Martin Riesenburger

Martin Riesenburger

Martin Riesenburger (* 14. Mai 1896 in Berlin; † 14. April 1965 ebenda) war ein deutscher Rabbiner.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Nach dem Abitur studierte Riesenburger zunächst Zahnmedizin, brach das Studium während des Ersten Weltkriegs jedoch ab. Nach 1918 absolvierte er an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin ein Studium der Religionsphilosophie. Daneben studierte er auch Musik und ließ sich zum Konzertpianisten ausbilden.[1]

Sein offizieller Dienst in der Berliner Jüdischen Gemeinde begann am 1. Juni 1933. Er war Prediger und Seelsorger im Jüdischen Altersheim in der Großen Hamburger Straße und in dem angeschlossenen Jüdischen Krankenhaus. Die NS-Instanzen verhafteten ihn 1942 für kurze Zeit; aufgrund seiner christlichen Ehefrau (die aber zum Judentum übergetreten war) wurde er dann zwar entlassen, stand jedoch unter polizeilicher Meldepflicht. Ab Juni 1943 war er auf dem Friedhof der Jüdischen Gemeinde als Rabbiner tätig. In seiner Position auf dem Friedhof konnte Riesenburger Flüchtlingen helfen, heimliche Gottesdienste abhalten, für ein angemessenes Begräbnis verstorbener Juden sorgen sowie bei der Rettung von 5000 Thorarollen und Gebetsbüchern mitwirken.[2]

Seine Wohnung hatte er in der Lothringenstraße (später Herbert-Baum-Straße).

Wiederaufbau der Jüdischen Gemeinde in Berlin nach 1945

Nach 1945 erwarb sich Martin Riesenburger Verdienste beim Wiederaufbau der jüdischen Gemeinde in Berlin, im Mai 1945 leitete er den ersten jüdischen Gottesdienst in Berlin nach Kriegsende. 1953 wurde er zum Gemeinderabbiner berufen, wobei er sich besonders für die Entwicklung einer eigenständigen Jüdischen Gemeinde in der DDR einsetzte, weil diese sich in der Vier-Mächte-Stadt bereits gespalten hatte. So war er nun auch für die Seelsorge von jüdischen Gefangenen in Berlin zuständig, wie ein im Jüdischen Museum vorhandener Dienstausweis aus dem Jahr 1953 zeigt.[3] 1961 ernannte die DDR-Regierung Martin Riesenburger offiziell zum Landesrabbiner der Jüdischen Gemeinden in der DDR.

Zweifel an der Rabbinerschaft

Ob Riesenburger aber überhaupt Rabbiner war, wird nach heutigen Erkenntnissen in Zweifel gezogen. Lothar Mertens[4] führt dazu aus, dass Riesenburger weder innerhalb von zwei Jahren die gesamte Rabbinerausbildung beenden konnte, noch dass er ordentlich ordiniert wurde, da die drei notwendigen Rabbinerunterschriften nicht zu besorgen waren. Im gleichen Material sind Belege enthalten, dass er sich selbst noch im Jahr 1950 nicht als Rabbiner betrachtete und auch von den jüdischen Gemeinden in der DDR nicht als Rabbiner akzeptiert wurde.[4]

Ehrung

Seit 1987 trägt in Berlin-Hellersdorf eine Straße im ersten Neubaugebiet seinen Namen.

Veröffentlichung

  • Das Licht verlöschte nicht. Ein Erinnerungsbuch an die jüdische Gemeindearbeit in der NS-Zeit. Union-Verlag 1960[2][5]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Nadja Bethlehem: Gefühlvoller Seelsorger. Erinnerungen an Rabbiner Martin Riesenburger. Wiedergabe eines Artikels über Martin Riesenburger in der Jüdischen Allgemeinen vom 31. Juli 2003.
  2. a b Regina Scheer: Zusammenhänge. Kein Guter Ort für Gerda W. In: der Freitag vom 1999. Abgerufen am 9. Januar 2011.
  3. „Dienstausweis“ von Martin Riesenburger im Jüd. Museum Berlin
  4. a b Lothar Mertens: Davidstern unter Hammer und Sichel, Hildesheim 1997; zugl. Univ. Habil-Schrift 1996, S. 160f und weitere Anmerkungen zur DDR-Zeit
  5. Das Licht verlöschte nicht. Kurzinfo zum Buch auf amazon.de. Abgerufen am 9. Januar 2011.

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