Chinarinde

Chinarinde
Chinarindenbäume
Cinchona calisaya

Cinchona calisaya

Systematik
Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophyta)
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Asternähnliche (Asteridae)
Ordnung: Enzianartige (Gentianales)
Familie: Rötegewächse (Rubiaceae)
Gattung: Chinarindenbäume
Wissenschaftlicher Name
Cinchona
L.

Die Chinarindenbäume (Cinchona) bilden eine Gattung mit über 40 verschiedenen Arten von immergrünen Bäumen, die über 10 m hoch werden können. Der Chinarindenbaum stammt ursprünglich aus den Bergregionen des nördlichen Südamerikas und wird vor allem in Indien und im Kongo kultiviert.

Inhaltsverzeichnis

Namensherkunft

Der Name hat nichts mit China zu tun und stammt wahrscheinlich vom Quechua-Wort "kina-kina", "Rinde der Rinden".

Die botanische Bezeichnung Cinchona geht auf eine angeblich erfolgreiche Heilung der Gräfin von Cinchon zurück, der Gattin des spanischen Vizekönigs von Peru, die 1639 an Malaria erkrankte. Geheilt wurde sie durch ein Mittel, das ihr ein Jesuitenpater verabreichte und in dem angeblich Chinarindenbaumextrakt verarbeitet wurde. Für Carl von Linné war diese Erfolgsgeschichte der Anlass, dieser Pflanzengattung den botanischen Namen Cinchona zu verleihen.

1930 entdeckte man allerdings die Tagebücher dieser Gräfin, die nicht darauf schließen lassen, dass sie jemals an Malaria litt. Möglicherweise sollte die Erfolgsgeschichte daher bei der Vermarktung dieses Heilmittels behilflich sein [1].

Rinde des Baumes

Aus Chinarinde (auch Cinchonae cortex oder Fieberrinde genannt) kann man bitter schmeckende Präparate herstellen.

Alexander von Humboldt nennt 1860 in seinen Ansichten der Natur neben Quina, als Bezeichnung für Chinarinde auch Cascarilla fina de Loxa und erwähnt die besondere Qualität der aus dem Städtchen Loxa (Loja (Ecuador)) stammenden Rinde der von ihm Cinchona Condaminea genannten Baumart.

Die Rinde des Gelben Chinarindenbaumes (Cinchona officinalis L.) wurde früher wegen des darin enthaltenen Chinins als Medikament gegen Malaria und Fieber genutzt. Der Wirkstoff wurde erstmals im Jahre 1820 durch Pierre Joseph Pelletier und Joseph Bienaimé Caventou isoliert. Neben Chinin, das industriell extrahiert wird, ist auch Chinidin enthalten. Nicht alle Bäume der Gattung der Chinarindenbäume enthalten den Wirkstoff jedoch gleichermaßen. Niederländer versuchten auf Java Cinchona calisaya anzubauen, während die Engländer in Indien versuchten, Cinchona succiruba zu kultivieren. Bei beiden Pflanzen erwies sich jedoch, dass ihre Rinde den Wirkstoff nicht in einem ausreichenden Maße enthält, um eine Extraktion wirtschaftlich zu rechtfertigen. Cinchona ledgeriana dagegen hat eine Rinde, die durchschnittlich 13 Prozent Chinin hat. Sie wurde nach dem fehlgeschlagenen Versuch mit Cinchona calisaya von den Niederländern auf Java in Plantagen angebaut.

Das aus der Rinde des Baumes gewonnene Chinin hatte bis nach dem zweiten Weltkrieg große wirtschaftliche und medizinische Bedeutung. Das Kina-Büro wachte seit 1922 über die Kontrolle und Förderung der Chinarindenproduktion, der Verteilung der Kontingente auf die Mitgliedsstaaten sowie die Aufrechterhaltung der Preisstabilität. Vor dem zweiten Weltkrieg wurden jährlich 1500 Tonnen Chinin produziert [2]. Im zweiten Weltkrieg wurde die Vernichtung von Chinarindenbaumplantagen zum Kriegsmittel. So fällte die japanische Armee zum Beispiel 20.000 Hektar der Chinarindenplantagen auf Java, so dass sich die Suche nach synthetisch hergestellten Ersatzstoffen verstärkte. Das ähnlich wirkende, aber mit schweren Nebenwirkungen einhergehende Atebrin war bereits 1928 durch die deutsche Firma I.G. Farben hergestellt worden. Chloroquin und Primaquin waren die ersten synthetisch erzeugten Wirkstoffe gegen die Malaria, die das natürlich erzeugte Chinin seit dem zweiten Weltkrieg ablösten.

Aus dem Roten Chinarindenbaum (Cinchona pubescens Vahl) wird ein Arzneimittel gegen Verdauungsbeschwerden wie Blähungen gewonnen. Außerdem kann der gewinnbare rote Farbstoff in seiner Wirkung ähnlich wie der Naturfarbstoff Henna verwendet werden.

Besonderheiten

Der Chinarindenbaum findet sich auf dem Wappen der Nationalflagge von Peru. Der dort als quina bekannte Baum, auch aus der Quechua-Sprache übernommen, steht in einem einzelnen Feld oben rechts im Wappen und soll die Natur und Pflanzenwelt Perus symbolisieren.

Arten

  • Cinchona antioquiae L.Andersson (1998).
  • Cinchona asperifolia Wedd. (1848).
  • Cinchona barbacoensis H.Karst. (1860).
  • Cinchona × boliviana Wedd. (1848).
  • Cinchona calisaya Wedd. (1848). Bekannteste der gelben Handelssorten (Königsrinde, wertvollste = Monopolcalisaya aus Bolivien)
  • Cinchona capuli L.Andersson (1994).
  • Cinchona fruticosa L.Andersson (1998).
  • Cinchona glandulifera Ruiz & Pav. (1802).
  • Cinchona hirsuta Ruiz & Pav. (1799).
  • Cinchona krauseana L.Andersson (1998).
  • Cinchona lancifolia Mutis (1793).
  • Cinchona lucumifolia Pav. ex Lindl. (1838).
  • Cinchona macrocalyx Pav. ex DC. (1829).
  • Cinchona micrantha Ruiz & Pav. (1799).
  • Cinchona mutisii Lamb. (1821).
  • Cinchona nitida Ruiz & Pav. (1799).
  • Cinchona officinalis L. (1753).
  • Cinchona parabolica Pav. in J.E.Howard (1859).
  • Cinchona pitayensis (Wedd.) Wedd. (1849).
  • Cinchona pubescens Vahl (1790).
  • Cinchona pyrifolia L.Andersson (1998).
  • Cinchona rugosa Pav. in J.E.Howard (1859).
  • Cinchona scrobiculata Humb. & Bonpl. (1808).
  • Cinchona villosa Pav. ex Lindl. (1838).

Einzelnachweise

  1. Jean Marie Pelt: Die Geheimnisse der Heilpflanzen, Verlag Knesebeck, München 2005, ISBN 3-89660-291-8, S. 55
  2. Jean Marie Pelt: Die Geheimnisse der Heilpflanzen, Verlag Knesebeck, München 2005, ISBN 3-89660-291-8, S. 70

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