- Martin Neuffer (Verwaltungsjurist)
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Martin Neuffer (* 18. Juni 1924 in Heidelberg; † 9. Juni 2004 in Hamburg) war ein deutscher Verwaltungsjurist. Von 1963 bis 1974 war Neuffer Oberstadtdirektor von Hannover und danach bis 1980 Intendant des Norddeutschen Rundfunks in Hamburg.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Sein Vater war Museumsdirektor in Heidelberg. Martin Neuffer studierte Rechtswissenschaft in Bonn. 1946 wurde er Mitglied der SPD und später persönlicher Referent von Ministerpräsident Hinrich Wilhelm Kopf. 1960 wurde er Stadtrat und Personalreferent in Hannover und trat als Stadtdirektor 1962 in die Nachfolge von Karl Wiechert. Von 1963 bis 1974 war Neuffer Oberstadtdirektor in Hannover.
Neuffer erkannte früh die Notwendigkeit, Stadtpolitik wissenschaftlich zu stützen. Gemeinsam mit Hans-Jochen Vogel trieb er die Gründung des Deutschen Instituts für Urbanistik voran.[1]
Neuffer begriff kommunalpolitisches Handeln in seinem gesellschaftspolitischen Zusammenhang und legte dies auch in seinen Schriften dar. Da seit Anfang der 1960er Jahren die Einwohnerzahl Hannovers von etwa 570.000 auf 520.000 gesunken war, gab Neuffer im Mai 1969 eine Studie in Auftrag, die Probleme im Image der Stadt aufzeigte. Sie habe weder großstädtisches Flair noch Ausgehmöglichkeiten für junge Leute. Wie er dem Direktor des städtischen Kunstvereins Diether de la Motte schrieb, fehle es an Vitalität und Temperament. Die Stadt gelte als steif, korrekt und prüde. Da diverse Städte Imagekampagnen, auch für den Städtetourismus, veranstalteten, wollte Hannover nicht nachstehen. Dem Kultur- und Freizeitwert sollte eine höhere Bedeutung beigemessen werden. Auf Initiative Neuffers realisierte die Stadt das Experiment Straßenkunst von August 1970 bis Oktober 1972, das mit den 1974 am Hohen Ufer aufgestellten „Nanas" in der Stadt die größte Beachtung fand. Um das „Lebensgefühl“ der Hannoveraner zu steigern, wurde es mit einem Altstadtfest eingeleitet, dem ersten in Deutschland. Darüber hinaus forderte Neuffer zur Imageverbesserung auch die Erweiterung der Hochschule um geistes- und sozialwissenschaftliche Studiengänge.[2]
Von 1962 bis 1974 gehörte Neuffer dem NDR-Verwaltungsrat an. Am 8. März 1974 wurde er für sechs Jahre zum Intendanten des NDR gewählt. Im Rückblick würdigte ihn der spätere Intendant Jobst Plog als „prägende Persönlichkeit“ mit „aufrechtem Gang“ an der Spitze der Sendeanstalt: „Martin Neuffer hat sein Amt in überaus schwieriger Zeit ausgeübt. Er hat sich mit großem persönlichen Mut und Engagement für die Unabhängigkeit des NDR eingesetzt und maßgeblich zum Erhalt der damaligen Drei-Länder-Anstalt beigetragen, die durch heftige politische Konflikte gefährdet war.“[3]
In seinem 1982 erschienenen Buch „Die Erde wächst nicht mit“ plädierte der linke Sozialdemokrat Martin Neuffer unter anderem dafür, die Einwanderung von Türken in die Bundesrepublik „scharf“ zu drosseln und auch das Asylrecht „drastisch“ auf Europäer zu beschränken.[4]
Werke
- Städte für alle: Entwurf einer Städtepolitik. Hamburg 1970
- Entscheidungsfeld Stadt: Kommunalpolitik als Gesellschaftspolitik. Standortüberprüfung der kommunalen Selbstverwaltung. Stuttgart 1973
- Die Erde wächst nicht mit: Neue Politik in einer überbevölkerten Welt. Beck, München 1982. ISBN 3-406-08457-5 (Rezension im Spiegel vom 19. April 1982: Die Reichen werden Todeszäune ziehen)
- Nein zum Leben: Ein Essay. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1992. ISBN 3-596-11342-3
Weblinks
- Literatur von und über Martin Neuffer (Verwaltungsjurist) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Photo
- Filmausschnitte zum Straßenkunstprogramm
Anmerkungen
- ↑ Ansprache von Herbert Schmalstieg auf der Hauptversammlung des Deutschen Städtetages (2007)
- ↑ Lu Seegers: Die farbige Stadt. Image- und Kommunikationspolitik im Hannover der frühen siebziger Jahre In: A. v. Saldern: Stadt u. Kommunikation in bundesrepublikanischen Umbruchzeiten. Stuttgart 206, S. 181ff.
- ↑ Nachruf des NDR
- ↑ Die Reichen werden Todeszäune ziehen. In: Der Spiegel. Nr. 16, 1982, S. 35 (mit Auszügen, online).
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