Meister des Aachener Marienlebens

Meister des Aachener Marienlebens

Als Meister des Aachener Marienlebens (in einigen Quellen auch Meister der Aachener Schranktüren oder Meister der Aachener Tafeln genannt), wird ein vermutlich im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts in Aachen und eventuell in Köln tätiger Maler bezeichnet. Da sein Name nicht überliefert ist, wurde dieser so genannte Notname gewählt, der sich auf sein tradiertes Werk bezieht. Er gehört neben dem Meister des Aachener Altars und dem Kölner Meister des Marienlebens zu der Gruppe von Malern, die an der Wende zum 16. Jahrhundert hauptsächlich in Köln tätig und noch ganz einem barock spätgotischen Form- und Stilempfinden verpflichtet waren.

Inhaltsverzeichnis

Namengebendes Werk

Aachener Marienleben, Köln um 1485, Öl auf Eichenholz, Höhe 105, Breite 62,5 Zentimeter je Flügel

Die Tafeln gehören zum großen Apsisaltar des gotischen Chores im Aachener Münster und dienten als Flügel vor der ottonischen Pala d'oro, die damals die Mitte eines Altarretabels bildete. In geschlossenem Zustand zeigen die Außenseiten der Flügel in der Mitte die Gottesmutter mit dem Kind und Karl den Großen, der dem Jesuskind kniend das Modell des Aachener Münsters überreicht. Links und rechts stehen der hl. Leopardus und der hl. Bischof Blasius.

Auf den Innenseiten der Flügel sind paarweise übereinander acht Szenen aus dem Marienleben dargestellt und zwar typologisch aufeinander bezogen. In der oberen Reihe von links nach rechts: Die Geburt Mariens, Mariä Heimsuchung, die Verkündigung und Joachim und Anna an der Goldenen Pforte. Unten: Der Schmerzensmann begegnet seiner Mutter, die Aufnahme Mariens in den Himmel, die Darstellung Jesu im Tempel und der Tempelgang Mariens.

Die dargestellten Personen sind als Zeitgenossen des Malers zu erkennen. Die Szenen zeugen von pittoreskem Detailreichtum und leuchten in ungebrochenen Farbtönen.

Zusammenfassung: Die Tafel zeigt, dass sich der Aachener Maler in der Gestaltung der Figuren oder des Betpults deutlich nach dem Vorbild des in Köln tätigen Meister des Marienlebens orientiert hat, seine Physiognomien und Körperlichkeit mehr linear sind und bei den Räumen eine eigene sowohl sachlichere aber zugleich auch lebhaftere Darstellungsweise bevorzugte.

Weitere bekannte Werke

"Kreuzigung" (um 1465)
  • Kreuzigung, um 1465, Öl auf Leinwand, Wallraf-Richartz-Museum Köln[1]
  • Der Heilige Petrus mit dem Kölner Erzbischof Hermann IV. als Stifter, um 1480, Teilstück eines Diptychons oder Triptychons, Öl auf Eichenholz, Landesmuseum Bonn[2]
  • Der heilige Bischof Blasius, um 1485, Öl auf Eichenholz, Schatzkammer zu Aachen
  • Kaiser Karl der Große mit dem Modell des Aachener Münsters, um 1485, Köln, Öl auf Eichenholz, Domschatzkammer Aachen[3]
  • Anbetung der heiligen Drei Könige, um 1510[4]
  • Maria mit Kind und Engeln[5]
  • Hans von Melern[6]

Literatur

  • Günther Meissner: Allgemeines Künstlerlexikon: die bildenden Künstler aller Zeiten K. G. Saur-Verlag, München, Leipzig, 2007, Seite 125
  • Sven Lüken, Gerd Unverfehrt: Die Verkündigung an Maria im 15. und frühen 16. Jahrhundert', Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2000, Seite 136ff[7]
  • Theodor Fontane: Werke, Schriften und Briefe, Carl Hanser Verlag, München-Wien, 1997, S. 1494
  • Die Domschatzkammer zu Aachen, Texte: Herta Schmitz-Cliever-Lepie, 5. Aufl. 1986.
  • Herta Lepie und Georg Minkenberg: Die Schatzkammer des Aachener Domes, Texte: Georg Minkenberg, Domkapitel Aachen, 1. Auflage 1995.
  • Ernst Günther Grimme: Der goldene Dom der Ottonen, Einhard-Verlag 2001.
  • Ernst Günther Grimme: Der Dom zu Aachen, Architektur und Ausstattung. Einhard-Verlag, Aachen 1994.

Weblink

Einzelnachweise

  1. Bild Kreuzigung
  2. Tafelbild Der Heilige Petrus mit dem Kölner Erzbischof Hermann IV. als Stifter
  3. Kaiser Karl der Große mit dem Modell des Aachener Münsters
  4. Anbetung der heilgien Drei Könige, Beschreibung auf den Seiten des Kaiser-Friedrich-Museums-Vereins
  5. aufgelistet in der Alten Pinakothek, München
  6. aufgelistet in der Alten Pinakothek, München
  7. Aachener Marientafeln, ausführliche Beschreibung

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