Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (1965–1968)

Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (1965–1968)

Die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD 1965) war eine der ersten Organisationen in der Bundesrepublik Deutschland [1], die sich an der Politik der Kommunistischen Partei Chinas und der Partei der Arbeit Albaniens orientierte. Sie wurde nach eigenen Angaben am 5. März 1965, dem Todestag Josef Stalins, gegründet und bestand bis zum Herbst 1968. Zu der heutigen MLPD gab es keine personellen Verbindungen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die MLPD (1965) arbeitete streng konspirativ in der Illegalität und gab ihre Mitgliederzahl völlig überhöht mit 5.000 an [2]. Eigentlich trat sie nur durch ihr ab August 1965 veröffentlichtes Zentralorgan Sozialistisches Deutschland in Erscheinung. Die Zeitschrift bestand aus zwölf vervielfältigen Seiten und erschien meistens monatlich teilweise mit Tarntiteln [3]. In ihr wurde die Kommunistische Partei der Sowjetunion, die 1956 in der BRD verbotene Kommunistische Partei Deutschlands und die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands des Revisionismus bezichtigt, Ernst Thälmann, Josef Stalin und Mao Zedong als Vorbilder herausgestellt und die Existenz der Deutschen Demokratischen Republik befürwortet. Das „Revolutionsprogramm“ der Partei lautete:

Verteidigt die DDR, befreit Westberlin, erkämpft die Volksrepublik Deutschland[4].

wozu auch die ehemaligen deutschen Ostgebiete gehören sollten.

Die MLPD (1965) bestand aus den beiden Sektionen DDR (einschließlich West-Berlin) und „Westdeutschland“. Die Organisation hielt Parteitage geheim ab, der IV. wurde 1967 in mehreren Ausgaben des Sozialistischen Deutschland dokumentiert. Bei dem Parteivorsitzenden soll es sich um einen Steuerberater namens Erich Reimann aus Hanau gehandelt haben, der später nicht mehr in Erscheinung getreten ist.

Gründung des Verfassungsschutzes

Es ist wahrscheinlich, dass es sich bei dieser MLPD (1965) um eine der Initiativen des Bundesamtes für Verfassungsschutz gehandelt hat, um „Verwirrung in die Reihen der verbotenen KPD zu tragen“, so Günther Nollau in seinem 1978 erschienen Buch Das Amt. Dort beschreibt der ehemalige Präsident dieser Behörde den Versuch des Verfassungsschutzes, den namentlich bekannten Mitgliedern der verbotenen KPD durch Mitteilung ihrer Adressen an die Peking Review [5] die Zeitschrift und weiteres chinesisches Propagandamaterial zukommen zu lassen [6]. Dadurch sollte bei der Führung der KPD der Eindruck erweckt werden, innerhalb ihrer Organisation sei eine mächtige prochinesische Fraktion am Werk. Nach der Konstituierung der Deutschen Kommunistischen Partei 1968 und mit der bereits absehbaren Gründung der maoistischen Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten war der Zweck, der verbotenen KPD „einige Schwierigkeiten zu bereiten“, erfüllt und die MLPD konnte aufgelöst werden.

Zu einer ähnlichen Aktion des niederländischen Geheimdienstes: Marxistisch-Leninistische Partei der Niederlande.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Nach ihren eigenen Angaben war die MLPD auch in der DDR tätig
  2. Sozialistisches Deutschland, 3. Jg. Nr. 24 vom 31. Oktober 1967
  3. Z.B. Der Limes und die Germanen, Reisen in die deutschen Mittelgebirge, Diätvorschriften für Leberkranke (Schlomann/Friedlingstein, S. 245)
  4. Sozialistisches Deutschland, 3. Jg., Nr. 22, Berlin, 31. August 1967, S. 1 (und öfter)
  5. Eine deutsche Ausgabe erschien erst ab 1964 als Peking Rundschau
  6. Post aus Peking, in: Der Spiegel 8/1964 vom 19. Februar 1964, S. 48: „Ein Sprecher des Verfassungsschutzes: 'Woher die Pekinger Verlage die Adressenliste haben ist uns unbekannt.'“

Weblinks


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