- Nachwuchsoberliga
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Die Nachwuchsoberliga war eine Fußballliga in der DDR, die zwischen 1976 und 1983 existierte. In dieser Liga spielten die Nachwuchsspieler der Mannschaften, die in der betreffenden Saison in der Oberliga, der höchsten Spielklasse der DDR, vertreten waren.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung
Die DDR-Nachwuchsnationalmannschaft wies in den Jahren 1971 bis 1973 eine negative Bilanz aus. Von den in diesem Zeitraum ausgetragenen 34 Länderspielen wurden nur zwölf gewonnen, aber 13 verloren. Gleichzeitig wurde die Qualifikation für die Nachwuchseuropameisterschaft 1972 verpasst. Die dem Juniorenalter entwachsenen Spieler sollten in der Regel in den zweiten Mannschaften der Oberligavertreter an den Männerbereich herangeführt werden. Zu diesem Zweck konnten die zweiten Mannschaften bis in die zweitklassige DDR-Liga aufsteigen. In den elf oder zwölf Mannschaften umfassenden fünf Ligastaffeln war das Niveau jedoch schwach, so dass die zweiten Teams der Oberligisten kaum gefordert wurden. Durch die sich ständig wechselnden Aufstellungen verzerrten die zweiten Mannschaften zudem den Wettbewerb und sie verdrängten traditionsreiche Gemeinschaften aus der Provinz. In der Saison 1973/74 spielten z. B. in der Ligastaffel D bei zwölf Teilnehmern vier zweite Mannschaften.
Diese Gründe führten dazu, dass der DDR-Fußballverband mit der Saison 1976/77 die Nachwuchsoberliga einführte. Startberechtigt waren die Nachwuchsmannschaften der 14 Oberligisten der Saison 1976/77. Dies waren alle elf Fußballclubs (einschließlich der SG Dynamo Dresden) sowie die Reserven der drei Oberliga-Betriebssportgemeinschaften Sachsenring Zwickau, Wismut Aue und Stahl Riesa.
Dies hatte zur Folge, dass in der DDR-Liga zur Saison 1976/77 zehn zusätzliche Plätze frei wurden (die Zweitvertretungen von Lokomotive Leipzig, Rot-Weiß Erfurt, Union Berlin und Hansa Rostock spielten 1975/76 noch in der Bezirksliga) und dadurch aus den fünf Staffeln der DDR-Liga nur jeweils eine Mannschaft absteigen musste.
Verlauf
Der Spielbetrieb der Nachwuchsoberliga verlief parallel zur DDR-Oberliga. Spielberechtigt waren Spieler bis zum 21. Lebensjahr. Pro Spiel durften zusätzlich zwei ältere Akteure eingesetzt werden. Die Nachwuchsspiele fanden als Vorspiel zu den Oberligabegegnungen statt. Es wurde zwar ein Meister ermittelt, über den Abstieg entschied jedoch das Abschneiden der ersten Mannschaft. Stieg diese aus der Oberliga ab, wurde ihre zweite Mannschaft von der Nachwuchsoberliga in die Bezirksliga versetzt. Parallel dazu wechselten die Zweitvertretungen der Oberliga-Aufsteiger in die Nachwuchsoberliga. Diese Regelung führte zu kuriosen Ergebnissen: So musste beispielsweise die zweiten Mannschaft von Vorwärts Frankfurt 1978 absteigen, obwohl sie mit einem Punkt Rückstand auf den Lokomotive Leipzig Vizemeister in der Nachwuchsoberliga geworden war. Nachdem die erste Mannschaft der Frankfurter den sofortigen Wiederaufstieg schaffte wurde die zweite Mannschaft wieder in die Nachwuchsoberliga eingegliedert und 1980 auf Anhieb erneut Vizemeister.
Der Nachwuchs von Dynamo Dresden entwickelte sich zur erfolgreichsten Mannschaft während der sieben Spielzeiten laufenden Nachwuchsoberliga mit zwei Meistertiteln und zwei Vizemeisterschaften.
Saisonübersichten Saison Meister Vizemeister 1976/77 1. FC Lokomotive Leipzig Dynamo Dresden 1977/78 1. FC Lokomotive Leipzig Vorwärts Frankfurt/Oder 1978/79 Dynamo Dresden Berliner FC Dynamo 1979/80 Rot-Weiß Erfurt Vorwärts Frankfurt/Oder 1980/81 Berliner FC Dynamo Dynamo Dresden 1981/82 Vorwärts Frankfurt/Oder Dynamo Dresden 1982/83 Dynamo Dresden Berliner FC Dynamo 1989/90 Hansa Rostock Dynamo Dresden 1990/91 FC Berlin Carl Zeiss Jena Abwicklung
Im Zuge der Einrichtung der Nachwuchsoberliga wurde die Struktur der Juniorenoberliga geändert. Bis dahin war der Spielbetrieb wie in der künftigen Nachwuchsoberliga geregelt, jede DDR-Oberligamannschaft war auch mit einem Team in der Juniorenoberliga vertreten. Während der Existenz der Nachwuchsoberliga wurde die Oberliga der Junioren nur von den elf Fußballclubs der DDR einschließlich der SG Dynamo Dresden gebildet, Absteiger gab es nicht. Wie zuvor im U-23-Bereich hatte auch diese Regelung negative Auswirkungen. Die Junioren-Nationalmannschaft konnte sich zwischen 1981 und 1984 viermal nicht für die Junioren-Europameisterschaft qualifizieren. Daher kehrte der DDR-Fußballverband nach der Saison 1982/83 zur Regelung vor 1976 zurück. Für die Junioren galt nun der Spielbetrieb analog der DDR-Oberliga, und die Nachwuchsoberliga-Mannschaften wurden wieder den Status einer 2. Mannschaft zurückversetzt und zunächst in die Bezirksligen eingestuft mit der Option der Aufstiegsberechtigung in die DDR-Liga. 1989 wurde die Nachwuchsoberliga noch einmal für zwei Jahre wiederbelebt, sie löste die Juniorenoberliga ab. Nach der Auflösung der DDR/NOFV-Oberliga zum Ende der Saison 1990/91 wurde auch die Nachwuchsoberliga endgültig eingestellt. Letzter Nachwuchs-Fußballmeister wurde der FC Berlin, der Nachfolgeverein des BFC Dynamo.
Literatur
- Carsten Töller (Hrsg.): Fußball in Deutschland seit 1945. Eigenverlag, Mettmann 2009.
- DDR-Sporttageszeitung Deutsches Sportecho, Jahrgänge 1976 – 1991
- div. Tageszeitungen am 3. Juni 1991
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