M.O.B.I.L.I.S.

M.O.B.I.L.I.S.
M.O.B.I.L.I.S.
Zweck: gemeinnütziger Verein
Vorsitz: Michael Hamm und Wiebke Göhner
Gründungsdatum: 5. März 2007
Sitz: Freiburg im Breisgau
Website: http://www.mobilis-programm.de/

M.O.B.I.L.I.S. (= Multizentrisch organisierte bewegungsorientierte Initiative zur Lebensstiländerung in Selbstverantwortung; lat.: mobilis = „beweglich“) ist ein interdisziplinäres Schulungsprogramm zur Therapie der Adipositas im Erwachsenenalter (BMI 30-40 kg/m²).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Initiiert wurde das Programm 2002 vom Universitätsklinikum Freiburg, Abteilung Rehabilitative und Präventive Sportmedizin (Aloys Berg) und der Deutschen Sporthochschule Köln, Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin (Hans-Georg Predel). Nach erfolgreicher Modellphase mit ersten Gruppen in Freiburg im Breisgau und Ratingen im Jahr 2004 wird M.O.B.I.L.I.S. seit 2005 an zahlreichen deutschen Standorten angeboten (2010: ca. 120 Standorte).

Bis 2007 wurde M.O.B.I.L.I.S. über den Verein AG Präventions- und Herzgruppen e.V. organisiert. Seit Gründung des M.O.B.I.L.I.S. e.V. (5. März 2007) ist dieser für Durchführung und Koordination des Programms zuständig; als bundesweiter Ansprechpartner für Interessenten und Trainer/Ärzte fungiert seine zentrale Geschäftsstelle mit Sitz in Freiburg im Breisgau. Michael Hamm und Wiebke Göhner vertreten den gemeinnützigen Verein seit 11. Oktober 2010 in ihren Funktionen als erster bzw. zweiter Vorstand.

Konzept

Ziel des Programms ist die Befähigung der Teilnehmer zu einer gesundheitsbewussten Lebensführung in Selbstverantwortung. Unter professioneller Anleitung sollen die Teilnehmer in die Lage versetzt werden, ihr Bewegungs- und Ernährungsverhalten so zu gestalten, dass die angestrebten gesundheitlichen Effekte (Gewichtsreduktion und Verbesserung der Risikofaktoren wie Arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus Typ 2 oder Fettstoffwechselstörung) langfristig erreicht werden können.

M.O.B.I.L.I.S. umfasst die vier Therapieschwerpunkte Bewegung und Sport, Psychologie und Pädagogik, Ernährung sowie Medizin und Gesundheit. Im Mittelpunkt des Konzepts steht die körperliche Aktivität mit insgesamt 40 praktischen Bewegungseinheiten (Ausdauer-, Kraft-, Koordinations- und Entspannungstraining sowie kleine Spiele).

In 20 theoretischen Gruppensitzungen geht es primär um die volitionale Umsetzung der Teilnehmer-Absichten. Dabei werden zentrale Interventionen angewandt. Hierzu gehören Selbstbeobachtungstraining, bewusstes Einsetzen von Implementierungsintentionen, Antizipation von inneren und äußeren Hindernissen (Barrieren) sowie die Entwicklung geeigneter Gegenstrategien (Barrierenmanagement).

M.O.B.I.L.I.S. wird mit Hilfe von standardisierten Unterrichtsmaterialien durch geschulte Trainer-Ärzte-Teams (Sportlehrer/Sportwissenschaftler, Psychologe/Pädagoge, zertifizierte Ernährungsfachkraft, Arzt) bundesweit einheitlich umgesetzt.

Im Rahmen des Programms werden keinerlei Abnehmprodukte, Formula-Diäten oder Medikamente zur Gewichtsreduktion eingesetzt.

Mit seinem Konzept erfüllt M.O.B.I.L.I.S. die Voraussetzungen eines qualitätsgesicherten ambulanten Adipositasprogramms wie es die Leitlinien und Kriterien der Fachgesellschaften DAG, DDG, DGE, DGEM und DAEM vorgeben.[1][2]

Programmaufbau

M.O.B.I.L.I.S. ist ein geschlossenes strukturiertes Gruppenprogramm mit einjähriger Laufzeit. Folgende Interventionsphasen sind als Programmablauf (2011) vorgegeben:

  • Phase I (8 Wochen): ärztliche Eingangsuntersuchung, 8 Bewegungseinheiten, 8 Gruppensitzungen (Themen: 1x Auftakt, 1x Theorie Bewegung, 3x Ernährung und 3x Psychologie)
  • Phase II (16-18 Wochen): 22 Bewegungseinheiten, 4 Gruppensitzungen (Themen: 4x Psychologie), 1 Praxissitzung Ernährung, ärztliche Zwischenuntersuchung
  • Phase III (6 Monate): 10 Bewegungseinheiten, 6 Gruppensitzungen (Themen: 5x Psychologie), 2 Praxissitzungen Ernährung, ärztliche Abschlussuntersuchung

Alle Teilnehmer erhalten einen ausführlichen Abschlussbericht mit sämtlichen Untersuchungsergebnissen für ihren Hausarzt.

Teilnahmevoraussetzungen

Personen, die an M.O.B.I.L.I.S. teilnehmen möchten, müssen das 18. Lebensjahr vollendet haben, ein Übergewicht von mehr als 20 % (BMI ≥ 30 kg/m²) aufweisen, körperlich in der Lage sein, an einem Bewegungsprogramm teilzunehmen und sich einer ärztlichen Eingangsuntersuchung unterziehen.

Von der Teilnahme an M.O.B.I.L.I.S. ausgeschlossen sind Personen mit einem Übergewicht von mehr als 60 % (BMI > 40 kg/m²), Personen, die an einem Diabetes mellitus Typ 1 leiden, Personen mit einer Essstörung (Bulimie, Bulimia nervosa, Binge Eating Disorder) sowie Personen, die Psychopharmaka, Abmagerungsmittel und/oder Appetitzügler einnehmen oder sich einer chirurgischen Magenverkleinerung unterzogen haben. Ein weiteres Ausschlusskriterium ist eine bösartige Tumorerkrankung mit krankheitsfreiem Zustand weniger als 5 Jahren.

M.O.B.I.L.I.S. eignet sich ausschließlich für Personen, die bereit sind, alte Verhaltensmuster zu hinterfragen und selbstverantwortlich an einem neuen Lebensstil zu arbeiten. Das setzt ein hohes Maß an Eigenengagement voraus und erfordert viel Zeit. Durch die geschlossene Gruppenstruktur entstehen häufig längere Wartezeiten bis zum Start des Programms.

Kosten

Die Kosten für das komplette Programm betragen 785,00 Euro pro Teilnehmer. Aufgrund einer Rahmenvereinbarung mit der BARMER GEK[3] ist eine pauschalisierte Kostenerstattung nach § 43 Abs. 1 Nr. 2 SGB V in Höhe von 685,00 Euro (Eigenbeteiligung: 100,00 Euro) möglich.

Evaluation

Die wissenschaftliche Evaluation zum Projektverlauf und zur Wirkung der Intervention wurde vom Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Universitätsklinik, Abt. Rehabilitative und Präventive Sportmedizin von Januar 2004 bis Juni 2011 durchgeführt. Seit Juli 2011 erfolgt die Datenerhebung durch den M.O.B.I.L.I.S. e.V. Ergebnisse werden regelmäßig in Fachzeitschriften veröffentlicht und diskutiert.[4][5][6]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Evidenzbasierte Leitlinie der DAG, DDG, DGE, DGEM. Prävention und Therapie der Adipositas
  2. Qualitätskriterien für ambulante Adipositasprogramme
  3. Leistungen der BARMER GEK: M.O.B.I.L.I.S.
  4. Deutsches Ärzteblatt 2008; 105 (11): 197-203
  5. Blickpunkt DER MANN 2009; 7 (3): 11-15
  6. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin 2010; 61 (1): 19-22


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