- MBM (Motorsport)
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MBM war der Name mehrerer von Peter Monteverdi in Binningen entworfener Rennwagen, die zwischen 1960 und 1961 in verschiedenen Rennsportklassen eingesetzt wurden. Zur Bedeutung der Abkürzung gibt es unterschiedliche Auslegungen. Anfänglich stand MBM für Monteverdi Binningen Mantzel, wobei Mantzel der Name eines Tuners von DKW-Motoren war. Etwas später wurde das zweite M im Namen mit Gerhard Mitter in Verbindung gebracht, einem weiteren Tuner. 1961 schließlich wurde MBM als Abkürzung für Monteverdi Binningen Motors verwendet.
Inhaltsverzeichnis
Der Hintergrund
Peter Monteverdi besaß in Binningen im Schweizer Kanton Basel-Landschaft ein Unternehmen, das sich in den 1950er und 1960er Jahren von einer Reparaturwerkstatt für Lastkraftwagen zu einem folorierenden Handelsbetrieb mit Vertretungen diverser europäischer Sportwagenmarken entwickelte. Ab 1967 stellte er in Binningen seine eigenen Sport- und Geländewagen der Marke Monteverdi her.
Bereits seit 1954 war Peter Monteverdi am Motorsport interessiert. In den 1950er Jahren nahm er als Rennfahrer an diversen Veranstaltungen kleinerer Klassen teil. Zur gleichen Zeit begann er, eigene Rennwagen zu entwickeln und in seinem Betrieb herstellen zu lassen. Das erste Fahrzeug, das Peter Monteverdi zugeschrieben wird, war ein 1952 entstandener Special, der nach Aussage einiger Quellen zahlreiche Komponenten eines Fiat Balilla verwendete. Das Fahrzeug steht heute in Monteverdis Automuseum in Binningen.
Fahrzeuge der Marke MBM
Sportwagen
Das erste Modell der Marke MBM war ein 1956 entwickelter Turismo: Es handelte sich um ein kleines geschlossenes Coupé, das für den Rennsporteinsatz vorgesehen war. Das Fahrzeug hatte einen Rohrrahmen und eine Kunststoffkarosserie. Als Antrieb wird wiederholt ein OSCA-Motor genannt, der 85 PS geleistet haben soll. Die Höchstgeschwindigkeit soll bei 185 km/h gelegen haben. Nach Informationen der Swiss Classic Car soll eine kleine Serie von diesen Fahrzeugen hergestellt worden sein. Sie waren gewissermaßen die Vorläufer der späteren Monteverdi-Sportwagen. Ein Exemplar des Coupés steht heute im Werksmuseum in Binningen.
Als Einzelstück entstand 1957 eine offene Barchetta namens MBM Sport. Über den Verbleib der Barchetta ist nichts bekannt.
Formel Junior
Der erste Rennwagen, der den Namen MBM trug, war ein Fahrzeug für die Formel Junior. Es handelte sich um ein kleines Auto mit Gitterrohrrahmen und einem Zweitakt-Motor von DKW, der anfänglich von Mantzel getunt worden war. Der Wagen wurde auf dem Genfer Autosalon 1960 vorgestellt. Der britische Journalist Mike Lawrence berichtet, dass der Formel Junior-MBM eine kleine Serienproduktion erreicht hat und in einigen Exemplaren in den USA verkauft worden sein soll; dort soll er den Namen "Machan" getragen haben. Nach Darstellung von Lawrence soll es sich bei dem Wagen angänglich um eine sehr einfache Konstruktion gehandelt haben ("very poor"), die allerdings nach und nach verbessert wurde. Peter Monterverdi selbst nahm 1960 und 1961 mit seinem Auto an zahlreichen Bergrennen in Italien und der Schweiz teil; einige davon konnte er als Sieger beenden.
Formel 1
Im Laufe des Jahres 1960 entwarf Peter Monteverdi einen Rennwagen nach Formel 1-Konfiguration. Hierbei handelte es sich im Kern um einen etwas vergrößerten Formel Junior-Wagen, in den ein Porsche RSK-Motor eingebaut worden war. Da Porsche die Lieferung eines Motors verweigert hatte, kaufte Monteverdi bei Porsche ein vollständiges Auto, entnahm den Motor und installierte ihn in seinem eigenen Fahrzeug.
Renneinsätze mit dem Formel 1-Fahrzeug
Mit seinem Formel 1-Fahrzeug nahm Peter Monteverdi 1961 selbst an einigen Schweizer Bergrennen teil.
1961 meldete sich Monteverdi zum Großen Preis der Solitude, einem Autorennen in der Nähe Stuttgarts, das in diesem Jahr erstmals für Fahrzeuge der Formel 1 ausgeschrieben war. Monteverdi qualifizierte sich hierzu als Letzter. Im Rennen kam er nur zwei Runden weit, dann musste er mit Motorproblemen aufgeben.
Bei einem Rundrennen auf dem Hockenheimring im August 1962, das im Vorfeld des Großen Preises von Deutschland stattfand, verunglückte Monteverdi schwer. Der Wagen wurde stark beschädigt. Monteverdi entschied sich daraufhin, unverzüglich den Rennsport aufzugeben. Einigen Berichten zufolge wurde das Wrack seines Formel 1-Wagens im Keller seiner Werkstatt in Basel einbetoniert. Der zurzeit im Monteverdi-Museum ausgestellte MBM-Formel 1-Wagen ist eine Rekonstruktion.
1990, nachdem er die Herstellung von Straßensportwagen bereits wieder aufgegeben hatte, erschien Peter Monteverdi ein weiteres Mal in der Formel 1. Zu Saisonbeginn hatte er den britischen Rennstall Onyx übernommen und führte ihn ein knappes halbes Jahr lang unter dem Namen Onyx-Monteverdi (später Monteverdi) fort.
Literatur
- Mike Lawrence: "Grand Prix Cars 1945-1965", Motor Racing Publications 1998, ISBN 1899870393 (engl.)
- Mark Siegenthaler und Marco Schulze: "Mit harter Hand und großem Herz, das Leben und Wirken des Peter Monteverdi", in: Swiss Car Classics Nr. 20, 04/2008
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