Kloster Habsthal

Kloster Habsthal
Kloster Habsthal

Das Kloster Habsthal, eigentlich Benediktinerinnenkloster Unseren Lieben Frau Habsthal, ist ein von Benediktinerinnen genutztes Kloster bei Habsthal, einen Ortsteil von Ostrach im südlichen Landkreis Sigmaringen. Das Kloster liegt eingebettet in einer schönen Landschaft und ist als barockes Kleinod in Oberschwaben wenig bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Kloster Habsthal (Ansicht von 1671)
Kloster Habsthal (Aquarell um 1830)

Das Kloster hat seinen Ursprung in der Stadt Mengen. Dort taten sich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts einige Frauen zusammen, um in klösterlicher Weise miteinander zu leben. Diese Mengener Beginengemeinschaft war im damaligen Amtshaus - dem heutigen Gasthof Lamm - ansässig.[1] Sie pflegten Kranke, versorgten Arme und kümmerten sich um Waisenkinder.[2]

Die Frauen erhielten schon bald kirchliche Anerkennung und suchten sich dann über Beziehungen Stifter für die Gründung eines neuen Klosters. Diese fanden sie in Pfalzgraf Hugo IV. von Tübingen und König Rudolf von Habsburg, die ihnen Grundstücke und Gebäude in Habsthal zur Verfügung stellten. Die Frauen zogen im Jahr 1259 von Mengen nach Habsthal. Dort schlossen sich wiederum wohl über Beziehungen mit dem Dominikanermönch Johannes von Ravensburg dem Dominikanerorden an. Als Dominikanerinnen lebten fortan nach den Regeln des heiligen Augustinus, hielten strenge Klausur und pflegten das Chorgebet.[2]

Sie hatten offenbar guten Zulauf und wurden immer wieder mit Grundstücken, ja sogar mit ganzen Höfen beschenkt. Das Kloster konnte in den Gemarkungen Habsthal, Rosna und Bernweiler eine kleine Herrschaft aufbauen und besaß dort die Niedere Gerichtsbarkeit.

1806 löste Napoleon den Konvent auf.[2] Das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen erhielt durch die Säkularisation die Besitzungen der Klöster Habsthal und Wald. Fürst Anton Aloys ließ die Klosterfrauen im Kloster weiterleben, es waren eine Priorin, 17 Ordensfrauen und zwei Laienschwestern.

Ab 1840 wurden die Klostergebäude als Bildungsanstalt für angehende Lehrer benutzt. Von 1856 bis 1875 war in Habsthal eine Straf- und Korrekturanstalt untergebracht. 1892 erwarben Benediktinerinnen aus dem schweizerischen Hermetschwil im Kanton Aargau das Klostergebäude. Die Nonnen ließen sich wieder in Habsthal nieder. In dieser Tradition stehen die vier Schwestern, die heute den Konvent bilden.[2] Dem Kloster steht seit 1991 Abt Benno Malfèr aus der Abtei Muri-Gries in Südtirol vor.[1]

Das Kloster und die Ortschaft Habsthal feierten über Christi Himmelfahrt, 21. und 22. Mai 2009, 750-jähriges Bestehen mit Erwin Teufel und weiterer Prominenz aus kirchlichen, adligen und politischen Kreisen. Inzwischen weist das Klostergebäude, das an der Oberschwäbischen Barockstraße liegt, solche Schäden auf, dass es dringend saniert werden muss. Ein Förderverein hat sich dafür gegründet.[3]

Gebäude

Klosterkirche

Klosterkirche

Die Klosterkirche St. Stefan birgt eine Menge künstlerischer Schätze und verdeutlicht in den Kunstwerken die Marienverehrung, die im Mittelpunkt ihrer fast 600 Jahre ansässigen Theologie stand. Dies widerspiegelt sich heute noch in der barocken Ausstattung der Kirche. In der Barockzeit beauftragten die Dominikanerinnen berühmte Meister, so hat zum Beispiel der Maler Gottfried Bernhard Göz, der der Wallfahrtskirche Birnau zu ihrer Pracht verhalf, in Habsthal das Deckenfresko gestaltet. Der Stuck stammt von Joseph Anton Feuchtmayer, Franz Joseph Spiegler hat eines der Marienbilder gemalt.[4]

Auf der so genannten Nonnenempore befindet sich die Orgel. Diese wurde 1907 von den Benediktinerinnen bei den Gebrüdern Späth in Ennetach bestellt. Der Auftrag war eine Gegenleistung für das von der Pfarrgemeinde eingeräumte Recht, die Nonnenempore wieder für das Chorgebet benutzen zu dürfen. Die fast original erhaltene Orgel hat im Laufe der Jahrzehnte mehrere Restaurierungen erfahren, zuletzt im Jahre 2003 durch den Orgelbauer Harald Rapp aus Ennetach. Dabei wurden die alten Zinkpfeifen durch neue Zinnpfeifen ersetzt. Die Orgel besitzt nun 18 Register.[5]

Zehntscheuer

Die ehemalige Kloster-Zehntscheuer ist die größte, im Originalzustand erhaltene Zehntscheuer in Baden-Württemberg. Viele Jahre fristete sie ein Schattendasein, die Bausubstanz war ziemlich heruntergekommen. Heute ist sie Kulturhof und beinhaltet ganzjährig das Modemuseum für Mode aus drei Jahrhunderten für Wäsche, Accessoires, für Puppen und Puppenstuben und anderes.[6]

Anmerkungen

  1. a b Vera Romeu: Himmelfahrt. 750 Jahre sind für die Klosterschwestern ein guter Grund zum Feiern. In: Schwäbische Zeitung vom 19. Mai 2009
  2. a b c d Vera Romeu: Kloster Habsthal. Viele Gäste feieren mit dem Klosterdorf. In: Schwäbische Zeitung vom 23. Mai 2009
  3. Vera Romeu: 750-jähriges Jubiläum. Kloster reklamiert mehr Wahrnehmung. In: Schwäbische Zeitung vom 23. April 2009
  4. Kunst kann Theologie vermitteln. In: Schwäbische Zeitung vom 4. Juli 2008
  5. Sr. Kornelia Kreidler OSB: Schätze der Paramentenkunst und andere Kostbarkeiten aus dem Benediktinerinnenkloster Unserer Lieben Frau Habsthal. Informationsbroschüre zur Ausstellung im Kloster Habsthal von Samstag, 8. September 2007 bis Sonntag, 14. Oktober 2007
  6. Ausstellung in der Zehntscheuer. Bett spielt wichtige Rolle. In: Schwäbische Zeitung vom 22. November 2010

Literatur

  • Otto Beck: Kloster Habsthal. (= Kleine Kunstführer; Nr. 1666). 2. Auflage. Schnell + Steiner, Regensburg 2007, ISBN 978-3-7954-5376-3
  • Doris Muth, Sr. Kornelia Kreidler OSB: Das Kloster Habsthal. In: Edwin Ernst Weber (Hrsg.): Klöster im Landkreis Sigmaringen in Geschichte und Gegenwart. (= Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Sigmaringen; Bd. 9). Kunstverlag Fink, Lindenberg 2005, ISBN 3-89870-190-5, S. 120–165
  • Johann Nepomuk von Raiser: Geschichte des Klosters Habsthal, vormals Mengen, in: Johann Daniel Georg Memminger (Hrsg.): Württembergische Jahrbücher für vaterländische Geschichte, Geographie, Statistik und Topographie, Jg. 1825, 2. Heft, Stuttgart und Tübingen 1826, S. 419–432 (Digitalisat)
  • Karl Theodor Zingeler: Urkunden zur Geschichtes des Klosters Habsthal. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern, Bd. 11 (1877/78), S. 35–80

Weblinks

 Commons: Kloster Habsthal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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