Lumpenparade

Lumpenparade

Lumpenparade ist ein sozialkritisches Gedicht des Bochumer Bergmanns Heinrich Kämpchen, erschienen in dessen Gedichtsammlung Aus Schacht und Hütte (1899).

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Der Bergarbeiterstreik von 1889 wurde zur bis dato größten Auseinandersetzung zwischen den Bergleuten und den Grubengesellschaften des Ruhrgebiets und führte beide Seiten an den Rand der Existenz. Um den Arbeits- und Verdienstausfall abzudämpfen, setzten die Gesellschaften auf den Einsatz von arbeitswilligen Ersatzleuten, sog. Streikbrechern. Dies empfanden die Streikenden als Verrat, was nicht selten zur Ächtung der betreffenden Bergleute führte.

In der Lumpenparade fängt Kämpchen die erregte, aufgeheizte Stimmung unter den Bergleuten ein, wenn sie der anrückenden Schar der Streikbrecher gewahr werden.

Text (Auszug)

Kameraden, seht euch die Lumpen an,
die da kommen des Wegs heran –
eskortiert von der Polizei –
Kameraden, herbei, herbei!

Da ganz vorne (ihr kennt ihn ja)
stelzt der „Lange“ von dingesda.
Ihm zur Seite, das „Huhn“ genannt,
trippelt der lahme Ferdinand.

Gleich dahinter, dicht an dicht,
„Wisper-Wilm“ und das „Affengesicht“.
Litten an Arbeitswut sonst nie –
jetzt auch mit den „braven“ schuften sie!

Ihnen folgen, im schönen Kranz,
„Pulver-Fritze“ und „Hagel-Franz“.
Taugten noch nimmer zu Kampf und Not,
letzten sich immer nach Lohn und Brot

[…]

Und so reihen sich, Mann für Mann,
alles „Defekte“ im Zug heran.
Keiner, der nicht schon von uns „geeicht“ –
Muckser und Ducker, soweit das Auge reicht.

Drum, Kameraden, gebt gut acht ...
dass ihr sie wiedererkennt im Schacht!

Folgen

Mit solchen und ähnlich aufrüttelnden Werken wurde Heinrich Kämpchen während des Streiks einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Von den Bergleuten als Held gefeiert, avancierte er bei den Arbeitgebern, speziell auf seiner eigenen Zeche Hasenwinkel zur Persona non grata. Auf Lebenszeit ausgesperrt, machte er die Literatur fortan zu seinem Beruf, u.a. als Freier Mitarbeiter der Bergarbeiter-Zeitung.

Quelle

Chronik des Ruhrgebiets, Essen 1987;


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