- Prager Jesulein
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Das Prager Jesulein oder Prager Jesuskind ist weltweit eines der bekanntesten wundertätigen Jesus-Gnadenbilder. Es befindet sich in der Kirche Maria vom Siege (Kostel Panny Marie Vítězné) im Karmeliterkloster in der tschechischen Hauptstadt Prag.
Inhaltsverzeichnis
Die Statue
Die Statue ist eine etwa 45 cm große Renaissance-Wachsfigur und stellt das Jesuskind im Alter von etwa drei Jahren dar. Sie ist das Werk eines unbekannten Künstlers aus dem 16. Jahrhundert.
Geschichte
Ursprünglich befand sich die Statue im Besitz der spanischen Adelsfamilie Manrique de Lara. Als im Jahre 1555 Maria Manrique de Lara den Oberstkanzler von Böhmen, Vratislav von Pernstein heiratete, erhielt sie von ihrer Familie die Statue als Hochzeitsgeschenk. Nachdem mit ihrem Enkel Vratislav Eusebius von Pernstein das Geschlecht der Herren von Pernstein 1631 im Mannesstamm erlosch, übergab dessen Tante Polyxena von Lobkowicz die bis dahin als Familienschatz gehütete Statue dem Kloster der Karmeliter auf der Prager Kleinseite[1]. Seitdem wird es in einem silbernen Schrein auf dem rechten Seitenaltar der Kirche Maria vom Siege aufbewahrt und als wundertätig verehrt.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Kloster durch die Sachsen geplündert und der Figur des Jesuleins die Händchen abgeschlagen. 1637 veranlasste ein Pater Cyrill die Reparatur und sorgte dafür, dass die Figur wieder aufgestellt wurde. In den folgenden Jahren wurden dem Prager Jesulein wundersame Wirkungen nachgesagt; im Jahre 1655 wurde es durch den damaligen Weihbischof von Prag feierlich gekrönt. Dieses Krönungsfest wird alljährlich zu Christi Himmelfahrt gefeiert.
Jedes Jahr kommen rund eine Million Pilger zum Gnadenbild des Prager Jesulein.
Gewänder
Es ist ein altes Brauchtum, dem Prager Jesulein als Votivgabe Gewänder zu schenken und es einzukleiden. Gegenwärtig besteht die Garderobe aus rund 100 verschiedenen Kleidern aus aller Welt. Das älteste Kleid, ein Geschenk des Königs Ferdinand III., stammt aus der Mitte des 17. Jahrhunderts und ist mit Rauschgoldstickerei ausgeschmückt. Als das wertvollste gilt ein mit Diamanten, Perlen und Granaten besetztes Kleid; es gehört zu rund zwanzig Ausstattungsstücken, welche die böhmische Königin und österreichische Erzherzogin Maria Theresia eigenhändig bestickt haben soll.
Je nach der Kirchenjahreszeit bzw. zu besonderen Anlässen werden die Kleider der Figur ausgewechselt.
Krone
Ebenfalls zur Ausstattung des Prager Jesuleins gehören einige goldene Kronen. Die erste Krone ließ 1654 der Oberstburggraf von Böhmen Bernhard Ignatz Borzita von Martinic anfertigen. Weitere stammen aus dem 18. Jahrhundert; sie wurden in Prager Goldschmiedewerkstätten gefertigt. Die jüngste Krone stammt von Papst Benedikt XVI., der das Gnadenbild bei seinem Besuch am 26. September 2009 damit ehrte.
Nachbildungen
Es existieren zahlreiche Nachbildungen des Prager Jesuleins, z.B.
- in Österreich: Salzburg: Franziskanerkirche
- in Deutschland:
- Bad Schussenried-Otterswang: St. Oswald
- Chamerau im Oberen Bayerischen Wald: St. Peter und Paul; von etwa 1640 bis 1740 fand eine rege Wallfahrt zur dortigen Nachbildung statt. Über die Ankunft des Prager Jesuleins existiert im Ort außerdem eine Sage.
- Ebersbach-Musbach: St. Michael
- Ostrach: im Kloster Habsthal
- Lindenberg im Allgäu: St. Aurelius)
- Tettnang: Georgskapelle)
- Wallfahrtskirche Maria Steinbach/Unterallgäu
- in Frankreich: Joinville, Haute-Marne: Notre-Dame
- in Italien: Rom: St. Francesco
Literatur
- Ferdinand Steinhardt, Das Gnadenreiche Prager Jesulein, das Heilige Römische Reich und unsere Zeit. St. Andrä, Mediatrix-Verlag 1988.
Einzelnachweise
- ↑ Petr Vorel: Páni z Pernštejna. Vzestup a pád rodu zubří hlavy v dějinách Čech a Moravy. ISBN 80-86182-24-X, S. 265.
Weblinks
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