- Nancy-Affäre
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Die Nancy-Affäre, auch Affäre von Nancy genannt, bezeichnet die Meuterei der Garnison der französischen Stadt Nancy vom 5. bis zum 31. August 1790. Sie steht exemplarisch für den Konflikt zwischen revolutionären Soldaten und konterrevolutionären Offizieren während der Zeit der Französischen Revolution.
Inhaltsverzeichnis
Verlauf
Die Garnison der Stadt setzte sich aus drei Regimentern (régiment du Roi, régiment de Mestre-de-Camp Général und régiment suisse de Châteauvieux) zusammen, deren Soldaten dem örtlichen Jakobinerklub und der Nationalgarde nahe standen. Die von den Soldaten gebildeten Ausschüsse waren mit den Offizieren über Fragen der Soldauszahlung und Verwaltung der Regimentskassen in Konflikt geraten[1]. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, wurden die Offiziere eingesperrt, darunter auch ein General. Am 18. August erreichte den Marquis de Bouillé in Metz die Aufforderung der Nationalversammlung und des Marquis de La Fayette, die Meuterei zu beenden. Daraufhin marschierte de Bouillé am 31. August mit 4500 Mann, wovon ein Drittel Nationalgardisten aus Metz waren, nach Nancy.
Zwei Regimenter ergaben sich kampflos, nur das Schweizer Regiment war nicht bereit die Waffen niederzulegen. Daraufhin entbrannte ein heftiger Barrikadenkampf. Quellen sprechen von 89 bis 500 Toten, darunter auch einige Zivilisten. Nach einigen Stunden war das Regiment besiegt und die Meuterer wurden festgenommen. In der Folge wurden von Bouillé drakonische Strafen verhängt, zwischen 22 und 42 Todesurteile wurden sofort vollstreckt und 41 Soldaten zu Galeerenstrafen verurteilt. Während der Gefechte wurde der Leutnant André Désilles getötet. Er stellte sich zwischen die Meuterer und die Truppen de Bouillés, um ein Blutbad zu verhindern. Dabei soll er sich vor eine Kanone gestellt und gerufen haben: « Ce sont des Français, vos amis et vos frères […] Le boulet ne parviendra que teint de mon sang.[2] » (deutsch: „Das sind Franzosen, eure Freunde und Brüder […] Die Kugel wird nur mit meinem Blut befleckt ankommen.“)
Folgen
Das Schicksal des jungen Offiziers und die harten Strafen für die Meuterer bewegten ganz Frankreich und nährten die Angst vor einer militärischen Konterrevolution. Während die Nationalversammlung noch am 3. September de Bouillé schriftlich gratulierte, verlangten aufgebrachte Pariser die Absetzung der Verantwortlichen. In der Folgezeit wurde, auch von gemäßigter Seite, vom «massacre de Nancy» gesprochen und die Hauptschuld für die Todesopfer dem überharten Vorgehen de Bouillés zugesprochen.
Heute erinnert ein 1867 in porte Désilles umbenannter Triumphbogen an die Kämpfe und den Leutnant.
Weblinks
- Pierre Le Bastart de Villeneuve: André Desilles, un officier dans la tourmente révolutionnaire, 1977
- Gemälde im Musée Lorrain de Nancy
Einzelnachweise
- ↑ Wolfgang Kruse: Die Erfindung des modernen Militarismus, 2003 S.51ff
- ↑ http://www.significative.fr/wp-content/uploads/file/Andre_Desilles_DOSSIER_DE_PRESSE.pdf Prospekt für das Wohnheim André Désilles, S.13 (PDF-Dokument)
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