Palácio dos Marqueses de Fronteira

Palácio dos Marqueses de Fronteira


Der Palast um 1850

Palácio dos Marqueses de Fronteira (Palast der Marquis de Fronteira) ist ein Palast im Lissaboner Stadtteil São Domingos de Benfica, am Largo de São Domingos de Benfica, unterhalb der Serra de Monsanto. Er gilt als beeindruckendes Beispiel der portugiesischen Renaissancearchitektur und ist einer von wenigen Palästen, die das Erdbeben von Lissabon 1755 unbeschadet überstanden haben und einen guten Eindruck vom Prunk des portugiesischen Adels während der Zeit der Weltmacht geben können.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Palast wurde zwischen 1650 bis 1675 durch Dom João de Mascarenhas, den zweiten Conde de Torre und ersten Marquês de Fronteira, im italienischen Stil erbaut. Die Anlage besteht bis heute in unveränderter Form.

Außenanlage

Zur Außenanlage gehört ein großer Teich, auf dem sich diverse Skulpturen befinden. Eindrucksvoll ist jedoch der große Park, der von Bänken und Sitznischen gesäumt ist, deren Azulejos Affen und andere verfremdete Wesen zeigen, die ein gesellschaftliches Spiegelbild darstellen sollen. Auch die Außenumrandungen des Parks sind mit Azulejos umgeben, die inhaltlich die zwölf Monate eines Jahres darstellen. Eine Galerie, die Galeria da Capela, umfasst eine Fliesenwand, auf der zwölf lebensgroße Reiter zu sehen sind, die verschiedentlich die einzelnen Herren des Palastes oder Mitglieder der Familie Mascarenhas zeigen. In der oberhalb befindlichen Galeria dos Reis, die man durch zwei Freitreppen erreicht, befinden sich die Büsten aller portugiesischen Könige bis zu Johann VI. in ebenfalls von Azulejos ummantelten Nischen, hergestellt aus reinstem Carrara-Marmor. Der Brunnen trägt den Namen Dos Cupidos. Die Kapelle befindet sich unterhalb der Galerie. Eine Azulejo-Darstellung hat eine maskierte Frau zum Inhalt, die von zwei kartenspielenden Glücksrittern umgarnt wird, für das Portugal der damaligen Zeit eindrucksvoll, da die Gesellschaft eher prüde war.

Inneneinrichtung

Der Palast ist in diverse Säle eingeteilt, so in den Sala dos Batalhas (Saal der Schlachten), in dem für gewöhnlich große Festessen stattfinden und sich auch ein Azulejo-Fließ mit Dom Fernando de Mascarenhas, dem ersten Conde de Torres, befindet, der im Restaurationskrieg ab 1640 eine wichtige Rolle gespielt hatte. In diesem Zimmer sind bedeutende Paneele von Pedro Alexandro zu finden. Auch befindet sich im Schloss ein Relief von Dom Pedro de Mascarenhas, einem Vizekönig von Indien und dem letzten Abt von Crato. Im ganzen Haus befinden sich wertvolle Gemälde von de Sequeira und Pellegrini.

Bedeutung des Anwesens

Der siebte Marquis von Fronteira: José Trazimundo Mascarenhas Barreto

Für Portugal hatte dieses Anwesen eine herausragende Bedeutung: Lange besuchten die neuakkreditierten Botschafter noch vor dem König den Marquês de Fronteira, in dem Haus fanden die bedeutendsten literarischen Salons Portugals statt, unter der Leitung der Marquessa de Alorna, bekannter unter dem Namen Alcipe; der Legende nach soll der Hl. Franz Xaver in der Kapelle vor der Übrfahrt nach Indien seine letzte Messe auf europäischem Boden gehalten haben. Auch war der Palast Aufenthaltsort für den späteren Herzog von Wellington, Sir Arthur Wellesley, der während der Iberischen Kriege gegen Napoleon hier Ruhe und Entspannung fand. Der deutsche Adlige und Schriftsteller Felix Fürst von Lichnowsky hielt sich 1843 für einige Wochen auf Einladung des Marquês de Fronteira in dem Anwesen auf und schrieb darüber. Der französische Schriftsteller Pascal Quignard ließ seinen Roman La frontière in den Anlagen des Palastes spielen. Der deutsche Schriftsteller Friedrich Sieburg nannte die Parkanlage gar „einen der künstlichsten und schönsten Gärten der Welt“.

Besichtigung

Der Palast ist noch heute von den Nachkommen der Familie Mascarenhas bewohnt. Die Außenanlagen können besichtigt werden, der Innenbereich nur zu bestimmten Zeiten oder nach Rücksprache.

Quellen

  • Knauers Kulturführer Lissabon. 1998.
  • Richtig Reisen Portugal. Dumont 1988.
  • Jakob Job: Portugal, Land der Christusritter. 1956.
  • Lissabon- ein literarische Porträt. Insel-Verlag 1997.
  • Kunst und Geschichte, Lissabon. Bonechi-Verlag.
  • Rolf Osang: Bruckmanns Länderporträt. Portugal. 2001.
  • Helmut Dollhopf/Rüdiger Neumann: Portugal-Kulturlandschaft. 2003.
  • Jose Cardoso Pires: Lissaboner Logbuch. 1997.
  • Jörg Schubert: Lissabon. 1981.

Weblinks


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