Neue Synagoge (Dresden)

Neue Synagoge (Dresden)
Neue Synagoge Dresden
Neue Synagoge und Jüdisches Gemeindezentrum Dresden mit Angabe des Standortes der Alten Synagoge

Die Neue Synagoge wurde nach Plänen der Architekten Wandel, Hoefer und Lorch + Hirsch im Jahre 2001 fertiggestellt und befindet sich am Hasenberg 1 in Dresden. Der Neubau wurde 2002 als Europäisches Gebäude des Jahres gewürdigt. Die Neue Synagoge ist ein „in sich nach Osten gedrehter Kubus“ [1], wobei die „gewählte Würfelform … sich an den ersten Tempeln der Israeliten[1] orientiert.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1997 wurde ein internationaler Wettbewerb für den Komplex aus Synagoge und Gemeindezentrum ausgeschrieben. Die jüdische Gemeinde Dresden entschied sich für den drittplatzierten Entwurf vom Saarbrücker Architektenbüro Wandel, Hoefer und Lorch[2] + Hirsch.

Beschreibung

Die Neue Synagoge und das Gemeindezentrum besteht aus zwei gegenüberliegenden, aufragenden Kuben aus „massivem Formstein mit Sandsteincharakter“ [1] Ein Vernunftsrationalismus und die abstrakte Moderne prägen den Gebäudekomplex.

Gemeindezentrum

Äußeres

Südlich der Synagoge steht das etwas niedrigere Gemeindezentrum, bestehend aus einem 1400 m² großen 3-geschossigen Funktionalbau mit Foyer. Die Gemeinderäume haben zum Hof hin eine große Glasfront. So „öffnet sich [der Bau] wie ein Guckkasten zum öffentlichen Hof.“[3] 39 kleine Fenster gliedern die Fassade zu den drei Straßenseiten hin.

Innenraum

Das Gemeindezentrum dient der Gemeinde als Mehrzweckgebäude und soll zugleich ein „Haus der Begegnung mit dem Judentum“ [1] sein. So finden dort auch Veranstaltungen Konzerte statt. Im großen Gemeindesaal des Zentrums haben 300 Personen Platz. In den beiden Obergeschossen befindet sich eine Bibliothek, Verwaltungsräume, ein Sitzungszimmer und Schulungsräume. Auch das Arbeitszimmer des Rabbiners ist dort zu finden.

Neue Synagoge

Gedenkstein an die alte, 1938 zerstörte Alte Synagoge

Äußeres

Der Bau ist in gefärbtem Beton (massive Formsteine) mit „Sandsteincharakter, analog der Klagemauer Jerusalem“ [1] errichtet worden. Die grau-gelbliche Färbung und die Struktur des Gebäudes passen sich gut in die Sandstein-Architektur der Dresdner Altstadt ein.

Das Gebäude ist 24 Meter hoch. Die Fassade besteht aus 34 Schichten aus Formsteinmauerwerk, wobei jede Schicht gegenüber der unteren leicht verdreht ist. Während die untere Steinschicht sich an das Grundstück orientiert, erreicht die oberste Steinschicht in 24 Metern Höhe eine exakte Ausrichtung nach Osten. Mit diesem Kunstgriff sind optimale Ausnutzung des schmalen Grundstücks (nach dem Krieg durch Brückenneubau verkleinert) und notwendige Ausrichtung nach den Himmelsrichtungen verbunden. Die Dynamik der Drehung relativiert die Monumentalität des Baukörpers, und durch die versetzten Steine ergeben sich interessante Verschattungen.

Das Eingangsportal besteht aus einer zweiflügligen Holztür von 2,2 Meter Breite und 5,5 Meter Höhe. In goldenen hebräischen Lettern wurde die Inschrift angebracht, die auch bei der alten Synagoge zu lesen war: „Mein Haus sei ein Haus der Andacht allen Völkern.“ Über dem Portal wurde der original erhaltene Davidstern angebracht, den der Dresdner Feuerwehrmann Alfred Neugebauer nach den Novemberpogromen 1938 gerettet hatte.

Innenraum

Im Osten des Innenraums befindet sich der Toraschrein (Aron ha-Qodesch), wo die Torarollen aufbewahrt werden, das Podium mit dem Vorbeterpult (Bima), die Ampel (Ner Tamid) und eine Orgel.

„Die Synagoge verdeutlicht das Begriffspaar Tempel und Zelt als architektonische Grunderfahrung des Judentums.“ Deswegen ist das Innere als Raum („Zelt“) im Raum („Tempel“) konstruiert. Von der Decke abgehängt, bildet ein baldachinartiges Zelt aus Metallgewebe den eigentlichen Versammlungsraum, das am Deckenraster ausgerichtet und damit geostet ist. Das Gewebe stellt ein „symbolisches Stiftszelt aus Metallgeflecht“ dar[1]:

Gerade dieser festliche, golden flirrende Vorhang, der die betende Gemeinde wie ein schützendes Tuch umschließt, birgt eine wunderschön lyrische Poesie. Er symbolisiert zudem das Flexible, Aufbrechende des Judentums, während der steinerne Tempel an sich das ewig Währende, Unauslöschliche des jüdischen Glaubens zum Ausdruck bringt. Tempel- und Zeltmotive also als architektonische Grunderfahrung des Judentums.

Literatur

  • Ingeborg Flagge: Dresden, Stadtführer zeitgenössischer Architektur. Das Beispiel, Darmstadt 2004, ISBN 3-935243-48-0..
  • Doppelte Zerstörung – Neubau für die Synagoge in Dresden. In: das bauzentrum. Städteheft Dresden, 5, 2000, S. 44–46.
  • Hubertus Adam: Markstein im Elbpanorama. In: archithese: Gestaltung als Obsession. Nr. 6, 2001, S. 66–71.
  • Dankwart Guratzsch: Im Inneren des Tempels ein goldenes Zelt. In: Die Welt, 9. November 2001.
  • Gottfried Knapp: Ein Haus der Andacht allen Völkern. In: Süddeutsche Zeitung, 13. November 2001.
  • DAM Architektur Jahrbuch 2002. Prestel, München 2002.
  • Synagoge in Dresden. In: Detail: Konzept Sakrale Bauten. Nr. 9, 2004, S. 960f.
  • Roman Holleinstein: Selbstbewusste Monumente – Anzeichen einer neuen Blüte der Synagogenarchitektur in Deutschland. In: Neue Zürcher Zeitung, 21. Mai 2005.
  • Manuel Herz: Das institutionalisierte Experiment – Architektur mit jüdischem Bezug in Deutschland. In: Neue Zürcher Zeitung, 21. Mai 2005.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f http://www.das-neue-dresden.de/synagoge.html
  2. [1] Kulturportal Frankfurt zum World Architecture Award 2002
  3. Flagge, S. 22 (Synagoge)

Weblinks

 Commons: Neue Synagoge Dresden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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