Meister des Willem van Bibaut

Meister des Willem van Bibaut

Als Meister des Willem van Bibaut wird ein Maler bezeichnet, der im 16. Jahrhundert wahrscheinlich in Frankreich oder den Niederlanden tätig war. Der namentlich nicht bekannte Künstler erhielt seinen Notnamen nach dem von ihm im Jahr 1523 gemalten Stifterportrait des Mönches Willem van Bibaut. Auf dem Tafelbild ist dieser in seinem Habit eines Kartäusers dargestellt. Eine lateinische Inschrift auf dem Rahmen des Bildes gibt seinen Namen und identifiziert ihn weiter als Abt seines Ordens[1]. Willem wurde 1521 Abt des Kloster Grand Chartreuse bei Grenoble, eventuell entstand das Bild aus diesem Anlass und sein Maler könnte weiter aus der Gegen um diese Stadt stammen.

Das auf Holz gemalte Portrait Willems ist ein Teil eines kleinformatigen zweiflügeligen Andachtsbildes. Der andere Teil dieses Diptychons stellt eine Madonna mit Kind dar. Beim Vergleich des Materials und der Malweise der beiden Bilder konnte jedoch festgestellt werden, dass der Meister des Willem van Bibaut aller Wahrscheinlichkeit nicht der Maler dieser Madonna war. Wahrscheinlich wurde sie zeitgleich vom Meister der Legende der Maria Magdalena gemalt, einem anderen namentlich nicht bekannten Künstler, von dem ähnliche Marienbilder erhalten sind. Beide Bilder wurden dann als zwei Flügel zusammenfügt. Auch könnte das Bild als Ersatz eines zerstörten anderen Teils angefügt worden sein.

Die kunsthistorische Untersuchung des Diptychons mit dem Bild des Meister des Willem van Bibaut gibt interessante Einblicke in die Gedankenwelt seiner Entstehungszeit. So wird Willem durch die Verbindung der beiden Bilder in Betrachtung und Andacht vor der Madonna gezeigt, die zärtlich ihr Kind im Arm trägt. Der Stifter betrachtet den sehr persönlichen Augenblick ganz aus der Nähe. Die Kombination von Heiligenbild und Portrait ist typisch für die zweiflügeligen Andachtsbilder seiner Art und Epoche, vor allem in den Niederlanden aber auch in Teilen des nördlichen Frankreichs fanden solche Bilder im Zuge des Aufkommens einer persönlichen, neuen Form der christlichen Andacht, der Devotio moderna, starke Verbreitung.

Wenn auch im Spätmittelalter Stifter auf Bildern und dort manchmal mit ihren prachtvollen Wappen zu sehen sind, so werden sie doch meist in einiger erhabenen Entfernung vom heiligen Geschehen und oft in Gegenwart eines vermittelnden Heiligen gezeigt. Willem dagegen steht nicht nur dem Geschehen nahe, auf der Rückseite (Verso) seines Portraits sind weiter die fünf Wunden Christi dargestellt, denen Willem nach Urkunden besondere Verehrung zukommen ließ. So zeigt das Bild wirklich einen starken persönlichen Bezug zu seinem Stifter.

Einzelnachweise

  1. Inschrift: Guilelmus bibaucis primas tot [ius] Ordinis Carthusiemum. 1523

Literatur

  • M. R. de Vrij: The Master of Willem van Bibaut. His Oeuvre, his Alleged Original and his Place in the Studio. In: Pantheon 56, 1998. S. 186-191
  • M. R. de Vrij: De Meester van de Magdalena-legende en de diptiek van Willem van Bibaut. In: Oud Holland, Volume 108 (1998). S. 73-78
  • National Gallery Of Art, Washington (Hrsg.): Prayers and Portraits: Unfolding the Netherlandish Diptych. Yale University Press 2007

Weblinks


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