- MUTE (Elektroauto)
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Das Elektroauto MUTE [Mju:t] (auch geschrieben mu+e) basiert auf einem Konzept für ein vollelektrisch betriebenes, zweisitziges Leichtbau-Kompaktauto mit einer Reichweite von mindestens 100 km[1]. Das Fahrzeug, das im Rahmen des MUTE-Projektes an der Technischen Universität München erforscht und entwickelt wird, ist für den städtischen und regionalen Einsatz ausgelegt[2]. Das endgültige Design wird als Showcar auf der IAA 2011 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.
Fahrzeugklasse Subcompact Car Zulassung L7E Personen 2 Zuladung 2 Gepäckstücke (510 Liter Stauraum) Fahrzeuglänge 3,55 m Antrieb Zentralmaschine, Heckantrieb mit
aktivem Torque Vectoring Getriebe
Gewicht 500 kg (davon 100 kg Batterie) Batterie Li-Ionen Akku (Kapazität 10 kWh)+ Zink-Luft-Batterie Höchstgeschwindigkeit 120 km/h Beschleunigung 0–60km/h 6,8 s Reichweite > 100 km Inhaltsverzeichnis
Projektbeschreibung
Das MUTE-Projekt der Technischen Universität München umfasst die Entwicklung eines wirtschaftlichen und sicheren Elektrofahrzeugs ohne Einschränkung der individuellen Mobilität. Der Einsatz ist für den städtischen und vorstädtischen Lebensraum als auch für ländliche Gebiete bei regionaler Nutzung geplant. Die ursprüngliche Idee und Initiative geht auf den Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik der Technischen Universität München zurück. Das Team besteht inzwischen aus mehr als 200 Assistenten und Studenten von mehr als 20 beteiligten Lehrstühlen verschiedener Fachrichtungen der Technischen Universität München. Darüber hinaus sind an dem Projekt mehrere Industriepartner beteiligt.
Design
Das Design des MUTE ist, neben der Berücksichtigung von Anforderungen aus Ergonomie, Abstimmung der Baugruppen aufeinander und Gesetzesvorschriften, auf eine möglichst gute Aerodynamik ausgelegt. Das Fahrzeugdesign ähnelt einem Coupé und ist durch sportliche Elemente wie kurze Überhänge, horizontal laufende Linien im Front- und Heckbereich und ausgestellten Radhäusern bestimmt.
Technische Daten
Fahrwerk und Antrieb
Das Fahrwerk hat an der Vorder- und Hinterachse McPherson-Radaufhängungen. Angetrieben wird das Auto von einem zentralen Elektromotor. Durch ein Torque-Vectoring-Getriebe können die Antriebsmomente dynamisch zwischen den angetriebenen Rädern verteilt und so eine gute Fahrdynamik und Traktion ermöglicht werden[3].
Energiespeicher
Das Fahrzeugkonzept sieht eine Kombination von einer Lithium-Ionen-Hauptbatterie mit einem elektrochemischen Range Extender auf Basis einer Zink-Luft-Batterie vor. Die Lithium-Ionen-Batterie mit einer Leistung von 10 kWh befindet sich im aufprallgeschützten inneren Bereich des Fahrzeugs. Durch das geringe Gewicht genügt eine vergleichsweise kleine Hauptbatterie. Die Zink-Luft-Batterie ist im Vorderwagen eingebaut. Der „Range Extender“ dient der Verlängerung der täglich verfügbaren Reichweite. Nach dem Gebrauch kann dieser industriell aufbereitet werden[4]. Der tägliche Betrieb erfolgt über die Hauptbatterie, während der Range Extender ein Liegenbleiben vermeidet.
Elektronik
Ausgewählte Hochvoltleitungen des Bordnetzes sind zur Gewichtseinsparung aus Aluminium gefertigt. Infolge der hohen Spannung fällt die weniger gute Leitfähigkeit verglichen mit Kupfer nicht ins Gewicht. Die Kontakte der Aluminiumleitungen erfordern speziell geformte Steckverbindungen[5].
Heizkonzept
Der Innenraum des E-Autos kann an kühlen Tagen durch ein bioethanolbetriebenes Heizgerät temperiert werden. Die Leistung der im Luftverteilungssystem integrierten Einheit beträgt 2 kW. Durch eine intelligente Regelung, die mehrere Feuchte- und Temperatursensoren auswertet, wird unter minimalem Energieaufwand ein komfortables Klima hergestellt und Scheibenbeschlag verhindert[6].
Sicherheit
Die Zulassungsklasse L7E, in die MUTE eingeordnet wird, beinhaltet nur sehr geringe Sicherheitsvorschriften und keine Vorschriften bezüglich Crashtests. Da der MUTE durch sein Design und die erzielbaren Fahrleistungen den Eindruck eines herkömmlichen PKWs erweckt, sollen die kundenseitig hohen Erwartungen an Fahrzeugsicherheit erfüllt werden. Dies wird durch verhältnismäßig lange Crashwege in Verbindung mit Crashlängsträgern aus Faserverbundwerkstoff erreicht[7]. Diese nehmen die Aufprallenergie homogen ohne Lastspitzen über den verfügbaren Weg auf. Ziel ist es, ein Sicherheitsniveau zu erreichen, das sich an dem konventioneller Fahrzeuge orientiert.
Ergonomie
Der Innenraum wurde mithilfe des digitalen Menschmodells RAMSIS gestaltet. Durch die Umsetzung des sogenannten „Augpunkt-Fix-Konzeptes“ wird Insassen unterschiedlichster Proportionen eine komfortable Sitzposition und bestmögliche Sicht ermöglicht. Bei diesem Konzept befinden sich die Augen des Fahrers immer an derselben Stelle, das heißt der Sitz ist nur höhen-, jedoch nicht längsverstellbar[8]. Zusätzlich lässt sich die Pedalerie, das Lenkrad und das zentrales Bedienelement verstellen[9]. Dieses Prinzip ermöglicht eine optimale Auslegung des Airbags auf Kopfposition der Insassen, wodurch die Verletzungsgefahr bei einem Aufprall verringert wird[10].
Dienstleistungen und Infrastruktur
Das zentrale Bedienelement ist ein mittig angeordnetes Touchdisplay, über das der Fahrer alle nicht direkt mit der Fahraufgabe verknüpften Funktionen bedienen kann und zusätzlich Zugriff auf unterstützende Dienste wie verbrauchsgünstiges Fahren oder die Anzeige von nahegelegenen Ladestationen hat[11].
Kosten
Die Anschaffungs- und Unterhaltskosten (Total Cost of Ownership) orientieren sich an denen eines vergleichbaren Kleinwagens[12] mit konventionellem Antrieb. Zusätzlich wird an Car-Sharing-Angeboten, ähnlich dem von Smart in Ulm laufenden Car2go Modell, gearbeitet.
Siehe auch
- Die Rheinisch – Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen verfolgt einen Plattform-Ansatz "StreetScooter", bei dem sich insgesamt sechs verschiedene Varianten von einer gemeinsamen Grundform ableiten.[13]
- Liste der Elektroautos
- Der Schriftzug "mu+e" [mju:t] ist markenrechtlich geschützt.
Weblinks
Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik der Technischen Universität München
Einzelnachweise
- ↑ TU München baut ein Elektroauto, BILD München, 15. Juli 2010.
- ↑ Visionäres Gemeinschaftsprojekt MUTE, Merkur Online, 14. Juli 2010. http://www.merkur-online.de/lokales/landkreis-muenchen-nord/visionaeres-gemeinschaftsprojekt-mute-840341.html
- ↑ Getriebekonzept für Windturbinen: Höhere Energieausbeute durch Torque-Vectoring-Getriebe, 23. Februar 2011, http://www.innovations-report.de/html/berichte/maschinenbau/neues_getriebekonzept_windturbinen_hoehere_170589.html
- ↑ http://www.sueddeutsche.de/auto/elektroauto-stadtauto-mit-stecker-1.975099?commentCount=8&commentspage=2#kommentare Christopher Schrader, Das Elektroauto aus München - Stadtauto mit Reservekanister, Süddeutsche Zeitung, 14. Juli 2010
- ↑ Denis Dilba, Aluminiumkabel verdrängen Kupferleitungen, Spiegel Online, 18. April 2011 http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,756314,00.html
- ↑ Technische Universität München, 1. Juli 2011, http://www.mute-automobile.de/projekt/technologie/heiz-kuehlkonzept.html
- ↑ Neue Grenzen, neue Freiheiten, 22. November 2010, Automobil Industrie
- ↑ Mergl, Christian; Bubb, Heiner; Vogt, Christian; Kress, Holger (2006): Ergonomic Layout Process for a Driver Working Place in Cars. Warrendale, PA: SAE International.
- ↑ Kremser, F.; Pietsch, R.; Wilden, W.; Lienkamp, M.; Bengler, K. (2011): Anthropometrische Innenraumauslegung eines Elektrofahrzeugs der Subcompact-Klasse. In: Mensch, Technik, Organisation – Vernetzung im Produktentstehungs- und –herstellungsprozess, Bericht zum 57. Arbeitswissenschaftlichen Frühjahrskongress vom 23.-25. März an der Technischen Universität Chemnitz. Dortmund: GfA-Press, S. 239–242.
- ↑ http://www.llb.mw.tum.de/download/papers/abstracts/2010_both_insight.pdf/Neue Grenzen, neue Freiheiten, 22. November 2010, Automobil Industrie
- ↑ 20 Lehrstühle bauene ein Elektroauto, automotiveIT, 19. Juli 2010, http://www.automotiveit.eu/elektroauto-tu-muenchen/emobility/id-0014230
- ↑ Schub für Elektromobilität- Entwickler der TU München stellen in Garching Designstudie für ein bezahlbares Auto vor, das 2015 zu kaufen sein soll, Süddeutsche Zeitung SZ Landkreisausgabe, 14. Juli 2010
- ↑ http://www.streetscooter.rwth-aachen.de/projekt/, RWTH Aachen, 1. Juli 2011, Vorfahrt durch Teamgeist, Dierk Jensen, Financial Times Deutschland
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