Jaguar

Jaguar
Jaguar
Jaguar (Panthera onca)

Jaguar (Panthera onca)

Systematik
Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Überfamilie: Katzenartige (Feloidea)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Großkatzen (Pantherinae)
Gattung: Panthera
Art: Jaguar
Wissenschaftlicher Name
Panthera onca
(Linnaeus 1758)
Ursprüngliche (rot und grün) und heutige Verbreitung (nur grün) des Jaguars
Jaguar in einer argentinischen Auffangstation
Ein Exemplar mit Melanismus (hier ist die Zeichnung teilweise erkennbar).
Jaguar

Der Jaguar (Panthera onca) ist die größte Katze des amerikanischen Doppelkontinents. Äußerlich sieht dieses Raubtier dem Leoparden der Alten Welt ähnlich.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Nach dem Tiger und dem Löwen ist der Jaguar die drittgrößte Raubkatze der Welt. Seine Kopf-Rumpf-Länge beträgt 112 cm bis 185 cm, hinzu kommt ein 45–75 cm langer Schwanz. Die Schulterhöhe liegt im Durchschnitt bei etwa 70 cm. Insgesamt ist er kräftiger und massiger gebaut als der Leopard, nur sein Schwanz ist deutlich kürzer als der des afrikanisch-asiatischen Verwandten. Das Körpergewicht schwankt zwischen 36 und 158 kg. Weibchen sind dabei etwa 10-20% kleiner als männliche Tiere. Darüber hinaus besteht eine recht große geographische Variationsbreite. Jaguare im Norden des Verbreitungsgebietes, in Nord- und Mittelamerika sind deutlich kleiner als Jaguare Südamerikas. So wiegen Männchen in Belize im Schnitt etwa 60 kg, während Jaguarmännchen in Venuzela und Brasilien im Schnitt 90-100 kg wiegen. Weibliche Jaguare in Brasilien wiegen im Schnitt fast 80 kg.[1]

Die Grundfarbe ist ein kräftiges Goldgelb, das manchmal ins Rötliche übergeht. Der Körper ist mit schwarzen Ringflecken übersät, die manchmal kleine Tupfen umschließen. Diese Flecken sind viel größer als die des Leoparden. Wie auch beim Leoparden ist Melanismus eine häufige Erscheinung. Er äußert sich in einem gänzlich schwarzen Fell. Die Schwärzlinge werden manchmal wie auch beim Leoparden als Panther bezeichnet.

Die im Regenwald lebenden Jaguare sind kleiner und meistens dunkler gefärbt als ihre in offenen Savannengebieten oder Sümpfen vorkommenden Artgenossen.

Verbreitungsgebiet und Lebensraum

Der Verbreitungsschwerpunkt des Jaguars liegt im amazonischen Regenwald. Außerdem gibt es Jaguare in ganz Süd- und Mittelamerika, von Mexiko bis nach Argentinien. Sie waren noch in historischer Zeit im Südwesten der USA verbreitet, wurden hier aber bei zunehmender menschlicher Besiedlung extrem selten und starben in den 1950ern fast restlos aus. Nordwärts erreichte der Jaguar in historischer Zeit mindestens den Grand Canyon[2]. Im Jahr 1963 wurde das letzte Exemplar auf US-Boden abgeschossen. Im Jahr 1996 konnte dann im Südwesten der USA erstmals wieder ein Jaguar nachgewiesen werden, seitdem wurden in New Mexiko und Arizona immer wieder Tiere festgestellt.

Das bevorzugte Habitat ist der tropische Regenwald, doch mitunter leben Jaguare auch in baumbestandenem Buschland oder in Schilfdickichten.

Lebensweise

Jaguare sind Einzelgänger, die in Abhängigkeit von möglicher Beute feste Reviere von 25 bis 150 km2 beanspruchen und sich überwiegend nur in Paarungsstimmung dem anderen Geschlecht nähern. Wegen ihres schweren Körperbaus können sie nicht gut klettern. Jedoch schwimmen sie gut und häufig. Untersuchungen mit Hilfe der Radiometrie stellten fest, dass Jaguare auch tagaktiv sind. Sie verbringen dennoch 40 bis 50 % des Tages ruhend.

Ernährung

Jaguare sind Anschleichjäger, die sich langsam an die Beute anpirschen und im Hinterhalt lauern. Nach einem kurzen Spurt erschlagen sie die Beute mit einem Prankenschlag und reißen sie zu Boden. Sie sind die einzigen Großkatzen, die ihre Beute töten, indem sie ihre Eckzähne in deren Schädel schlagen. Nach Vermutungen von Emmons (1987) hat sich der besonders kräftige Schädel entwickelt, weil damit gut geschützte Reptilien wie Schildkröten geöffnet werden können. Die Beute besteht aus Hirschen, Pekaris, Tapiren, Capybaras, Pakas, Gürteltieren und Agutis; Baumtiere wie Affen oder Faultiere fallen seltener einem Jaguar zum Opfer. Wo es Wasser gibt, erbeuten Jaguare auch Fische und sogar kleine Kaimane. Durch den Rückgang ihres natürlichen Lebensraums durch die Ausbreitung des Menschen und seiner Farmen reißen sie häufig auch Vieh. In die Enge getrieben, greifen sie auch Menschen an. Wissenschaftler haben festgestellt, dass Jaguare eigentlich alles fressen, was sie fangen können. So wurden über 85 verschiedene Tierarten in ihren Mägen gefunden. Sie fressen die erjagte Beute an einem geschützten Ort und vergraben die Reste dort sicher.

Fortpflanzung

Die Paarungszeit des Jaguars dauert das ganze Jahr an. In den nördlichen Verbreitungsgebieten ist sie auf die Zeit von Ende November bis Ende Januar eingeschränkt. Nach einer Tragzeit von etwa hundert Tagen bringt das Weibchen meistens im April oder Juni eines bis vier Junge zur Welt, die blind und mit wolligem, deutlich geflecktem Fell geboren werden. Die Aufzucht der Jungen nimmt vor allem die Mutter wahr, gelegentlich auch der Vater. Nach sechs Wochen ist der Nachwuchs etwa so groß wie eine Hauskatze und beginnt, seinen Eltern auf Streifzügen zu folgen. Die Jungen verlassen ihre Familie ab einem Alter von etwa einem bis zwei Jahren. Mit ca. drei Jahren wird ein Jaguar geschlechtsreif. Die Lebensdauer beträgt im Schnitt 10–12 Jahre in der Wildnis und 20–22 Jahre in Gefangenschaft.

Pumas

Jaguare und Pumas kommen oft gemeinsam im gleichen Verbreitungsgebiet vor. Wo dies so ist, jagen Pumas kleinere Tiere und meiden die Wassernähe und damit den Jaguar. Die beiden Raubkatzen gehen einander aus dem Weg und werden einander so nicht gefährlich.

Evolution und Systematik

Jaguar, Löwe, Tiger und Leopard bilden innerhalb der Gattung Panthera eine gemeinsame Klade, aus der der Jaguar als erste Abspaltung hervorging. Im frühen Pleistozän waren Jaguare weit über Europa und Asien verbreitet. Diese „Europäischen Jaguare“ werden oft als Unterarten des heutigen Jaguars betrachtet, bisweilen aber auch als eigene Arten aufgefasst. Dabei unterscheidet man eine frühere Form Panthera (onca) toscana und die spätere Form Panthera (onca) gombaszoegensis. Letztere ist noch am Ende des unteren Pleistozän vor etwa 0,8 Millionen Jahren im Kaukasusgebiet nachgewiesen. Frühe Jaguare wanderten vor etwa 1,9 bis 1,7 Millionen Jahren ostwärts und gelangten über die Beringstraße nach Nordamerika. Hier entwickelten sie sich vermutlich über den pleistozänen Amerikanischen Jaguar (Panthera onca augusta) zur heute lebenden Form. Pleistozäne Jaguare waren meist größer als die heutigen Formen. So dürfte etwa der Europäische Jaguar (P. o. gombaszoegensis) zwischen 90 und 210 kg gewogen haben. Der Afrikanische Kontinent scheint nie von Jaguaren besiedelt gewesen zu sein. Allerdings kamen dort vor 3,5 Millionen Jahren bereits große Pantherkatzen vor, die teilweise an Löwen, teilweise aber auch an Jaguare erinnern[3]. Im Pleistozän waren Jaguare in Nordamerika nördlich bis zum Bundesstaat Washington verbreitet.

Einige Unterarten des Jaguars wurden beschrieben, doch konnten diese nicht durch genetische Analysen bestätigt werden. Bei verschiedenen Jaguaren, die aus dem Gebiet zwischen Mexiko und Südbrasilien stammten, konnten keine deutlichen genetischen Unterschiede zwischen den verschiedenen Populationen festgestellt werden [4].

Jaguare und Menschen

Bei vielen indianischen Völkern hatte oder hat der Jaguar eine bedeutende Rolle in Erzählungen oder sogar als Gottheit. So verehrten die Maya einen Gott in Jaguargestalt, der als Beherrscher der Unterwelt gesehen wurde. Die Könige der Maya schmückten sich mit Jaguarfellen und Adelsfamilien machten den Jaguar zum Bestandteil ihres Namens, auch bei den Azteken war eine der obersten Kriegerkasten, die sogenannten Jaguarkrieger, in Felle von Jaguaren gehüllt.

Durch die zunehmende Zerstörung der Regenwälder und die damit verbundene Ausbreitung des Menschen wird der Jaguar als Viehräuber gejagt. Sein natürlicher Lebensraum hat sich in den letzten Jahrzehnten um fast 50 % verringert. Aus vielen Gebieten ist er bereits völlig verschwunden. Obwohl das Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen den Handel mit Jaguarfellen stark einschränkt, fallen immer noch viele Tiere Wilderern zum Opfer, da mit ihren Fellen hohe Gewinne auf dem Schwarzmarkt erzielt werden. Der Jaguar ist zwar noch nicht vom Aussterben bedroht, aber trotzdem einer ständig wachsenden Bedrohung ausgesetzt, so dass ein Rückgang der Bestandszahlen festzustellen ist. Tatsächlich existieren Berichte, es habe Jaguar-Angriffe auf Menschen gegeben; bei solchen Fällen wurden die Tiere jedoch stark gereizt oder in die Enge getrieben. Die meisten der Berichte belegen, dass es sich bei diesen Angriffen nur um Verteidigungsangriffe handelte. Die Angriffe blieben meist ohne Todesopfer.

Etymologie

In seinen heimischen Gebieten hat der Jaguar verschiedene spanische Namen: Jaguar, Yaguar, Yaguarete, Otorongo, Jaguarete, Tiger (el tigre) oder amerikanischer Tiger. Das Wort Jaguar kommt aus der südamerikanischen Sprachgruppe Tupí-Guaraní. Im Guaraní heißt es jaguareté „echter Jaguar“, während das Wort jagua(rá), ursprünglich „fleischfressender Vierfüßler“, nunmehr speziell für den importierten Hund verwendet wird.

Literatur

  • Ronald M. Nowak: Monotremata, Marsupialia, Insectivora, Dermoptera, Chiroptera, Primates, Edentata, Pholidota, Lagomorpha, Rodentia (Sciuromorpha). 6. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1999, ISBN 0-8018-2525-3 (Walker's Mammals of the World, Band 1), S. 831.
  • Louise H. Emmons: Comparative feeding ecology of felids in a neotropical rainforest. In: Behavioral Ecology and Sociobology Bd. 20, Nr. 4, 1987, doi:10.1007/BF00292180, S. 271–283.

Einzelnachweise

  1. Seymour, K.L.: Panthera onca. (PDF) In: Mammalian Species. 340, Nr. 340, 1989, S. 1–9. doi:10.2307/3504096. Abgerufen am 27. Dezember 2009.
  2. Determination That Designation of Critical Habitat Is Not Prudent for the Jaguar. Federal Register Environmental Documents (12. Juli 2006). Abgerufen am 30. August 2006.
  3. H. Hemmer, R.-D. Kahlke and A.K. Vekua (2001). The Jaguar - Panthera onca gombaszoegensis (Kretzoi, 1938) (Carnivora: Felidae) in the late lower pleistocene of Akhalkalaki (south Georgia; Transcaucasia) and its evolutionary and ecological significance. Geobios, Volume 34, Issue 4, 2001, Pages 475-486
  4. EDUARDO EIZIRIK, JAE-HEUP KIM, MARILYN MENOTTI-RAYMOND, PETER G. CRAWSHAW JR., STEPHEN J. O’BRIEN and WARREN E. JOHNSON: Phylogeography, population history and conservation genetics of jaguars (Panthera onca, Mammalia, Felidae). Molecular Ecology, Volume 10, Issue 1 (p 65-79) online abstract

Weblinks

 Commons: Panthera onca – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Jaguar – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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