Miscellanea

Miscellanea


Miscellanea bezeichnet Geräte, die Töne aus der Natur und dem Alltagsleben nachahmen. Zudem können damit auch künstliche Töne erzeugt werden, die so in der Umwelt nicht aufzufinden sind. Aufgrund der Fülle der mannigfaltigen Musikinstrumente, die solche Töne erzeugen, werden sie zusammenfassend als Miscellanea bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Effektgeräte

Eine häufige Anwendung findet diese Instrumentengruppe bei Tanzmusik und Opernrequisit.

Luftquellen

Pfeifen

Die einfache Signalpfeife ist eine sehr kleine schrille Schnabelflöte aus Metall. Ihre in einem T zusammengefügte Dreierkombination, bei der durch Drehen die verschiedenen Größen sofort austauschbar sind, ist als Samba Whistle bekannt. Sind 3 Signalpfeifen parallel an- und einem einzigen Mundstück zugeordnet, entsteht ein dreifacher Ton.

Bei der Trillerpfeife, wie sie bei der Polizei und von Sportschiedsrichtern verwendet wird, gehört die Anblaskante zur Öffnung eines kleinen Hohlraumresonators (Kugel oder Zylinder), in dem ein durch den Luftwirbel herumspringendes Kügelchen den Ton zum Triller macht. Einen analogen Bau, mit füllenden Behälter, weist die Vogelstimme auf. Durch das gurgelnde Wasser, lässt sich ein Vogelgezwitscher imitieren.

Autohupe

Die altertümliche Autohupe funktioniert nach dem Prinzip der Harmonikazungen. Der Generator befindet sich am Eingang eines mehr oder weniger langen und gewundenen Horns. Die Luft wird Zusammendrücken eines Gummiballs geliefert. Das Instrument gehört zum Straßenlärm in George Gershwins "An American in Paris" (1928).

Sirene

1819 erfand Charles Cagniard de la Tour zur Messung der Tonfrequenz die Sirene, welche später als Schiffs- und Fabriksirene alltägliche Verwendung fand. Eine Scheibe ist längs eines Kreises so mit schräg gebohrten Löchern versehen, dass sie durch einen dagegengeblasenen Luftstrom in Umdrehung versetzt wird. Diese Bewegung unterbricht aber dieselbe Luftzufuhr mit einer Frequenz, die bei genügender Geschwindigkeit in den Tonbereich fällt. In kleiner Ausführung, als Mundsirene, wird daraus ein Spielzeug oder ein Effektinstrument, das zum Beispiel in Paul Hindemiths "Kammermusik Nr.1" (1921) am Ende kurz aufheult.

Körperschall

Amboss

Den Amboss, die verkleinerte, formgleiche Ausführung eines wirklichen Schmiedeambosses, gibt es in 4 verschiedenen Größen und entsprechenden Klanglagen. Es wird mit einem Metallhammer geschlagen. Schon Jean-Baptiste Lully sah den Amboss vor (Isis 1677), aber er erscheint auch in moderneren Opern, wie z.B. im Trovatore (1853) von Giuseppe Verdi und bekanntlich in Richard Wagners Siegfried (1876), wo zwar der auf der Bühne der zum spektakulären Aufspalten vorbereitete Amboss zu sehen ist, der zu hörende aber im Orchestergraben steht.

Pferdehufe

Zur Imitation des Klangs von Pferdehufen, dienen zwei Vorrichtungen:

  • 2 halbe Kokosnussschalen, die man gegeneinander schlägt. Ein bewusstes Spiel mit diesem Effektelement findet man bei Monty Pythons "Die Ritter der Kokosnuss".
  • 2 zylindrische, oben als Halbkugel abgeschlossene Holzglocken, die nebeneinander an ihrem geraden Rand auf ein Brettchen geklebt sind. Man schlägt mit einem Trommelstab abwechselnd auf sie, wobei ungleiche Klänge entstehen.

Donnerblech

Ein einige Meter langes, aufgehängtes Stahlblech gibt durch Schütteln oder Anschlagen mit Schlegeln verschiedener Härte eine gute Donnerimitation. Es ist in John Cages "First Construction" für Schlagzeugsextett (1939) zu hören.

Windmaschine

Zur Nachahmung des Windes, wie beispielsweise in Richard Strauss "Don Quijote" (1897) oder "Eine Alpensinfonie" (1915), dient eine sperrige Maschine. Sie besteht aus breiten Holzzylindern von etwa 70 cm Durchmesser, die mittels Kurbeln drehbar sind und aus denen parallel zur Achse Holzleisten hervorstehen. Diese streifen gegen ein darum gespanntes Jutetuch. Die gewünschte Imitation gelingt bei gekonnt unregelmäßiger Drehung.

Friktionsinstrumente

gestrichenes Metall

Nagelgeige

Die Singende Säge wird mit dem Streicherbogen gestrichen. Gegenüber den ebenfalls gestrichenen Saiten besteht der Unterschied in der körpereigenen, nicht erst durch das Einspannen gewonnenen Festigkeit. Die gleiche Eigenschaft trifft auch auf die in der Mitte des 18. Jh durch Johann Wilde erfundene Nagelgeige zu. Längs des Randes eines flachen Halb- oder Dreiviertelkreisresonators waren 12, 18 oder 24 verschieden lange und dicke abgestimmte Eisenstifte senkrecht aneinandergereiht, die durch einen Streicherbogen zu Querschwingungen angeregt wurden.

mit Trommelfell

Friktionstrommel

Diese Trommeln werden nicht nur geschlagen, sondern auch durch Reiben des Fells mit den Fingern oder mit der Handfläche zum Klingen gebracht.

Waldteufel

Dieses aus China stammende, Brummtöne hergebende Kinderinstrument ist relativ simpel gebaut. Eine Schnur umschlingt die mit Kolophonium imprägnierte Ringkerbe eines Handgriffs. Ihr anderes Ende ist in der Membranmitte einer leichten Trommel angeknotet. Schwingt man die Trommel vertikal im Kreis herum (Flugreibtrommel), so entsteht durch die Reibung der Schnur in der Kerbe ein Reibgeräusch, das durch die Schnur auf das Trommelfell übertragen und dort verstärkt und ausgestrahlt wird. Der Waldteufel wurde unter anderem zum Verjagen von Vögeln in Weinbergen genutzt.

Reibtrommel

Die Reibtrommel ist weltweit in vielen Kulturkreisen und in unterschiedlichster Form verbreitet. Gemeinsam ist ihnen ein Fell, dass in der Mitte durch Reiben mittels Schnüren oder Stäbchen angeregt wird. Eine elementare Variante dieses Instruments, zeichnet sich durch ein Loch in der Mitte des Trommelfells aus, durch das ein Strick hin durchgezogen oder ein Stab rhythmisch gestoßen und gezogen wird. Eine andere Form mit ähnlichem Vorgehen besteht im Aufsetzen eines zwischen den Handflächen gehaltenen Stocks. Durch das Aneinanderreiben der Hände kommt dieser zu Drehbewegungen, die durch Oberflächenreibung das Fell zum Rauschen bringen.

Trommeln mit dem Friktionsstab

Der senkrecht in der Mitte auf das Trommelfell aufgesetzte Stab kann auch fest mit diesem verbunden sein. Dann wird der Stab in Längsrichtung gerieben, so dass es zu auf das Fell übertragenen Längsschwingungen kommt. Der Vorgang wird durch Einreiben der Hände mit Kolophonium erleichtert. Ein solches Caccavella oder Pu-ti-pu genanntes elementares Instrument gehört zu den traditionellen, lärmenden Volksfesten von Piedigrotta, zusammen mit der Triccaballacca. Ein bekannter Vertreter dieser Gruppe ist das Cuica.

Elektrische Klangerzeuger

Neo Bechstein-Flügel

Der Neo Bechstein-Flügel war eines der ersten Erzeugnisse fruchtbarer Zusammenarbeit zwischen physikalischen Laboratorien und traditionsgemäßem Instrumentenbau. Bechstein baute 1928 auf Anregung des Physikers Walter Nernst dieses Instrument, bei dem der Ton von durch kleine Hämmer (Mikrohämmer) angeschlagenen Saiten mittels elektrischer Rückkopplung zeitlich gedehnt, crescendiert oder stark gedämpft und durch Filterkreise gefärbt wurde.

Trautonium

Der Akustiker Friedrich Trautwein (1888-1956) stellte 1930 in Berlin dieses rein elektronische Instrument her. Tonerzeuger waren elektronische Kippschaltungen. In diesem einstimmigen über Lautsprecher zu hörenden Instrument regelte ein Manual die Tonhöhe, der Tastendruck die Lautstärke. Elektrische Filterkreise erstellten die Klangfarben. Schon 1931 schrieb Paul Hindemith ein Concertino für Trautonium. Ach Harald Genzmer widmete ihm 1939 ein Konzert.

Ondes Martenot

Beim Ondes Martenot von Maurice Martenot (1889-1980) handelt es sich um ein 1928 konstruiertes einstimmiges elektronisches Instrument, welches derartige Bedeutung erlangte, dass die Pariser Musikhochschule einen Lehrstuhl dafür einrichtete. Klangerzeuger sind hier Schwingkreise. Frequenzstimmende Elemente werden entweder durch Tastendruck umgeschaltet oder kontinuierlich gesteuert, wozu ein längs der Klaviatur vorbei geführtes, mit Greifring versehendes Band dient. Zur Klangfärbung dienen hier elektrische Filterkreise. Zudem zog Martenot aus der prinzipiellen Unvollkommenheit der Lautsprecher seiner Zeit insofern Nutzen, als dass er verschiedene Typen zur zusätzlichen Klangfärbung einsetzte. Eine wesentliche Rolle zur Beherrschung dieses Instrument spielt die Kontrolle der linken Hand, die nicht nur die Filter zu bedienen hat, sondern auch vor allem den Einsatz eines jeden Tons zeitlich und in seiner Gestalt bestimmt.

Orgelersatz/ Keyboard

Ein früher Versuch zur Imitation von Orgelklängen fand sich in der Lichttonorgel realisiert. Durch photo-elektronische Abtastung von motorisch gedrehten Glasscheiben mit aufgezeichneten Sinuswellen entstehen Teiltonschwingungen, deren Addition mit einstellbaren Amplituden Klangfarben erzeugen. Zur eigentlichen Orgelnachahmung werden auf den Scheiben die Klangkurven wirklicher Orgeln aufgetragen. Ein ähnliches Prinzip findet sich auch bei der Hammondorgel wieder.

Die eigentliche, reine Elektronik begann 1964 ihren Siegeszug mit den Synthesizern, bei denen durch Steuerung der gewünschte Grundton eingegeben wird, nachdem alle Klangkomponenten mit fast unendlich vielen Variationsmöglichkeiten vorbestimmt wurden. Dabei ist nicht nur die auch zeitlich variable Teiltonzusammenstellung wählbar, sondern auch die Hüllkurve des klangfarbenbildenen Einschwingungsvorgangs und die Gestalt des Ausklangs. Es stehen außerdem zahlreiche Ringmodulatoren zur Verfügung, wodurch äußerst vielseitige Koppelungsmöglichkeiten, auch mit äußeren Schallquellen, entstehen.

Literatur

  • Ermanno Briner, Reclams Musikinstrumentenführer, Philipp Reclan jun GmbH 1988 - ISBN 3-15-010349-5

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