Charlotte Stieglitz

Charlotte Stieglitz
Charlotte Stieglitz

Charlotte Stieglitz (* 18. Juni 1806 in Hamburg; † 29. Dezember 1834 in Berlin) war eine deutsche Schriftstellerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Charlotte wurde als Tochter des Hamburger Kaufmanns Willhöft geboren, der mit seiner Familie alsbald nach Leipzig verzog, wo Charlotte die höhere Bürgerschule besuchte. 1822 lernte sie den späteren Dichter Heinrich Wilhelm Stieglitz kennen, der nach seiner Relegation in Göttingen seine Studien an der Universität Leipzig fortsetzte. Die Verlobungszeit der beiden von 1822 - 1828 ist durch den von Theodor Mundt herausgegebenen Briefwechsel zwischen den beiden späteren Eheleuten dokumentiert. Die schwärmerisch romantische Grundeinstellung beider führte nach der Eheschließung 1828 zu Enttäuschungen und Verwürfnissen zwischen beiden. Die Ehe blieb kinderlos. Dazu trug insbesondere die zwiespältige Persönlichkeit ihres Mannes bei, der als Dichter nicht so recht in seiner Schaffenskraft an den anfänglichen Erfolg anzuknüpfen vermochte, andererseits unterfordert und zu höherem berufen seine Stellung als Kustos der Königlichen Bibliothek in Berlin aufgab. Sie kam zu der inneren Überzeugung, dass ihr Tod die geistige Wiedergeburt ihres Mannes bewirken könne. So erstach sie sich mit einem Dolch, den sie einst als Braut ihrem Mann geschenkt hatte, als dieser von einem Konzertbesuch nach Hause kam. Dieser Freitod und seine Motive erregte seinerzeit in Deutschland großes Aufsehen. Die von ihr erhoffte Wirkung auf ihren Ehemann und dessen Schaffenskraft blieb jedoch aus. Sie wurde auf dem Friedhof II der Sophiengemeinde Berlin bestattet.

Werk

Nachleben

Charlotte Stieglitz hat zu Lebzeiten starken Einfluss auf die Werke Moderne Lebenswirren und Madonna von Theodor Mundt gehabt. Sie war das Vorbild der Lehrerin Esperance, der Briefpartnerin Seeligers in den Lebenswirren. Ihr Selbstmord wurde Veranlassung für den Roman Wally, die Zweiflerin von Karl Gutzkow. Der Dramatiker Peter Hacks hat in seinem Stück Musen den Stoff vom Selbstmord der Charlotte Stieglitz verarbeitet. Ihr Fall galt ihm als exemplarisch für die Entwicklung, die das Geistesleben in Deutschland seit der Romantik genommen hat.

Literatur

  • Theodor Mundt: Charlotte Stieglitz, ein Denkmal, Berlin 1835.
  • Louis Curtze (Hrsg.): Briefe von Heinrich Stieglitz an seine Braut Charlotte, 2 Bde., Leipzig 1859.
  • Heinrich Stieglitz: Erinnerungen an Charlotte, hrsg. von Louis Curtze, Marburg 1863.
  • Heinrich Stieglitz: Selbstbiographie, hrsg. von Louis Curtze, Gotha 1865.
  • Klaus Doderer: Heinrich Stieglitz. In: Zeitschrift für deutsche Philologie. 74. Bd., 1955. S. 185-190.
  • Ludwig Geiger: Heinrich und Charlotte Stieglitz. In. L.G.: Dichter und Frauen. Vorträge und Abhandlungen. Berlin, 1896.
  • Franz Josef Görtz (Hrsg.): Charlotte Stieglitz: Gedichte und Briefe. Frankfurt/M., 1987.
  • Petra Hartmann: Die Rosskur der Charlotte Stieglitz. In: P.H.: Zwischen Barrikade, Burgtheater und Beamtenpension. Bielefeld, 2009. S. 9-47.
  • Friedrich Kummer: Stieglitz, Heinrich Wilhelm August. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 36, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 177–180. (Beschreibung von ihr und ihrem Mann)
  • Susanne Ledanff (Hrsg.): Charlotte Stieglitz. Geschichte eines Denkmals. Frankfurt/M., Berlin, 1986.
  • Werner Leibbrand: Der Selbstmord der Charlotte Stieglitz. In: Deutsche Medizinische Wochenschrift 50, 1934.
  • Wolfgang Promies: Der ungereimte Tod, oder wie man Dichter macht. Zum 150. Todestag von Charlotte Stieglitz. In: Akzente. Zeitschrift für Literatur. Hrsg. v. Michael Krüger. 32. Jg., 1985.
  • Lynne Tatlock: Grim Wives' Tales: Mundt's Stieglitz, Stieglitz' Goethe. In: Monatshefte für deutschen Unterricht, deutsche Sprache und Literatur. Bd. 82, Nr. 4, 1990. S. 467-486.

Weblinks


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