Pritschenmeister

Pritschenmeister
Die Pritschenmeister Leonhard Flexel und Sohn, ca. 1575
Wolf Dorsch, Pritschenmeister der Nürnberger Schießgesellschaft St. Johannis, 1753

Als Pritschenmeister wurde und wird eine Art Zeremonienmeister und Ordner bei geselligen Zusammenkünften bezeichnet. Sein Requisit ist eine Pritsche, ein langes flaches Holz, mit dem er diejenigen, die gegen die Regeln verstoßen, nicht wirklich, sondern nur scheinbar züchtigen darf.

Das Reallexicon der Deutschen Altertümer definierte das Amt so:

„Pritschenmeister, hiess derjenige, der bei den Schützenfesten die Ordnung auf dem Schiessplatze zu handhaben hatte; er bediente sich zu dem Ende der Pritsche, eines flachen, in mehrere dünne Brettchen gespaltenen Werkzeuges, womit er die Unfolgsamen schlug. Er war zugleich Lustigmacher der Gesellschaft und hatte auf die Festlichkeiten Spruchgedichte anzufertigen. Sie bestanden mit eigener Tracht an manchen Höfen bis in den Anfang des 18. Jahrhunderts.“[1].

Das Amt eines frühneuzeitlichen Nürnberger Schützen-Pritschenmeisters wurde so beschrieben:

„Der Pritschenmeister hat die Rolle eines Conférenciers und Spaßmachers, auch Zeremonienmeisters, aber auch gewisse Ordnungsaufgaben beim Schießen zu erfüllen“.[2]

Der Pritschenmeister, der als Funktions-Nachfolger des Herolds bezeichnet werden kann, trug in der Regel eine Narrentracht. Pritschenmeister gab es nicht nur bei den Schützen, sondern auch auf höfischen Festen. Aber auch wenn sich Badegäste zu einem geselligen Badegericht zusammenfanden, wurde des Öfteren von einem das Amt eines Pritschenmeisters wahrgenommen.

Pritschenmeister verfassten oft handschriftliche oder gedruckte Beschreibungen der Festlichkeiten, auf denen sie tätig waren. Die berühmtesten literarisch tätigen Pritschenmeister im 16. Jahrhundert waren Leonhard Flexel und Heinrich Wirri[3].

Bis heute hat sich bei lokalen brauchtümlichen Vereinen (Schützen, Karneval, Kirmesvereine usw.) Amt und Bezeichnung erhalten. Beispielsweise gibt es Pritschenmeister bei den Jungenspielen in Würselen.

Weblinks

 Commons: Pritschenmeister – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Pritschenmeister – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Ernst Götzinger: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885, S. 812 online
  2. Ausstellungskatalog: Hans Sachs und die Meistersinger. Nürnberg 1981, S. 132.
  3. Siehe ausführlich http://www.wirrizunft.ch/pages/Wirri.htm

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Heinrich Wirri — Hainrich Wirre von Araw geborn / Kaiserlich Maistet gelobt vnd gschworn. Heinrich Wirri (auch Wire, Wirre, Wirrich, Wirry, Werry; * im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts in Aarau; † vermutlich um 1572 in Österreich) war ein Schweizer… …   Deutsch Wikipedia

  • Jungenspiele — Maipaare des Scherberger Jungenspiels 2009 beim Sonntagnachmittagsumzug an Großkirmes 2009 Die Jungenspiele haben in und um Würselen im westlichen Rheinland eine lange Tradition. Erstmals wurden Vorläufer der Jungenspiele im Jahre 1620 urkundlich …   Deutsch Wikipedia

  • Pritsche — bezeichnet ein Bett im Gefängnis oder ein Feldbett beim Militär die Ladefläche eines Fahrzeuges, siehe Pritschenwagen (Automobil) ein scherzhaftes Züchtigungsinstrument, bzw. den Schlagstock des Kasperles, siehe Pritsche (Symbol) und… …   Deutsch Wikipedia

  • Pritsche (Symbol) — Es fehlt eine Beschreibung, was eine Pritsche überhaupt ist. Pritschenmeister im 16. Jahrhundert mit Pritsche Die Pritsche ist ein scherzhaftes Züchtigungsinstrument, das meist zu Karneval oder aber bei der Kasperle Figur Verwendung findet. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Pritsche — Pritsche, 1) breites, schweres, unten glattes Stück Holz mit einem schräg aufwärts gehenden Stiele, damit die Tennen u. den Herd in Schmelzhütten glatt zu schlagen; ähnlich sind die Pritschhölzer od. Zeugpritschen in der Papierfabrik, mit denen… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Pritsche [2] — Pritsche (Patsche), Schlag und Klapperwerkzeug des Hanswurstes der Bühne und der Karnevalsnarren, ein langes, bis auf einen handbreiten Griff in dünne Blätter gespaltenes Holz, das beim Schlagen keine Schmerzen, aber desto mehr Lärm verursacht.… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Schützengesellschaften — (Schützengilden), Vereine von Bürgern, die sich im Gebrauch der Schußwaffen üben und in der Regel bald nach Pfingsten Schützenfeste mit Preisschießen veranstalten. Entstanden sind die nach Art der Handwerkerzünfte organisierten S., die wie jene… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Narr des Bürgerschützenhofes — Datei:WP Narr des Bürgerschützenhofes.jpg Der Narr des Bürgerschützenhofes, dargestellt auf einer bemalten Tafel von etwa 1650 Der Narr des Bürgerschützenhofes, unter anderem auch als Hansnarr, Havemeister und Pritschenmeister bezeichnet, wurde… …   Deutsch Wikipedia

  • Schützenscheibenmuseum Scheibbs — Sgraffito am Schützenscheibenmuseum Scheibbs Das Schützenscheibenmuseum Scheibbs ist mit rund 250 historischen Exponaten das größte seiner Art und beherbergt Schützenscheiben aus der Zeit von 1670 bis 1941 aus Scheibbs. Es wurde 1991 im… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”