Partisanenlazarett Franja

Partisanenlazarett Franja
Partisanenlazarett Franja drei Tage vor der Flutkatastrophe

Das Partisanenlazarett Franja war während des Zweiten Weltkriegs ein geheimes Partisanen-Krankenhaus in der Nähe des Weilers Dolenji Novaki, der nordöstlich von Cerkno im westlichen Slowenien liegt. Es diente von 1944 bis zum Kriegsende 1945 der Versorgung von verwundeten jugoslawischen Partisanen. Obwohl die Wehrmacht mehrere Versuche unternahm, das Lazarett zu finden, konnte es nie entdeckt werden. Seit 1963 ist es Teil des Stadtmuseums Idrija. Am Dienstag, den 18. September 2007 wurde es bei einer Flutkatastrophe stark zerstört und war bis Mai 2010 zu Zwecken des fast vollständigen Wiederaufbaus geschlossen.[1] Seit der Wiedereröffnung kann es im Zeitraum vom 1. April bis einschließlich 31. Oktober eines Jahres täglich von 9 bis 18 Uhr besichtigt werden.[2]

Inhaltsverzeichnis

Geschichtlicher Überblick

Büste von Frau Dr. Franja Bojc-Bidovec in Cerkno

Das Lazarett wurde im Dezember 1943 unter Leitung des Arztes Dr. Viktor Volčjak in der abgelegenen Pasica-Klamm errichtet. Da die Schlucht unzugänglich ist, mussten zunächst Brücken errichtet werden. Um die Lage geheim zu halten, wurden Patentien während des Transportes die Augen verbunden. Das Lager wurde außerdem durch Minenfelder und Maschinengewehrstellungen gesichert.

Die ersten Verwundeten wurden am 23. Dezember 1943 eingeliefert. Im Januar oder Februar 1944 übernahm die Ärztin Dr. Franja Bojc-Bidovec die Leitung des Krankenhauses, das nach ihren Vornamen benannt wurde. Bis auf eine 3-monatige Unterbrechung arbeitete sie bis zum Kriegsende im Krankenhaus. Unterstützt wurde sie von einer Krankenschwester und angelernten ehemaligen Verwundeten. In knapp 18 Monaten wurden insgesamt 522 Personen, davon 80 Angehörige anderer Nationen, behandelt.[3] Darunter soll sich auch ein deutscher Wehrmachtssoldat befunden haben, der nach seiner Genesung bis zum Kriegsende im Partisanenlazarett als Hilfspfleger arbeitete.

Im Lauf der Zeit wurde die Anlage sukzessive auf elf größere Baracken erweitert, die zur Tarnung mit Moos und Zweigen gedeckt sowie außen mit einem Flecktarn-Anstrich versehen wurden. Das Lazarett war für die damaligen Verhältnisse gut ausgestattet. In einer größeren Baracke mit Fenstern befanden sich der Operationssaal und das Röntgengerät. Außerdem wurden auf dem Gelände eine Holzhütte für Invaliden, eine Isolierstation, eine Baracke mit Sanitäranlagen, mehrere Krankenstationen sowie eine Wäscherei errichtet. Die Wasserversorgung erfolgte über einen Hochbehälter und Strom wurde aus einem eigenen Wasserkraftwerk bezogen. Das Lazarett konnte insgesamt 108 Patienten aufnehmen.

Lageplan

Lageplan

Lageplan der Lazarettgebäude vor der Flutkatastrophe:

  1. Verwundetenbaracke, Bunker
  2. Isolierstation
  3. Operationssaal
  4. Arztbaracke
  5. Röntgenbaracke
  6. Krankentragen-Lager
  7. Krankenhausküche
  8. Küche
  9. Verwundetenbaracke, Speisesaal
  10. Verwundetenbaracke, Lager und Schreinerei
  11. Pflegerbaracke
  12. Sanitäranlagen, Wäscherei
  13. Krankenstube, Behandlungsraum
  14. Wassertank
  15. Wasserkraftwerk
  16. Leichenhalle
  17. Bunkerstellung oberhalb der Pasica-Klamm

Bedeutung

  • 2003 brachte die Pošta Slovenije zum 60. Jahrestag der Eröffnung des Partisanenlazaretts eine Sonderbriefmarke zu 76 Tolar (ca. 0,32 Euro) heraus, die zur „Briefmarke des Jahres“ wurde.[4]
  • Franja wurde von der Republik Slowenien der UNESCO als UNESCO-Welterbe vorgeschlagen.[5]

Fußnoten

  1. Bilder der Zerstörung mit Erläuterungen in englischer Sprache.
  2. Information auf der offiziellen Website des Stadtmuseums Idrija.
  3. Während dieser Zeit starben allerdings auch 61 Patienten.
  4. Beschreibungsseite der slowenischen Post in slowenischer Sprache.
  5. Vorschlagsliste des UNESCO World Heritage Centre.

Weblinks

Ansicht vor der Flutkatastrophe
 Commons: Partisanenlazarett Franja – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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