Porcetum

Porcetum

Porcetum ist der lateinische Name des römischen Vicus Burtscheid. Die Stadt Burtscheid wurde 1898 nach Aachen eingemeindet.

Bei dem Vicus in Burtscheid handelt es sich um eine Kult- bzw. Pilgerstätte aus römischer Zeit. Im Bereich des heutigen Burtscheider Marktes wurden 1969 die Fundamente eines Quellnymphäum gefunden, das dem Apollo Grannus geweiht war. In der Ostecke des 15 × 15 × 3 römische Fuß (etwa 4,5 × 4,5 × 0,9 m) großen Innenraums befand sich eine natürliche Quelle. Eine Treppe führt seitlich ins Gebäude.

Inhaltsverzeichnis

Funde

Ein entsprechender Weihaltar aus lothringischem Kalkstein, der bereits 1957 bei den Ausschachtungsarbeiten im so genannten „Schwertbad“ entdeckt wurde, unterstreicht den kultischen Charakter des Quellhauses. Der Weihaltar hat einen fünffach profilierten Sockel und ist 87,5 cm hoch und 57,0 cm breit. Sowohl die Inschrift des Latinius Macer, eines Primus Pilus der IX. Legion aus Verona, wie auch das zugehörige Reliefbild, das Apollo mit einer Kithara zeigt, belegen, dass er dem Gott Apollo (Grannus) geweiht war. Apollo ist sitzend dargestellt. Auf dem Rücken trägt er einen Bogen und einen Köcher. Aufgrund der Truppenstationierung datieren Petrikovits und Nesselhauf den Altar nach dem Auszug der Legion aus Britannien 108 bis vor 119 n. Chr., wo die Einheit von Kaiser Trajan ins Partherreich abkommandiert wurde.

Inschrift[1] Übersetzung
L(ucius) Latinius L(uci) f(ilius) Publilia (tribu) / Macer Ver(ona) p(rimus) p(ilus) Leg(ionis) VIIII Hisp(anae) / praef(ectus) castr(orum) pro se et suis / Apollini / v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito). Lucius Latinius Macer, Sohn des Lucius, aus der tribus Publilia, geboren in Verona, Primus Pilus der 9. Legion Hispana, Lagerkommandant, hat für sich und seine Angehörigen dem Gott Apollo das Gelöbnis freudig und nach Gebühr eingelöst.

Ergänzt wird der Befund durch den Fund eines kleinen, 36,0 cm hohen Nymphenaltars aus dem 2./3. Jahrhundert mit einer Dankesinschrift auf der Vorderseite.

Inschrift[2] Übersetzung
Nymphis / Marcia / Vangionis / li(berta) Verec/unda v(otum) / s(olvit) l(ibens) m(erito). Den Nymphen hat Marcia Verecunda, die Freigelassene des Vangio, ihr Gelöbnis freudig und nach Gebühr eingelöst.

Neben weiteren Kleinfunden stammen aus dem Bereich des Quellhauses zwölf Fragmente einer lebensgroßen Frauenstatuette, die stilistisch vor 70 n. Chr. datiert wird. Bei der Ausgrabung wurden auch Reste einer steinernen Frischwasserleitung, die nach Aquae Granni (Aachen) führte, gefunden.

Denkmalschutz

Der Bereich des vicus ist ein Bodendenkmal nach dem Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Denkmäler im Lande Nordrhein-Westfalen (Denkmalschutzgesetz - DSchG)[3]. Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.

Literatur

  • Paul Derks: Porcêtum "Schweinetrift". Der Name Burtscheids und die lateinisch-romanischen Relikte im Aachener Raum, in: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins (ZAachenerGV) 100, 1995/96, S. 153–245
  • Heinz Günter Horn (Hrsg.): Die Römer in Nordrhein-Westfalen. Theiss, Stuttgart, 1987. S. 328. ISBN 3-8062-0312-1.
  • Christoph Keller: Archäologische Forschungen in Aachen. Zabern, Mainz 2004, ISBN 3-8053-3407-9.
  • Peter Rothenhöfer: Die Wirtschaftsstrukturen im südlichen Niedergermanien. Untersuchungen zur Entwicklung eines Wirtschaftsraumes an der Peripherie des Imperium Romanum. Verlag Marie Leidorf, Rahden/Westfalen 2005, ISBN 3-89646-135-4.

Anmerkungen

  1. AE 1968, 323; Abbildungen.
  2. AE 1977, 544; Abbildung.
  3. Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Denkmäler im Lande Nordrhein-Westfalen (Denkmalschutzgesetz - DSchG)

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