- Oberer Eisenhammer
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Der Obere Eisenhammer im Ortsteil Exten der Stadt Rinteln ist ein wertvolles kulturhistorisches Industriedenkmal. Die Gründung geht auf die Jahre um 1710 zurück. Bis in die 50er Jahre des 20.Jahrhunderts wurden hier noch von erfahrenen Blankschmieden Spaten, Hacken und Werkzeuge unter einem wasserangetriebenen Schwanzhammer in Handarbeit geschmiedet.
Geschichte
Im 14. Jahrhundert wurde die „Mühlenexter“ angelegt, die die Mühle des Jakobiklosters und den Stadtgraben von Rinteln mit Wasser versorgte. 1477 wird in Chroniken erwähnt, dass in Exten Wassermühlen als Kornmühlen betrieben wurden. Selbst in trockenen Jahren, z. B. während der großen Dürre von 1512, führte die Exter noch ausreichend Wasser um die Mühlräder anzutreiben.
Die Eisenhämmer wurden in der Nähe der Ellermühle aufgebaut. Über den Hammergraben wurde Wasser auf die Mühlräder geleitet, die die Schwanzhämmer antrieben. Später wurden Federhämmer genutzt, die bis zu 120 kg Fallgewicht aufwiesen. In der Hauptsache wurden zunächst Strohmesser, Sensen, Spaten und Schaufeln hergestellt; jährlich bis zu 900 Stück.
Ende des 19. Jahrhunderts kam immer mehr Konkurrenz insbesondere durch die mit modernen Maschinen arbeitende Solinger Industrie auf. 1902 entstand das Elektrizitätswerk Extenia, nachdem anstelle des Wasserrades eine Turbine eingebaut worden war. Die Zentrale wurde auf dem Kretzerschen Eisenhammer errichtet und von dort die Leitung ins Dorf verlegt. Das Werk versorgte das Dorf bis in die 1930er Jahre mit Licht- und Kraftstrom. Fortan wurden über elektromotorisch angetriebene Transmissionen Feder- und Falthämmer sowie Scheren und Stanzen genutzt.
Um 1910 schlossen die beiden letzten Messerfabriken, so dass von der einst blühenden Exter Eisenindustrie nur 2 Eisenhämmer übrig blieben. Das Rohmaterial kam jetzt vornehmlich aus den Walzwerken aus Peine und Schleifsteine aus Süddeutschland. Schaufeln, Spaten, Äxte, Beile und Gartengeräte wurden danach noch hergestellt. Etwa 1953 wurde der letzte Schwanzhammer aus dem Gebäude entfernt. Danach wurden mit moderneren Maschinen etwa 70-80 Spaten am Tag hergestellt.
Gebäude
Das Hammergebäude ist etwa 1710 errichtet worden. Das Eichen-Fachwerkgebäude mit Krüppelwalm-Satteldach steht auf einem Bruchsteinsockel. Es ist nahezu unverändert erhalten.
Ausführung in einem Gutachten von Bauassessor Dr.-Ing. F.H. Sonnenschein 1979. Damals als leitender Landesbaudirektor tätig:
"Für den Weserraum stellt das Objekt ein äußerst wichtiges "Leitfossil" der Technikgeschichte dar, das auch auf Bundesebene vorrangig einzuordnen wäre .... Aufgrund des Besichtigungsbefundes muss festgestellt werden, dass es sich bei der historischen Hammerschmiede "Oberer Eisenhammer" um ein wertvolles technisches Kulturdenkmal Erster Ordnung handelt .... Es sollte daher unter allen Umständen versucht werden, das Objekt in situ zu erhalten und allen interessierten Kreisen als Museumsobjekt zugängig zu machen."
Die Wasserräder liefen vom Haupteingang gesehen links des Gebäudes. Sie wurden über den rückwärtig gelegenen Stauteich mit Wasser angetrieben. Dieses wurde über einen Hammergraben von der nahegelegenen Exter her permanent eingeleitet. Rechts des Gebäude war eine Turbine zur Stromerzeugung eingebaut. Das letzte Wasserrad wurde in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts entfernt, der Turbinenschacht zugebaut.
Seit etwa 30 Jahren bemüht sich der „Verein für Heimatpflege und Kultur Exten e.V.“ durch alle politischen Gremien und Instanzen hindurch den Oberen Eisenhammer als Industrie- und Baudenkmal zu erhalten, die Technik aus der Gründungszeit der Hämmer von 1710 mit Wasserrädern, Schwanzhammer und großem ledernen Blasebalg wiederherzustellen und das Gebäude als Museum herzurichten. Die technischen Gerätschaften und Arbeitswerkzeuge sind weitestgehend erhalten und eingelagert. Das ist allerdings nur ein kleiner Erfolg, denn das Gebäude verfällt weiterhin. Derzeit sind Holzschäden im Fachwerk und abgängige Bruchsteinsockel vorzufinden. Fachwerkergänzungen werden erforderlich, sowie Fenster, Türen und Gefache (Lehmflechtwerk) müssen restauriert bzw. wiederhergestellt werden. Der Stauteich muss zum Gebäude hin abgedichtet werden. Die Wasserzuläufe und deren Anlagen müssen instandgesetzt werden. Im Wasserradschacht plätschert das Wasser ungenutzt herunter. Der Hammergraben ist verschlammt und wächst langsam zu. Das Einlaufbauwerk wurde durch ein Hochwasser 2007 stark beschädigt.
Weblinks
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Kategorien:- Industriedenkmal
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