Martin Voelkel

Martin Voelkel

Martin Voelkel (* 1. August 1884 in Berlin; † 21. Mai 1950) war ein deutscher Pfarrer und Führer der Neupfadfinder, der für die gesamte Jugendbewegung Bedeutung hatte. Außerdem war er seit 1935 Mitglied der Bekennenden Kirche. Er wirkte von etwa 1930 bis zu seinem Tod in der Gemeinde Karlshorst.

Inhaltsverzeichnis

Biografisches

Voelkel besuchte das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium, studierte in Berlin und Tübingen Theologie. Nach bestandener 1. Prüfung wurde er zunächst Vikar in Alt-Landsberg, ab 1910 war er Pfarrer in verschiedenen Berliner Gemeinden.

Beeinflusst wurde Voelkel von jungkonservativen Ideen, vor allem Thomas Manns Betrachtungen eines Unpolitischen waren für ihn bedeutend. Voelkel zielte auf eine Wiederbelebung des Reichsgedankens, wobei metaphysische Ansätze, zum Teil dezidiert christliche Vorstellungen vom sacrum imperium und Georges Vision vom Neuen Reich miteinander vereint wurden.

Bei den Neupfadfinder waren Ritter, Burg, Grals-Idee, Kampf und Gefolgschaft wichtige Leitbegriffe:

„Edle Leiber und todgetreue Seelen, den schmutzigsten Winkel mit Schönheit erleuchtend und gebildet genug, um jeden Platz auszufüllen; in Kameradschaft verwachsen mit dem Volk, und zugleich hinreißende Führergestalten; stolz im Schmucke des Sturmhelms, und demütig mit Helm ab zum Gebet. Hier hebt sich das neue Bild empor. […] Und aus den Tiefen der Wälder hebt ein junges Geschlecht gläubige Augen zu diesem Gestirn, denn der Kompaß in seiner Brust weist ihm den Weg zu solchem vollen und heldischen Menschentum. Das ist der weiße Ritter, der nun wieder aufbricht, die Welt zu erlösen durch sein Reich.[1]

Voelkel propagierte die Verzichtbarkeit von Gelübden und Programmen: „Im Herzen tragen wir das Bundeszeichen, das uns untrüglich unsere Richtung weist; und von den Lippen tönt der gläubige Schlachtruf: ‚Es lebe das neue Reich!‘“[2]

Passiver Widerstand im Dritten Reich

Obwohl Voelkel wie die meisten Geistlichen seiner Zeit von deutsch-nationaler Gesinnung war und dem Soldatischen Traditionsverein Stahlhelm angehörte, galt er in Kirchenkreisen als nicht zuverlässig genug. In einem Zeitungsartikel des Blattes Der Angriff wurde ihm beispielsweise vorgeworfen, „die Helden des Weltkrieges“ beschimpft zu haben – er hatte in seiner Predigt in der Kirche in Karlshorst auf die Verbreitung von Geschlechtskrankheiten durch die Soldaten hingewiesen.

Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten verschärften sich die Kritiken und versteckten Angriffe auf den Pfarrer, sogar um eine Versetzung wurde im Gemeindekirchenrat nachgesucht. Trotz aller Probleme, Bespitzelungen und Schikanen blieb Voelkel in seiner Gemeinde. Er ließ 1936 sechs Hakenkreuzfahnen in seiner Kirche entfernen, betete für eingesperrte Anhänger der Bekennenden Kirche, organierte Taufen Andersgläubiger in seinem Gotteshaus und würdigte in einer Begräbnisrede am 6. Juni 1944 die Verdienste eines jüdischen Arztes. Die in Karlshorst beginnende Befreiung von Berlin schützte ihn wahrscheinlich vor härteren Strafen.[3]

Werke

  • Hie Ritter und Reich. Gesammelte Aufsätze, 1923

Einzelnachweise

  1. Martin Voelkel: Hie Ritter und Reich! Aus: Der Weiße Ritter, Sonderheft Sendung, Heft 6/1921. Zit. n. Werner Kindt (Hrsg.): Dokumentation der Jugendbewegung. Band I: Grundschriften der deutschen Jugendbewegung. Diederichs, Düsseldorf 1963, S. 372
  2. Zit. n. Malzacher/Daenschel: Jugendbewegung für Anfänger, 2. Aufl., Stuttgart 2004, S. 75
  3. Hans-Rainer Sandvoß: Widerstand in Lichtenberg und Friedrichshain, hrsgg. von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand 1998; S. 239ff

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