Neudeckerhof

Neudeckerhof
Neudeckerhof

Der Neudeckerhof ist ein Gebäude im Bezirksteil Nussdorf im 19. Wiener Gemeindebezirk Döbling, Hackhofergasse 1. Er leitet seinen Namen vom alten Neudecker Lehen (ursprünglich: Neudegg) ab, einem lehenbaren Rittergut. Erstmals schriftlich nachgewiesen werden kann das Gebäude ab 1542 durch den Besitzer Hanns von Neudegg.

Geschichte

Der Hof dürfte bereits früher gebaut worden sein, wurde aber spätestens 1529 bei der Erste Wiener Türkenbelagerung, wie alle anderen Häuser in den Vororten Wiens, durch die Bewohner selbst zerstört.

Eine der älteren, aber sehr fraglichen Quellen, beschreibt an der heutigen Stelle ein vierkantiges Schloss mit vier Türmen, Gräben und Ringmauern. Im November 1462 diente dieses Schloss angeblich Viktorin (Münsterberg und Troppau) (Sohne des Böhmen-Königs Georg von Podiebrad) als Hauptquartier für einen Teil des Entsatzheers, das dem belagerten Kaiser Friedrich III. zu Hilfe kam. Allerdings wird diese Legende bezweifelt, da Viktorin nach anderen Darstellungen von der anderen Seite Wiens (über Fischamend) in die Stadt kam.

1583 besaß Michael Pessport den Wiener Neudeckerhof und nach ihm 1594 Hieronymus von Wurmbrand.

Im Jahre 1617 scheint Hanns Christoph Freiherr von Wol(l) als Besitzer auf, der zuvor 1576 sieben Jahre lang im Auftrag des Kaisers im osmanischen Reich gelebt hatte.

1628 wurde der Neudeckerhof schließlich von Johann Balthasar II. von Hoyos erworben.

In der Folge wechselt der Neudeckerhof mehrfach seine Besitzer und wurde 1681 an die Brüder Dominik Ignaz, Anton Leopold und Joseph Ignaz Grafen von Pötting verkauft. Etwas früher, um 1675, wurden in der Umgebung zahlreiche Gaststätten, Herbergen für Händler und eine Mautstelle eingerichtet. Der heutige Nussdorfer-Platz in unmittelbarer Nähe diente als Umschlagplatz für Getreide, Salz, Tiere und Tierprodukte, Obst sowie Ton- und Holzwaren. Der Neudeckerhof diente in dieser Zeit wohl auch als Lager und Verladestelle.

1683 dürfte der Neudeckerhof schließlich in der Schlacht am Kahlenberg, während der zweiten Wiener Türkenbelagerung erheblich beschädigt worden sein.

Wie aus der Datierung eines Dachbalkens hervorgeht, wurde das Gebäude 1684 renoviert und erweitert.

Zehn Jahre später verkaufte Graf Anton von Pötting der Neudeckerhof an die Benediktinerabtei Unserer Lieben Frau zu den Schotten in Wien.

Bis ins 19. Jahrhundert war der Gebäudekomplex im Besitz der römisch-katholischen Kirche, verlor aber mit der Donauregulierung bald aber seine Bedeutung als Handelsplatz.

Mit zunehmender Bekanntheit Nussdorfs als Weingegend wurde die Umgebung des Neudeckerhofes bald zum Ausflugsziel der Wiener in der Monarchie. Vor 1901 kam das Gebäude im Besitz der Familie Lerch und wurde als Gasthaus zu den drei Adlern bekannt.

Im 20. Jahrhundert wurde der Neudeckerhof unterschiedlich wirtschaftlich genutzt und war Ende der 1990er Jahre eine Möbelhandlung. Um die Jahrtausendwende wurde das Gebäude renoviert, neu belebt und als Unternehmerzentrum ausgebaut.

Seit 2010 beherbergt das Gebäude mehrere Büros und wird als Büro Center Neudeckerhof verwaltet. Das Gebäude selbst befindet sich in Privatbesitz.

Literatur

  • Franz Xaver Schweickhardt Ritter von Sickingen: Darstellung des Erzherzogthums Oesterreich unter der Ens, Wien 1831
  • Verein für Geschichte der Stadt Wien: Berichte und Mittheilungen des Alterthums-Vereines zu Wien, Band 3, Wien 1853

Weblinks

 Commons: Neudeckerhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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