiti-Fürst. In der Richard Straße, einem legalen Graffiti-Raum, einer Graffiti Hall of Fame, befindet sich an der linken Wand eines seiner Frühwerke. Zu seinen Tätigkeiten gehört auch die Erstellung von Websites.

Als Innovationskünstler schafft er permanent neue Ausdrucksmöglichkeiten in Graffiti. 2002 knüpfte er einen Wandteppich in dieser Kunstform, 2009 eine Serie aus Sticker-Graffiti, eine weitere aus Legosteinen, mit seinem Lötkolben und auf seiner portablen Playstation wird der Style zur Waffe.

Überwiegend sind Lazys Letter lesbar. Auch darin hat er wie in Allem experimentiert. Ein Wild-Style ist für Laien schwer zu dechiffrieren. Im Style äußert sich der individuelle Schriftzug des Künstlers. Er trägt seine Handschrift und charakterisiert die Persönlichkeit, ob gesprüht, in Tinte oder in variantenreichen Formen.

Natur-Graffiti

Lazy65 kreierte 2003 einen neuen Stil: Natur-Graffiti. An Stelle der Sprühdosen-Farbe verwendet er natürliche Objekte. Das Resultat sind aus Naturgegenständen geschaffene Kunstwerke in Graffiti-Manier. Diese Kunstwerke gehören zu der Stilrichtung Land Art. Lazy: „Ich erklärte meine Bucht zum persönlichen Freiluftatelier, sammelte Muscheln und Erfahrungen bei jedem Piece. Später als es mir über Monate nicht möglich war, an der Küste zu sein, transportierte ich diese Idee auch in den Wald in und um unser Aachener Dreiländereck.“

Im Sommer 2003 erstellte er am Strand von Colijnsplaat sein White Shell Gallery-Project. Der Künstler gestaltet seine Werke auf dem Strand der Insel Noord-Beveland in Colijnsplaat. Er kreiert reale Objekte, Schriftzüge, die Styles, und Filmszenen wie den Clown-Fisch aus dem Kinoklassiker Ein Pyjama für zwei. Sein Rüstzeug besteht aus: einem Gezeitenkalender, Muscheln und Seetang. Er nutzt die Zeit zwischen Ebbe und Flut. An einem geeigneten Platz zieht er die Linien der Vorzeichnung in den Sand. Die Konturlinien werden mit Seetang oder dem sogenannten Schwarzen Sand[1] nachgezogen. In mühsamer Kleinarbeit erfolgt die Hinzufügung des Füllmaterials, der Muscheln. Nach Fertigstellung verewigt er die zeitweiligen Bilder bis die Flut sie hinwegrafft. Das Meer fordert seinen Tribut und holt sich sein Eigentum zurück. Drei bis vier Stunden benötigt er für ein Kunstwerk. Die Entstehung und Präsenz eines Werkes betragen 7 1/2 Stunden, das Format circa 2,50 mal 4 Meter. Zu den Kunstwerken zählt ihre Genesis, Apokalypse und ihre Photographie.

Seine einmaligen Kunstwerke überleben mittels seiner Photographie. Lazy65 schafft kurzlebige Kunstwerke. Ein Kunstwerk, das bei der nächsten Flut oder Windböe vergeht. Auch dies gehört mit zu der Aussage seiner Bilder. Sie sind Zeitzeugen und Mahnungen der Vergänglichkeit. Die kurzlebigen Kunstwerke sind flüchtig wie das Leben. Nur die Erinnerung wird bleiben. Es sind Vanitas-Werke, welche anhand ihres Materials und ihrer existentiellen Dauer die Vergänglichkeit und Kurzlebigkeit der Zeit zum Ausdruck bringen.

Lazy65 gestaltet das Kunstwerk und sein zweites künstlerisches Tool ist der Photoapparat mit dem er aus dem vergänglichen nicht transportablen Unikat ein unvergängliches bewegliches Meisterstück fertigt.

Mit dem Einsatz der Photographie handelt es sich um drei Genre, die zu einem Kunstwerk führen: Graffiti - Natur-Art und Photographie. Diese drei Elemente bilden Lazy65 avantgardistische Kunstwerke. Im Grunde genommen, sind es Ausdrucksformen mit denen der Mensch sich seit jeher und in jeder Kultur beschäftigt hat, mit den jeweiligen Errungenschaften der Zeit künstlerisch verfeinert, finden sie im Werk von Lazy65 eine gelungene Synthese. Seine Komposition ist eine Harmonie der Gegensätze. Natur-Art birgt Ruhe und Natur, Graffiti Vielfarbigkeit und Action. Er bewirkt einen Einklang dieser zwei verschiedenen Kunsttechniken und betont mit dem Einsatz der Natur gerade den Grundgedanken des Graffiti nach Leben im grauen Alltag. Die Natur als Antipart zur seelenlosen, kalten Zeit. An Stelle der künstlichen Farbe tritt die Urkraft.

Kunstspoor

Kunstspoor Fahne

Auf dem Eiland Noord-Beveland haben sich viele Künstler niedergelassen. Seit 1999 gibt es die Stiftung KUNSTSPOOR Noord-Beveland, die jedes Jahr Ende August eine Fährte legt durch die Galerien und Ateliers. Die auf der Insel wohnenden und arbeitenden Künstler werden im Ballotage-Verfahren zugelassen. Die Teilnahme verdankt der Künstler seiner Frau Diana Straetmans (Bodelier). Sie organisiert sein künstlerisches Unternehmen, sorgt für seine Präsenz in anderen Galerien, indem sie Kontakte mit Museen und Galerien knüpft, plant kommende Ausstellungen und hat 2008 seine Bewerbung zur Kunstspoor Stiftung eingereicht. Bei der Kunstspoor wird der Besucher aufgefordert wie beim Fährtenlesen, der Kunstspoor zu folgen. Der blaue typisierte Fußabdruck eines linken Fußes auf einer gelben, rechteckigen Fahne ist das Emblem von KUNSTSPOOR. Zu diesem Ereignis gehört 2008 eine Ausstellung mit jeweiligem Meisterstück der Künstler, aus denen ein Meisterwerk gewählt wird. Lazy65 Meisterstück 2008 Indicate ist ein Mix aus Pixelart und Graffiti auf einem Stück Strandgut.

Außerhalb der Fährtenzeit gibt es vom KUNSTSPOOR regelmäßig Mitteilungen, Veröffentlichungen und Lesungen. Die Stiftung vergibt auch einen Poesiepreis, den Maerlant-Preis. 2006 lautete das literarische Thema: Noord-Beveland. 2009 wird der Maerlant-Poesiepreis zum zweiten Mal vergeben.

Lazy65 wurde 2008 als Deutscher direkt aufgenommen und anerkannt. Wenn ein Künstler einmal ausgewählt ist, darf er jedes Jahr an der Kunstspoor teilnehmen. Lazy kann während der KUNSTSPOOR seine Werke direkt vor Ort präsentieren. An den beiden letzten August Wochenenden sind die Eheleute Straetmans gemeinsam in Colijnsplaat aktiv. Dort haben sie keine Galerie, sondern die Galerie ist der Strand: Die WHITE SHELL GALLERY. Die Entstehung der Muschelgraffiti, ihre kurze Existenz und ihr Vergehen erleben die Besucher live mit. Nach zwei Fluten ist meist von dem Kunstwerk nichts mehr zu sehen. Aufgrund der Situation der Live-Ausstellung legte er seine Werke terrassenförmig an. So sind sie etwas länger zu bewundern und werden allmählich abgebaut. Während ihr Mann am Strand tätig ist, erklärt Diana den interessierten Besuchern seine photographischen Werke, die sich in dem Naturkostladen Der kleine Deugniet (Der kleine Taugenichts) auf der Voorstraat 26 befinden. Für den Kunstspoor Katalog verfasst Diana den Essay über Lazy65.

Wald-Style

Für die Wald-Style Serie, welche die Jahreszeiten einfängt, verwendet Lazy diverse Blätter, Schnee, Holz, Beeren, Nüsse oder Tannenzapfen und Farn, Holz, Kastanien, Ilex und Maiskolben. Die Tannenzapfen bewirken den gewünschten 3-D-Effekt. Diese Werke erfordern den Einsatz von festen Handschuhen. Das Format dieser Waldgraffiti ist abhängig von dem Füllmaterial. Ein Style mit Vogelbeeren hat die Größe von 50 cm bis zu 1 Meter.

2006 unternahm Lazy eine Biketour im Wald des Dreiländerecks. Sein bildliches Resultat: Ein Style fährt Bike!

Galerie IKE3.0

IKE3.0 Stickerstyle

Der Ort und die künstlerischen Mittel ergeben zwei Photoserien: White-Shell Galery und Wild-Style. Seine vergänglichen Werke präsentiert Lazy als Unikat-Kunstphotographien in seiner Aachener Galerie IKE3.0 in der Südstraße 34. Der Name ist Programm und bedeutet, dass entsprechend den Worten J. F. Kennedy's nicht nur in Berlin die Kunstszene am Puls der Zeit ist, sondern auch die Aachener!

Aachener Kunstroute

Autonomer mit pink Rose

Seit 2010 nimmt Lazy mit seiner Galerie an der Aachener Kunstroute[2] teil. 2011 präsentieren sich die Werke von Lazy65, Lake, Sero, Fetzo und Hucky den Kunst interessierten Aachener Bürgern.

Das Graffiti in erster Linie Kunst ist, vermittelt das Forum „Icke3.0“ von Lazy65 mit fachkundiger Führung. Der gesellschaftskritische Aspekt lautet 2011: „Society needs black Sheep“, bildnerisch erfasst in den zwei Canvas Werken mit den Darstellungen eines schwarzen und eines weißen Schafes. Beide tragen einen sogenannten „Knopf“ in ihrem rechten Ohr: Das „Schwarze Schaf“ eine goldene Creole als Zeichen der Versklavung. Das „Weiße Schaf“ mehrere Siegerplaketten der Vermarktung und den Schriftzug „overkill“.

Ein Wortspiel: „Schmierfink“ und ein weibliches Ideal-Porträt demonstrieren die gesprühten Kunstfertigkeiten. Einer der Writer hat sich die regionale belgische Fritte mit Schnurrbart und Zylinder als Markenzeichen erkoren. Das Resultat der Live Performance ist ein Lazy charakteristischer Autonomer mit einer Pink-Rose.

Design-Studium

Matthes Straetmans studierte Design an der Aachener Fachhochschule. Seine Diplomarbeit Throbbing Hood wurde ein innerstädtischer Event. Zu der Graffiti-Aktion zählte die Gestaltung der Unterführung am Elisenbrunnen in Zusammenarbeit mit gemeinnützigen Vereinen: der Aachener Drogen-, Aids-, und Katzen-Hilfe, dem Café Zuflucht und in eigener Sache für mehr legale Graffiti-Plätze.

Dozent

In der Malschule des Aachener Farbklaix[3] ist Lazy65 als Dozent tätig und unterrichtet seine Graffiti-Kunst.

Umweltschutz

Indicate

Ein wichtiger Aspekt für den Innovationskünstler ist sein Umweltschutz. Im April 2008 entsteht sein Werk Indicate. Es stellt eine linke Hand mit erhobenem Zeigefinger dar. Die Hand erscheint in Pixelmanier. Diese linke Hand entspricht der rechten kleinen Zeigehand im PC. Als Bildgrund verwendete Lazy65 ein Stück Strandgut, eine vom Meer angeschwemmte Holzplatte. Den von der Natur vorgegebenen Gestus wiederholt und verdeutlicht er mit der Darstellung seiner Acrylhand. Der Untergrund wurde nicht vorbehandelt. Er trägt die Farbe auf das rohe Material auf. Dieses Werk ist ein Postulat bewusster mit der Natur, der Umwelt, umzugehen. Der Gestus mahnt: Habt acht! Die Aussage seiner Natur-Graffiti lautet: Die Natur gibt und die Natur nimmt. Der Sinn von Graffiti-Natur-Art besagt: Das Meer stellt das Material zur Verfügung und das Meer spült es wieder hinweg. Auf diese Weise begibt sich Lazy65 in eine gewisse Abhängigkeit von der Naturgewalt. Er richtet sich nach der Ebbe und veranschaulicht die Dominanz der Natur, die er frei gewähren lässt. Auf diese Weise sind Ebbe und Flut ein wesentlicher Bestandteil seiner Natur-Art-Graffiti. Es ist ihm wichtig, dass bei der Erstellung eines Graffiti, nichts an der Natur verändert, zerstört wird. Deshalb übernimmt er auch den von der Natur vorgegebenen Gestus bei Indicate und fordert zum Einklang mit der Natur auf. Auch bei seinen Waldstücken holt sich die Natur in Form von Umwandlung und Windverwehungen ihr Material zurück.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Der Schwarze Sand ist ein Material vor Ort, das keiner zu erklären weiß. Lazy vermutet, dass es sich um ein Nebenprodukt des Seetangs handelt.
  2. aachener kunstroute 2011.
  3. Farbklaix

Weblinks


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