Niechorze

Niechorze

Niechorze (deutsch Horst oder - bis 1945 amtlich - Horst-Seebad) ist ein Fischerdorf und Seebad in der polnischen Woiwodschaft Westpommern.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage und Verkehrsanbindung

Niechorze (Horst-Seebad) und Umgebung.
Eiersberger See (Liwia Luźa) mit dem Abflusskanal Lieblose.
48 Meter hoher Leuchtturm, seit 1866 das Wahrzeichen von Horst.

Niechorze (Horst) liegt an der Ostseeküste zwischen dem Meer und dem Eiersberger See (Liwia Łuźa) in Hinterpommern. Nachbarorte sind die Dörfer Rewal (Rewahl) im Südwesten, Pogorzelica (Fischerkaten) im Nordosten und Lędzin (Lensin) im Süden.

Die Ortschaft liegt ca. 2 Kilometer nördlich der Landstraße 102, die von Świnoujście (Swinemünde) nach Trzebiatów (Treptow a. d. Rega) führt. Die Greifenberger Kleinbahn von Gryfice (Greifenberg) führte von 1896 bis 1905 auf 750 mm-Spur, seitdem meterspurig am südlichen Rand der Ortschaft entlang. Dort befindet sich auch die Haltestelle.

Geschichte

Horst gehörte früher zu einer Vogtei. Im 15. Jahrhundert wurde der Ort einmal bekannt, weil hier eine Gruppe Greifswalder und Stralsunder Bürger im Zusammenhang mit einem Rechtsstreit eine Jagdgesellschaft des Herzogs Erich II. gefangengenommen hatte.[1] Über den Eklat verfasste der zeitgenössische Greifswalder Bürgermeister Heinrich Rubenow einen Bericht in Versform.[2]

Horst bestand ursprünglich aus den beiden Dörfern Groß-Horst und Klein-Horst, die zum Domkapitel Cammin gehörten.[3] Im Jahr 1784 war Groß-Horst ein Bauerndorf mit acht Halbbauern, drei Kossäten und einem Schulmeister und hatte 14 Feuerstellen. Außer Landwirtschaft wurde Fischerei im Eiersberger See (Liwia Luźa) betrieben. Zur gleichen Zeit war Klein-Horst ein Fischerdorf mit 22 Fischerkaten, einem Schulmeister und 23 Feuerstellen.[4]

Die beiden Dörfer sind seit dem Jahr 1897 zu dem Badeort mit dem amtlichen Namen Horst-Seebad zusammengelegt worden. Seine Eignung als Seebad verdankt die Ortschaft nicht zuletzt hohen Lehmufern, die sie gegen Westwinde schützen. Im Süden grenzen die beiden Dörfer an weite Wiesenflächen, im Westen und Osten an Kiefernwälder und im Südosten an den zwei Kilometer langen, zum Teil verschilften Eiersberger See. Der Eiersberger See hat einen Abfluss in die Ostsee, der Lieblose genannt wurde und über den eine Straßenbrücke in Richtung Fischerkaten führt.

Wahrzeichen von Horst ist der 1866 auf dem höchsten Punkt des bewaldeten Steilufers errichtete 48 Meter hohe Leuchtturm. Er ist durch wasserbauliche Schutzvorrichtungen vor Unterwaschungen geschützt. Zu seiner Laterne (Blinkfeuer) führt eine steile Treppe mit 200 Stufen. Von seiner Galerie aus beträgt die Sichtweite bei durchschnittlichen Sichtverhältnissen rundum etwa 50 Kilometer. Bei besonders guter Sicht ist am Horizont im * Meer die 85 Kilometer entfernte Insel Bornholm zu erkennen.

Das Seebad liegt im sogenannten ‚karierten Land‘, einer Region in Hinterpommern, deren Erscheinungsbild in besonderem Maße von Fachwerkhäusern geprägt ist. In Horst sind etliche dieser etwa 200 bis 300 Jahre alten Fachwerkhäuser erhalten geblieben. Im Nachbardorf Fischerkaten, das über die Lieblose-Brücke zu erreichen ist, hatten sich zwischen den beiden Weltkriegen vor allem Berliner Bürger Ferienhäuser errichten lassen.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Horst-Seebad im Frühjahr 1945 von der Roten Armee erobert und anschließend unter polnische Verwaltung gestellt. Es begann die Zuwanderung von Polen. Im Zeitraum bis etwa 1947 wurde die deutsche Bevölkerung aufgrund der Bierut-Dekrete von den Neusiedlern vertrieben. Der deutsche Ort, der in Niechorze umbenannt wurde, gehört heute zur Landgemeinde Rewal.

Infrastruktur und Umgebung

Horst-Seebad hat eine Infrastruktur mit einigen Hotels, Pensionen, Fremdenzimmern in Privathäusern und einem Camping-Platz. Am östlichen Dorfrand befindet sich ein Fischereimuseum. Es gibt einen modernen Sportplatz mit Kunstrasen, einen Park mit mehreren Fahrgeschäften sowie das 2009 eingeführte Fahrradverleihsystem 'Rewal Bike System' [5].

Im Osten des Dorfs hört das hohe Steilufer, das sich von Klein-Dievenow her an der Ostseeküste entlangzieht, vollständig auf und geht in gewöhnliche Dünenbildung über. An dem Küstenstreifen östlich von Horst bis Kolberg treten die sogenannten Wanderdünen auf.

Entwicklung der Einwohner- und Gästezahlen

  • 1910: 400 Einwohner, 1873 Badegäste[6]
  • 1923: 400 Einwohner, 3000 Badegäste[7]

Sehenswürdigkeiten

Fischereimuseum
  • Leuchtturm, mit Weitsicht über die Ostsee und das Hinterland (während der Saison täglich geöffnet von 10 bis 18 Uhr).
  • Fischereimuseum, mit im Garten aufgebockten Booten und Fischkuttern.
  • Wanderdünen, an der Küste östlich des Dorfes.

Verweise

Einzelnachweise

  1. Roderich Schmidt: sind Das historische Pommern: Personen - Orte - Ereignisse. 2. Auflage, Böhler, Köln 2009, ISBN 978-3-412-20436-5, S. 525 ff. (eingeschränkte Vorschau).
  2. Pommersche und Rügische Geschichtsdenkmäler. 2. Band (Theodor Pyl, Hrsg.), Greifswald 1867, S. 118 ff.
  3. Nachtrag zur Beschreibung des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern (Christian Friedrich Wutstrack, Hrsg.). Stettin 1796, S. 153, § 380.
  4. Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpoemmern (Ludwig Wilhelm Brüggemann, Hrsg.). Band 1, Stettin 1784, S. 52, Nr. 11 und Nr. 12.
  5. Rewal Bike System, Gminy Rewal, 16. Juli 2009. Abgerufen am 3. August 2011.
  6. Meyers Reisebücher: Ostseebäder und Städte der Ostseeküste. 4. Auflage, Bibliographisches Institut, Leipzig und Wien 1910, S. 135-136.
  7. Meyers Reisebücher: Deutsche Ostseeküste. Teil II: Rügen und die pommersche Küste mit ihrem Hinterland. 2. Auflage, Bibliographisches Institut, Leipzig 1924, S. 162-163.

Weblinks

 Commons: Niechorze – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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