Children of God

Children of God

Children of God (deutsch: Kinder Gottes) ist der ursprüngliche Name einer neuen religiösen Bewegung, die sich heute Die Familie (The Family International) nennt, und die zwischenzeitlich auch Family of Love hieß. Gegründet wurde sie 1968 von David Berg in Kalifornien. Seit Bergs Tod im Jahr 1994 wird sie von seiner Witwe Karen Zerby geführt. Die Familie bezeichnet sich selbst als „Zusammenschluss unabhängiger Missionarsgemeinschaften“. Die christlichen Kirchen in Deutschland und der Schweiz bezeichnen die Vereinigung als Sekte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die «Children of God» wurden 1968 von David Berg (alias Moses David, Mo, Dad, später auch Grandad) in Huntington Beach in Kalifornien gegründet. Die Mitgliederzahl wuchs rasch, die meisten neu eintretenden Mitglieder waren Jugendliche aus der Hippie-Szene. Die Gruppe wuchs schnell und breitete sich in anderen westlichen Ländern aus, wo «Kolonien» gegründet wurden.

Seit 1974 praktizierten die Mitglieder das so genannte "Love bombing" und "Flirty Fishing", bei dem durch sexuelle Handlungen neue Mitglieder gewonnen oder auch materielle Güter für die Gruppe beschafft werden sollten. Für diese Anwerbungstaktik gab es schriftliche Anleitungen.[1] In den Medien wurde die Vereinigung nach Bekanntwerden dieser Praxis mit Prostitution in Zusammenhang gebracht. Nach Angaben der «Familie» wurde das «Fishing» 1987 eingestellt, vor allem wegen der Gefahr der Ansteckung mit Aids.

David Berg hatte einen autoritären Führungsstil und kommunizierte mit seinen Anhängern hauptsächlich durch Rundschreiben, die so genannten «Moe Letters», bis er 1994 starb. Von da an übernahm seine Frau Karen Zerby (alias Maria) die Führung.

1999 lösten sich die «Kinder Gottes» offiziell auf, etwa ein Drittel der Mitglieder verließ die Vereinigung. Es drohte ein Gerichtsverfahren in den USA. Später nannte sich die Gruppe dann «Family of Love» (Familie der Liebe), kurz "The Family".

Im Januar 2005 beging das frühere Mitglied Ricky Rodriguez einen Mord-Selbstmord: Nachdem er geplant hatte, seine Mutter zu ermorden, ermordete er stattdessen seine ehemalige Erzieherin und beging danach Selbstmord. Er war ein Sohn Karen Zerbys, inoffizieller Adoptivsohn David Bergs, und wurde bereits als Kleinkind unter dem Pseudonym Davidito (Spanisch für ‚kleiner David‘) zum Nachfolger von David Berg herangezogen. Außerdem veröffentlichte die Sekte ein Pamphlet, in dem er als Objekt pädophiler Handlungen von Frauen gezeigt wurde; zum Tatzeitpunkt hatte er die Sekte allerdings schon seit einigen Jahren verlassen.

Viele ehemalige Mitglieder, die in «The Family» geboren sind, geben an, dass sie als Kinder sexuell missbraucht wurden.[2] Die "Familie" behauptet zwar, dass es nach einem Rundschreiben im Jahr 1986 Erwachsenen verboten wurde, Geschlechtsverkehr mit Kindern zu haben, doch laut Angaben ehemaliger Mitgliedern war dem nicht so. David Berg hatte in den späten 1970ern mehrere «Mo Letters» geschrieben, die Sex mit Kindern billigten, «solange dies in Liebe geschehe». Als diese kontroversen Schreiben drohten, die «Familie» in Verruf zu bringen, wurden die Mitglieder veranlasst, die «Mo Letters» zu verbrennen und ein neues Rundschreiben sollte dem Ganzen ein Ende setzen. Trotz Dementi der «Familie» behaupten bis heute viele junge Menschen, als Kind missbraucht worden zu sein.

Grundsätzlich versucht die «Familie» neue Mitglieder zu gewinnen, indem sie diese von den «etablierten» Religionen abwirbt. Zu diesem Zweck sollen die Mitglieder offensiv auf die Anhänger anderer Religionen zugehen und leitende Positionen in deren Gemeinden übernehmen, um die Lehren der «Familie» getarnt verbreiten zu können. Ende der 1990er-Jahre soll die «Familie» insgesamt rund 9.000 Mitglieder gehabt haben, darunter 6.000 minderjährige.[3]

Rose McGowan wuchs bei den «Children of God» auf. Als das Leben in der Gemeinschaft unerträglich wurde, flüchteten Mutter und Tochter mitten in der Nacht. Auch die Familie der Brüder River Phoenix (Schauspieler, † 1993) und Joaquín Phoenix (Musiker und Schauspieler) gehörte bis 1977 dieser Sekte an und verbreitete deren Lehre vor allem in Mittel- und Südamerika.

Lehre

Die offiziellen Ziele der Vereinigung sind die weltweite Evangelisation, die Gründung von Gemeinschaften, die «in brüderlicher Liebe» leben, christliche Erziehung der Kinder und Verkündigung der bevorstehenden «Endzeit». Bei diesem Weltuntergangsszenario werden nach Überzeugung der Anhänger nur die Mitglieder der «Familie» überleben. Die Kinder der Mitglieder besuchen im Allgemeinen keine öffentlichen Schulen, sondern werden privat unterrichtet.

In der Regel üben die Mitglieder der Vereinigung keinen Erwerbsberuf aus. Nach eigenen Angaben finanzieren sie ihren Lebensunterhalt durch Spenden und durch den Verkauf von Büchern und CDs. Außerdem verliert jedes Mitglied beim Eintritt in die «Familie» seinen gesamten Besitz, der zu Gruppeneigentum wird.

Literatur

  • Bainbridge, William Sims (2002). "The Endtime Family: Children of God". State University of New York Press. ISBN 0-7914-5264-6 (englisch).
  • Georg Hirsch: Die „Kinder Gottes“. Psycho-spirituelle Analyse der Entstehung, Lehre und religiösen Praxis einer Sekte. Kovač, Hamburg 2002, ISBN 3-8300-0593-8 (= Schriftenreihe Geist und Wort, Band 6).
  • Peter Hoeft: So tappte ich in die Sektenfalle … Im Bann einer verführerischen Organisation. Schwengeler, Berneck 1995, ISBN 3-85666-050-6 (falsche ISBN).
  • Kristina Jones, Celeste Jones, Juliana Buhring: Nicht ohne meine Schwestern. Gefangen und missbraucht in einer Sekte - unsere wahre Geschichte (Originaltitel: Not Without My Sister, übersetzt von Hedda Pänke). Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2009, ISBN 978-3-404-61647-3.
  • Elisabeth Sutter: Die Fäden zog ein Fremder. Aus dem Innenleben einer Sekte. Zehn Jahre bei den „Kindern Gottes“ und der lange Weg bis zum Ausstieg. Brunnen, Basel / Gießen 2004, ISBN 978-3-7655-1336-7.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Flirty Fishing, xFamily.org (englisch)
  2. Zu den Vorwürfen siehe Dialika Krahe, Der Lord will Sex, Der Spiegel, Heft 45/2008, S. 92-98.
  3. „Sexsekte im Zürcher Oberland“, Tagesanzeiger, 11. März 2009

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