Palais Kap-herr

Palais Kap-herr

Das Palais Kap-herr war 1872/1874 im Stil der Neorenaissance von Bernhard Schreiber für die Familie Kap-herr in den Formen der Semper-Schule erbaut worden und befand sich an der Parkstraße 7 in Dresden. Später gelangte das Palais an das Haus Wettin (königliches Palais). Im Jahr 1945 brannte das Palais aus und wurde 1959 gesprengt.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Palais Kap-herr Außenansicht
Palais Kap-herr, Querschnitt
Palais Kap-herr, Grundriss

Das Gebäude wird als die stattlichste Villa neben dem Palais Oppenheim bezeichnet. Es war ein zweigeschossiger Bau, errichtet auf einem rechteckigen Grundriss.

Parkstraße

Die Fassade zur Parkstraße hatte eine Frontlänge von 9 Fensterachsen. Zwei Eckrisalite beanspruchten dabei jeweils eine Fensterachse, so dass die dazwischenliegende Fassadenfront siebenfenstrig war.

Der Bau ruhte auf einem rustifizierten Sockelgeschoss. Darüber erhob sich ein 2 Meter hohes Erdgeschoss, der mit Rustika verkleidet worden war und in dem die Fenster von glatten Gewänden gerahmt tief zurücklagen. Ein Triglyphengesims bildete den oberen Abschluss des Erdgeschosses. Die Fenster des Obergeschosses waren von einer Ädikula eingefasst, bestehend aus ionischen Dreiviertelssäulen, mit darauf ruhendem Gebälk abwechselnd mit Segment- bzw. Dreiecksgiebeln als Fensterverdachung.

Der Hauptfassade vorgestellt war eine Auffahrt, die zu einem Altan führte. Der Altan ruhte auf gekoppelte Säulen bzw. Pfeilern. Die Hauptfassade hatte Stadtpaläste Italiens zum Vorbild, wie Palazzo Farnese in Rom oder Palazzo Pandolfini in Florenz, die gleichen Vorbilder wie beim Palais Oppenheim an der Bürgerwiese 5–7.[1]

Gellertstraße

Die Fassade zur Gellertstraße hatte ebenso wie die Hauptfassade zur Parkstraße zwei Eckrisalite. Die beiden Eckrisaliten beanspruchten dabei jeweils eine Fensterachse. Vor jedem dieser Eckrisaliten an der Gellertstraße befanden sich zwei doppelgeschossige Loggien. Im ersten Obergeschoss dieser seitlichen Loggien befanden sich Karyatiden, die Dreiecksgiebel trugen. Die zwischen den Eckrisaliten befindliche Fassadenfront auf Erdgeschosshöhe war fünffenstrig, im ersten Obergeschoss war diese dreifenstrig. Während die Fenster im Erdgeschoss wie die an der Parkstraße als Rundbögen gestaltet worden waren, wurden die drei Rundbogenfenster im Obergeschoss von Säulen und Pilastern gegliedert und durch ein Architrav zusammengefasst (ähnlich der Fassade des Dresdner Albert-Theater).

Geschichte

Am 28. August 1952 wurde an der Rückseite des Hauses mit den Abbrucharbeiten begonnen. Daraufhin legte Hans Nadler vom Denkmalamt sofort Protest ein. Nadler verwies in seinem Schreiben auf eine Denkschrift des Kulturbundes, in dem für die Erhaltung des Palais Kap-herr plädiert worden war. Der Kulturbund wollte die Rekonstruktion des Neo-Renaissance-Baus, weil bereits vor dem Krieg ein Teil der Staatlichen Gemäldegalerie im Palais ausgestellt worden war und eine Ausstellung dort geplant wurde. Weiter kritisierte Nadler, dass in Dresden Enttrümmerungsarbeiten an denkmalgeschützten Bauten vorgenommen wurden, ohne vorher das Landesdenkmalamt zu verständigen. Denn „ … die Architektur des Gebäudes zeichnet sich durch beste Proportionen und hervorragende Durcharbeitung aller Architektureinzelheiten aus. In den Formen der italienischen Renaissance bedeutet das Palais zweifellos ein charakteristisches Architekturdenkmal, das in der Architektursprache der Semper-Schule zu den ganz wenigen in Dresden noch vorhandenen Baudenkmalen dieser Zeit gehört, nachdem bereits das Oppenheimische Palais von Gottfried Semper und auch das bedeutende Haus Beuststraße 1 von Hermann Nicolai abgebrochen wurden“. Trotzdem wurde am 19. April 1955 der Westteil des Palais gesprengt ohne das Landesdenkmalamt zu informieren. Oktober 1959 wurde der Rest des Gebäudes gesprengt.[2]

Quellen

Literatur

  • Fritz Löffler: Das alte Dresden - Geschichte seiner Bauten. E.A.Seemann, Leipzig 1981, ISBN 3-363-00007-3.
  • Volker Helas: Architektur in Dresden 1800-1900. Verlag der Kunst Dresden GmbH, Dresden 1991, ISBN 3-364-00261-4.
  • Matthias Lerm: Abschied vom alten Dresden - Verluste historischer Bausubstanz nach 1945. Forum Verlag, Leipzig 1993, ISBN 3-86151-047-2.

Weblinks

 Commons: Palais Kap-herr – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Helas, S. 157 [Palais Kap-herr. 1872/1874 von Schreiber] und Löffler, S. 385, S. 406, S. 408, S. 496, Bildnr. 503 (Palais Kap-herr, Parkstraße 7, B.Schreiber, 1872 bis 1874, 1945 ausgebrannt, 1957 abgebrochen)
  2. Lerm, S. 125f
51.03805555555613.745

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