- Chavín de Huántar
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Chavín de Huántar hat einer Kultur den Namen gegeben, die sich zeitlich zwischen 850 v. Chr. bis 200 v. Chr. erstreckte, aber niemals ein geographisches Zentrum bildete. Viel eher ist es wahrscheinlich, dass dieser Ort am Schnittpunkt zwischen der Verbindung vom Bergland zur Küste und der Route von Norden nach Süden lag. Die Stätte liegt unweit der Stadt Huaraz, etwa 500 km von Lima entfernt, im Norden Perus. Die Kultur breitete sich sowohl im Hochland als auch entlang des Küstengebietes aus und hat viele der nachfolgenden Kulturen beeinflusst.
Was Chavín tatsächlich war, ist bis heute unbekannt. Die Anlage gilt als das älteste Steinbauwerk in Peru. Die Steinklötze aus Granit stammen vom Kahuish-Pass und wurden zur Regenzeit herangeflößt. Sie umfasst zahlreiche Gebäude mit diversen Plattformen und Innenhöfen, die zum Teil durch unterirdische Gänge miteinander verbunden sind. Das Hauptbauwerk, von den Spaniern irrtümlicherweise „Castillo“ genannt, ist eine dreistöckige, quadratische Pyramide, mit einer Seitenlänge von 70 m und einer Höhe von etwa 15 m. Zum Schutz vor Erdbeben sind die Seitenwände um 7 Grad geneigt. Im Inneren befindet sich ein Labyrinth von kleinen Kammern, Treppen und Rampen, die durch unterirdische Gänge miteinander verbunden sind und waagrechte Ventilationskanäle aufweisen. Die Mauern waren mit steinernen Köpfen verziert, die teilweise gut erhalten bzw. restauriert sind. Archäologen meinen, dass es sich um Darstellungen von Opfern oder gefangener Feinde handelt. Die Steinreliefs zeigen Raubkatzen (evtl. Jaguare) in Verbindung mit Schlangen und Kondoren.
Im Zentrum des Bauwerks befindet sich der 4,5 m hohe Monolith „El Lanzón“, ein menschlich gestaltetes Gottesbild, das sich im Schnittpunkt kreuzförmiger Galerien befindet. Die Figur in der Form eines Messers mit dem Griff nach oben, zeigt ein Raubtiergesicht mit zahlreichen Schlangen zwischen den Zähnen. An den Haarenden und sogar vom Gürtel hängen Schlangen herab. Der Monolith ist die älteste Figur, die in dieser Gegend gefunden wurde. Weit jünger ist die Raimondi-Stele und der Tello-Obelisk, die sich heute im Archäologischen Museum in Lima befinden. Die darauf dargestellten Motive ähneln sich aber. Julio Tello, ein peruanische Archäologe, kam zur Ansicht, das Chavín verschiedene Kulturen bis zu den Inkas in einer religiösen Ideologie vereinte.
Diese Kultur kannte einfache Techniken zur Goldbearbeitung. Schlangenförmige Schmuckstücke und Goldplättchen in Form von stilisierten Raubkatzenmotiven wurden gefunden. Keramiken und Textilprodukte weisen ebenfalls Raubtiermotive auf.
Ähnliche Motive wurden in der nachfolgenden Moche-Kultur, aber auch in der Gegend um Tiahuanaco gefunden.
Die UNESCO erklärte 1985 Chavín zum UNESCO-Welterbe.
Literatur
- Harald Haarmann: Lexikon der untergegangenen Völker - von Akkader bis Zimbern. Beck, München 2005, ISBN 3-406-52817-1. S. 81-82
- Richard L. Burger: The prehistoric occupation of Chavin de Huántar, Peru. Univ. of California Press, Berkeley 1984, ISBN 0-520-09667-3.
- Richard L. Burger: Chavín de Huántar and Its Sphere of Influence. in: Helaine Silverman, William H. Isbell: Handbook of South American archaeology. Springer, New York 2008, ISBN 978-0-387-74906-8. S. 681-701
- Peter N. Peregrine: Encyclopedia of prehistory - South America. Kluwer Academic Publ., New York 2002, ISBN 0-306-46261-3. S. 38-57
- Christopher B. Donnan: Early Ceremonial Architecture in the Andes. Dumbarton, Washington 1985, ISBN 0-88402-135-1.
- Karen Olsen Bruhns: The First Civilizations: 2000-200 BC. in: Ancient South America. Cambridge Univ. Press, Cambridge 1994, ISBN 0-521-27761-2. S. 126-155
Weblinks
Commons: Chavín de Huántar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Eintrag in der Welterbeliste der UNESCO auf Englisch und auf Französisch
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