Naga National Council

Naga National Council

Das Naga National Council war eine 1946 gegründete nationalistische politische Partei im nordöstlichen indischen Staat Assam, die Unabhängigkeit für die diversen Gruppen des Naga-Volkes forderte und deshalb, nach der indischen Unabhängigkeit, 1952 zu den Waffen griff. Unumstrittener Führer war Angami Zapa Phizo.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Council bestand zunächst aus 29 Repräsentanten der einzelnen Stämme, die erst seit dem Ersten Weltkrieg ein „Pan-Naga“-Nationalgefühl entwickelt hatten. Zunächst erreichten Aliba Imtie und T. Sakrhie (ermordet Januar 1956) unmittelbar vor der Unabhängigkeit ein Abkommen mit dem Gouverneur von Assam, Sir Akbar Hydari, das in neun Punkten eine Autonomie der Nagas sicherte. Als dieses gebrochen wurde, erklärte man noch am 14. August 1947 ein unabhängiges Nagaland. Es entstand die erste bewaffnete Organisation, die gegen die von der Zentralregierung beschlossene wirtschaftliche Benachteiligung[1] Assams, besonders in der Region Naga Hills, kämpfte. Seit 1956 nannte sich die Bewegung auch Naga Federal Government (NFG).

Unter der Verwaltung von Nari Rustomji gingen die Regierungstruppen mit Sondervollmachten[2] und in den 1950ern mit extremer Brutalität vor. Die Schaffung eines eigenen Bundesstaates Nagaland zum 1. Dezember 1963 genügte den Guerillas nicht, es sollte ein „Groß-Nagaland“ (Nagalim) errichtet werden. Nach 1964 kam es trotzdem immer wieder zu Waffenstillstandsabkommen. Ihr Vorsitzender steuerte sie seit 1958 aus dem Exil im englischen Bromley (Kent), wo er 1990 verstarb. Seine Leiche wurde in sein Heimatdorf überführt, wo die Beisetzung unter großer öffentlicher Anteilnahme stattfand.

Finanziert und bewaffnet wurde die Gruppe von Pakistan (1962-66) und ab April 1967 auch von China, nachdem der Chefdiplomat Thuengaling Muviah nach viermonatigem Fußmarsch mit 300 Mann durch den birmanischen Dschungel in Peking von Zhou Enlai empfangen wurde. Commander-in-Chief war 1953-63 Kaito Sukhai, dem nach Differenzen mit Phizo Mowu Angami nachfolgte. Kaito wollte den Schwenk Richtung China nicht mitmachen und putschte im Juli 1967, wobei es ihm gelang die Kriegskasse mit 110.000 Rs., alle 26 Funkgeräte und einen Großteil der Waffenlager unblutig unter seine Kontrolle zu bringen. Für die Phizo-Fraktion wurde der Nachschub und Ausbildung in China umso wichtiger. Kaitos Bruder Kukhato Sukhai,[3] der auf Phizos Seite blieb, verhandelte inzwischen für das NFG mit der Zentralregierung. Im Oktober versuchte das Parlament (Tatar Hoho) zwischen den Fraktionen zu vermitteln, im Endeffekt gelang es jedoch der Phizo-Fraktion die Kontrolle über die Organisation zu gewinnen. Abgelöst wurde auch der Außenminister Isaak Swu. Es folgten heftige Kämpfe zwischen beiden Fraktionen.[4]

Im Juni 1968 gab es bei der Erstürmung des NFG-Lagers bei Jotsoma durch die indische Armee 200 Tote. Nach der Ermordung von Kaito Sema[5] zog sich der Stamm der Semas aus der Organisation zurück. Sie formten mit der Kukhato-Fraktion das Revolutionary Government of Nagaland, das bald den bewaffneten Kampf aufgab.

Die 600 im Juli 1969 aus China zurückkehrenden Phizo-Kämpfer unter General Mwu von der birmanischen Armee angegriffen, etwa 300 erreichten Nagaland. Mwu wurde mit 162 Mann in einem RNG-Lager, wohl nach Verrat, von der indischen Armee gefangengenommen. Ein kleinerer zweiter Trupp unter Isaak Swu wurde in Birma ebenfalls stark dezimiert, es gelang ihm jedoch mit etwa 100 Mann nach Manipur zu entkommen.[6]

Die Baptisten-Kirche versuchte immer wieder vermittelnd einzugreifen, sie stand dabei den Nagas nahe. Indira Gandhi wies während der Notstandszeit in den 1970er Jahren in einem persönlichen Gespräch barsch sämtliche Autonomieforderungen zurück, nachdem sich eine dreiköpfige Kommission, der auch Jayaprakash Narayan angehörte, über Jahre um einen Ausgleich bemüht hatte. In der folgenden Militäroffensive wurde die Organisation in die Enge getrieben und begann in Verhandlungen zu treten, die im Shillong Accords 1975 endeten. Verhandlungsführer auf NNC-Seite war Kevi Yalley, der jüngere Bruder Phizos.

Nach der Unterzeichnung bildete sich das National Socialist Council of Nagaland, davon spaltete sich das radikalere National Socialist Council of Nagaland (Isak/Muviah) (NSCN(I/M)) ab und vertrieb die NNC bald aus ihren wichtigsten Stellungen. Unter der Führung von Vizol Angami entstand 1976 die friedensbereite UDF, die bereits nach den ersten Wahlen an der sie teilnahm an einer kurzlebigen Landesregierung beteiligt war.

Nach dem Tode Phizos übernahm sein Sohn Adino mit seinem Bruder Kivo die Leitung der Organisation, von der sich nach einigen Jahren das Naga National Council (Khodao) (NNC(K)) abspaltete (S 86-[7]). Die Reste der nach mehreren Absplitterungen stark geschwächten NNC operieren heute noch. Eine weitere Fraktion ist die NNC (Panger).

Siehe auch: Nagaland-Konflikt

Literatur

  • A. Lanunungsang Ao; From Phizo to Muivah: The Naga National Question; New Delhi 2002
  • Hazarika, Sanjoy; Strangers of the Mist: Tales of War and Peace from India's Northeast; New Delhi u.a. 1994
  • Horam, M.; Naga insurgency: the last thirty years; New Delhi 1988
  • International Work Group for Indigenous Affairs (Hrsg.); The Naga nation and its struggle against genocide; Kopenhagen 1986
  • Gordon P. Means; Cease-Fire Politics in Nagaland; in: Asian Survey, Vol. 11 (1971) No. 10, S 1005-28
  • Srikanth, H.; Thomas, C. J.; Naga Resistance Movement and the Peace Process in Northeast India; in: Peace and Democracy in South Asia, Vol. I (2005)

Einzelnachweise

  1. die unterentwickelte Region produzierte hochbesteuerten Tee und Öl, die Abgaben gingen jedoch an den Bund, ohne dass eine Garantiesumme verblieb. Hazarika (1994), S 64-80
  2. Assam Maintenance of Public Order (Autonomous Districts Act, 1953; Assam Disturbed Areas Act, 1955; besonders weitreichend: Armed Forces (Assam, Manipur) Special Powers Act, 1958; Nagaland Security Regulations, 1962 usw.
  3. alternative Schreibung: Kughato
  4. Means (1971), S 1110-
  5. Assam Tribune, 26. Juli 1968
  6. Means (1971), S 1113
  7. Hazarika, Sanjoy; Strangers of the Mist: Tales of War and Peace from India's Northeast; New Delhi u.a. 1994

Siehe auch

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Naga National Council — The Naga National Council was a political organization of Naga people, active from the late 1940s to the early 1950s. Under the leadership of Angami Zapu Phizo in the 1940s, it unsuccessfully campaigned for the secession of the Naga territory… …   Wikipedia

  • Naga (Volk) — Naga ist ein Sammelbegriff für über 30 Volksgruppen[1] im Nordosten des indischen Subkontinents. Sie verteilen sich auf die heutigen Bundesstaaten Nagaland (seit 1963), Assam, Manipur und Arunachal Pradesh. Ein kleiner Teil lebt auch in der… …   Deutsch Wikipedia

  • Naga nationalism — is an ideology that supports self determination by the Naga people, and furtherance of Naga culture.[1] See also Ethnic conflict in Nagaland Naga National Council Tripuri nationalism References ^ Laishram, Bidhan (2004 12 01) …   Wikipedia

  • National Socialist Council of Nagaland — Nationalist Socialist Council of Nagaland Founder Isak Chisi Swu, Thuingaleng Muivah, S.S. Khaplang. Founded 31 January 1980 Membership 4,500 fighters[1] website …   Wikipedia

  • Naga people — A Naga warrior in 1960 See Naga people (Sri Lanka) for the semi mythical people of Sri Lankan tradition. The term Naga people (Burmese …   Wikipedia

  • Naga Hills District, British India — The Naga Hills District was a former district of the Assam province of British India. Located in the Naga Hills, it was mainly inhabitated by the Naga tribes. The area is now part of the Nagaland state. History The Naga Hills district was created …   Wikipedia

  • National Association for Change — Al Jamaʿiyya al Waṭaniyya lit Taghyīr الجمعية الوطنية للتغيير Founder(s) Mohamed ElBaradei Type Pressure group Political group Founded February 2010 …   Wikipedia

  • Naga, Camarines Sur — City of Naga Ciudad nin Naga Lungsod ng Naga Seal Nickname(s) …   Wikipedia

  • Naga City, Camarines Sur — For the city in Cebu Province, see Naga City, Cebu. For other uses, see Naga. Infobox Settlement official name = City of Naga other name = Lungsod ng Naga native name = Ciudad nin Naga nickname = Heart of Bicol; An Maogmang Lugar (The Happy… …   Wikipedia

  • Metro Naga — is a metropolitan area composed of 14 municipalities centered around Naga City, Camarines Sur, Philippines. The MNDC covers most of 2nd district of the province of Camarines Sur, and part of its 1st, 3rd and 4th districts. Metro Naga …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”