Meister des Evert Zoudenbalch

Meister des Evert Zoudenbalch

Als Meister des Evert Zoudenbalch (nl. Meester van Evert Zoudenbalch) wird ein mittelalterlicher Buchmaler aus dem niederländischen Utrecht des 15. Jahrhunderts bezeichnet.

Der namentlich nicht bekannte Künstler erhielt seinen Notnamen nach einer Historienbibel, die er um 1460 für Evert Zoudenbalch ausgemalt hat. Dieser war von 1445 bis 1503 ein Dompropst in Utrecht. Der auf Niederländisch geschriebene und vom Meister illuminierte Text des Manuskriptes enthält neben Passagen aus der Bibel Geschichten aus dem Alexanderroman, Passagen aus Werken des antiken Geschichtsschreibers Flavius Josephus und aus der Historia scholastica des Petrus Comestor. Das Buch enthält auch ein Portrait des Evert Zoudenbalch. Es befindet sich heute im Besitz der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien.[1]

Dem Meister des Evert Zoudenbalch werden noch einige weitere Werke zugeordnet, vor allem Stundenbücher wie das Stundenbuch des Jan van Amerongen in der Königlichen Bibliothek Belgiens in Brüssel[2], aber auch die Ausmalung von weltlichen Manuskripten wie ein Astrologietraktat von 1465/70, heute in Wolfenbüttel in der Herzog-August-Bibliothek.[3] Eventuell stammt auch ein Tafelbild in Oel auf Holz im Besitz des Rijksmuseum Amsterdam aus seiner Hand[4], es stellt eine Kreuzigung dar und soll stilistisch einer Kreuzigungsszene in einem der vom Meister ausgemalten Stundenbücher ähnlich sein.

Der Meister des Evert Zoudenbalch wird zusammen mit dem Meister des Gijsbrecht van Brederode zu den bedeutendsten Buchmalern im Utrecht seiner Zeit gerechnet. Damals war auch der Meister des Otto van Moerdrecht dort tätig. Diese Buchmaler der Stadt kooperierten oft untereinander bei der Ausmalung ihrer Werke und trugen einzelne Bilder zu Arbeiten anderer Werkstätten bei.

Evert Zoudenbalch stammte aus einer der vermögenden Familien der Stadt. Dass er und andere Kleriker der Stadt eine große Anzahl von Manuskripten und ihre Ausmalung in Auftrag geben konnte, zeigt das Vermögen des Klerus und die Bedeutung der Kathedrale in Utrecht in der Mitte des 15. Jahrhunderts.

Einzelnachweise

  1. Osterreichische Nationalbibliothek Codex 2771–2772.
  2. Koninklijke Bibliotheek, Ms.II 7619.
  3. Herzog Augustbibliothek, Cod.Guelf. 18.2.
  4. Rijksmuseum Amsterdam SK-A-1408.

Literatur

  • A.W. Byvanck: De Meester van Zweder van Culemborg en de Utrechtse miniaturen. In: Oudheidkundig Jaarboek. Bulletin van den Nederlandschen Oudheidkundigen X (1930), S. 127-139
  • O. Pächt und U. Jenni: Die illuminierten Handschriften und Inkunabeln der Österreichischen Nationalbibliothek: Holländische Schule, Wien 1975
  • H. L. M. Defoer, A. S. Korteweg, W. C. M. Wüstenfeld: The Golden Age of Dutch Manuscript. Katalog zur Ausstellung im Rijksmuseum Het Catharijneconvent, Utrecht (1989) und in der Pierpont Morgan Library, New York (1990). New York 1990
  • A. Fingernagel, C. Gastgeber (hrsg.): In the Beginning was the Word: the Power and the Glory of Illuminated Bibles; Köln, Los Angeles 2003
  • H.L.M. Defoer: De Meester van Evert Zoudenbalch en zijn oeuvre. Manuskript zumn Vortrag 3 Juli 2009 bei der Contactgroep Vroegnederlandse Kunst, aufgerufen im Internet, Februar 2011 (Holländisch)

Weblinks


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