Österreich-Ungarische Tiefsee-Expeditionen 1890–1898

Österreich-Ungarische Tiefsee-Expeditionen 1890–1898
Transportdampfer SMS Pola

Die Österreich-Ungarischen Tiefsee-Expeditionen 1890–1898, auch Pola-Expeditionen genannt, gehören zu den ozeanographischen Expeditionen, die unter dem Eindruck der wissenschaftlich ergebnisreichen britischen Challenger-Expedition (1872 bis 1876) am Ende des 19. Jahrhunderts von verschiedenen Staaten durchgeführt wurden. Die von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften organisierten Seereisen führten auf der SMS Pola ins östliche Mittelmeer, die Adria und das Rote Meer. Die Pola-Expeditionen sind eng verbunden mit dem Namen ihres wissenschaftlichen Leiters, des Wiener Ichthyologen Franz Steindachner. Der Großteil des mitgebrachten Materials befindet sich heute in den Sammlungen des Naturhistorischen Museums Wien.

Noch in den 1880er Jahren galt das östliche Mittelmeer als wenig erforscht. Nach den vier jährlich von 1890 bis 1893 durchgeführten Forschungsfahrten des Transportdampfers Pola der österreichischen Marine gehörte es zu den am gründlichsten untersuchten Meeresgebieten. An insgesamt 417 ozeanographischen Stationen – vorher festgelegten Meeresstellen, an denen das Schiff vor Anker ging – wurde eine Bestandsaufnahme der topographischen, physikalischen, chemischen und biologischen Verhältnisse durchgeführt.

1894 schloss sich eine ergänzende zweimonatige Adria-Expedition an, flankiert von einer Forschungsreise des SMS Taurus in das Marmarameer, die unter der Leitung des Chemikers Konrad Natterer stand. Unter der wissenschaftlichen Ausbeute war der erste Tiefseefisch, der jemals in der Adria gefangen wurde.

1895/96 und 1897/98 folgten zwei Forschungsreisen in das nördliche bzw. südliche Rote Meer. Der wissenschaftliche Schwerpunkt lag auf seiner zoologischen Erforschung. Daneben gab es aber auch umfangreiche meteorologische, geodätische, geologische, botanische, chemische und physikalische Untersuchungen. Neben der Tiefsee wurden auch die Küsten der anrainenden Länder erforscht.

Die Ausbeute der Pola-Expeditionen war sehr reichhaltig und von hohem wissenschaftlichem Wert. Zahlreiche bis dahin unbekannte Tierarten konnten von Wissenschaftlern im In- und Ausland beschrieben und in vierzehn Serien der Denkschriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien veröffentlicht werden.

Am 28. Juli 1891 wurde mit 4.404 m die bis dahin größte Tiefe des Mittelmeers gemessen,[1] die auf Antrag des Präsidiums der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften den Namen Pola-Tiefe erhielt.[2]

Literatur

  • Günther Schefbeck: Die österreichisch-ungarischen Tiefsee-Expeditionen 1890–1898. Weishaupt, Graz 1991. ISBN 3-900310-79-3
  • Harald Ahnelt und Benigno Elvira: Eine Kollektion von Meeres- und Süßwasserfischen der Österreichischen Adria-Tiefsee-Expedition 1894. In: Ann. Naturhist. Mus. Wien 92B, 1991, S. 1–13
  • Paul Edler von Pott: Expedition S.M. Schiff „Pola“ in das Rothe Meer. Beschreibender Theil. 2 Bände: Band I: Nördliche Hälfte (October 1895 – Mai 1896). Band II: Südliche Hälfte (September 1897 − März 1898), k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1898–1899

Einzelnachweise

  1. Pola-Expeditionen. In: Österreich-Lexikon, online auf aeiou.
  2. Anzeiger d. kaiserl. Akademie der Wissenschaften mathem.-naturwiss. Classe 28, Heft 22, 1891, S. 223

Weblinks


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