Protar

Protar
Carl Zeiss Jena Protar, Serie V, 1:18

Protar ist der Name einer 1890 von Paul Rudolph für Zeiss entwickelten Serie von vierlinsigen Kameraobjektiven. Das Protar war das erste Objektiv weltweit, das weder Bildfeldkrümmung noch Astigmatismus aufwies.[1] Mit anderen Worten: Das Protar war der erste Anastigmat. Protare galten Anfang des 20. Jahrhunderts als "sehr gute Weitwinkellinsen".[2]

Linsenoptischer Hintergrund

Ein anastigmatisches Objektiv ohne Bildfeldkrümmung muss eine Petzval-Summe nahe Null haben.

Die Petzval-Summe ergibt sich als dem Kehrwert einer Summe von Produkten, die jeweils aus der Brennweite der eingesetzten Linsen und deren optischer Dichte gebildet wird. Damit ein Objektiv überhaupt eine positive Brennweite haben kann, muss die Summe der Einzelbrennweiten der eingesetzten Linsen ebenfalls positiv sein. Mit andern Worten, die Sammellinsen dominieren insgesamt das optische System. Bestehen die Linsen nun alle aus den gleichen Material, kann die Petzval-Summe nie Null erreichen. Bestehen die Sammellinsen hingegen aus einem Material mit einem besonders hohen Brechungsindex, verringert sich die Petzval-Summe und damit die Bildfeldwölbung. Enthält das optische System gleichzeitig eine Zerstreuungslinse (negativer Beitrag zur Gesamtbrennweite) aus einem Glas mit niedrigem Brechungsindex so kann die Petzval-Summe gegen Null gehen.

Die Entwicklung von Barium-haltigem Kronglas durch Schott im Jahre 1886 ermöglichte es nun erstmals, anastigmatische Objektive ohne Bildfeldkrümmung zu konstruieren. Das Barium-haltige Kronglas (z.B. BaK4) hatte nämlich einen deutlich höheren Brechungsindex als "normales" Kronglas.

Geschichte der Konstruktion

Auf Grundlage der neuen, Barium-Krongläser konstruierte Paul Rudolph 1889 das erste einer Serie von vierlinsigen Protar-Objektiven. Ein deutsches Reichspatent mit der Nummer 56109 wurde am 3. April 1890 erteilt[3] (englisches Patent am 24. Mail 1890). Die verschiedenen Serien des Protars hatten jeweils eine andere feste Öffnung. Die lichtstärkste Serie I hatte beispielsweise eine Lichtstärke von 1:4,5, die Serie V eine Lichtstärke von 1:18.[4]

Obwohl Protare bis in die 1930er Jahe hinein gebaut wurden, waren sie keine besonders erfolgreiche Objektivreihe. Das zwei Jahre später entwickelte Dagor von C.P Goerz war der erste wirklich erfolgreiche Anastigmat.[5]

Einzelnachweise

  1. Gregory Hallock Smith (2006) Camera Lenses: From Box Camera to Digital. SPIE Press. S. 140
  2. Lexikon der gesamten Technik. Herausgegeben von Otto Lueger. 2. Auflage 1904–1920. S. 730
  3. "Photographisches Doppelobjektiv" Kaiserliches Patentamt, Patentschrift No. 56109, online über das Deutsche Patentamt verfügbar, abgerufen am 25. Mai 2011
  4. Zeiss-Originaldokumentation von 1901, S. 30f; online verfügbar, abgerufen am 25. Mai 2011
  5. Gregory Hallock Smith (2006) Camera Lenses: From Box Camera to Digital. SPIE Press. S. 140

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